Entspannt und grenzenlos Trödeln − wie auf einem Flohmarkt: Die Apps „Shpock“, „Stuffle“ und die „eBay Kleinanzeigen App“ ermöglichen mit unterschiedlichen Ansätzen virtuelle Märkte auf dem eigenen Smartphone.
Trödeln, feilschen, kaufen. Am Wochenende ist Flohmarkt-Zeit: In Ruhe nach gebrauchten Gegenständen stöbern, zwischen vermeintlichem Schrott kleine Herzensstücke entdecken und dabei immer wieder neue Kontakte knüpfen. Aber ist der Flohmarkt nur etwas für Krempel-Liebhaber? Von wegen.
Denn mittlerweile gibt es den Flohmarkt sogar für die eigene Hosentasche. „Die App ‚Shpock‘ ermöglicht es, sich das Flohmarkt-Feeling direkt auf das Smartphone zu holen“, erklärt Katharina Klausberger, Geschäftsführerin der App „Shpock“ aus Österreich. Mobil ohne Zeitlimit stöbern, jederzeit und von überall. Sogar das Feilschen ist virtuell möglich. „Derzeit geht der Trend zu mobilen Marktplätzen”, weiß auch Markus Burgdorf, App-Experte von „App Agency Limited“. Die Unternehmensberatung um App-Entwicklung und Vermarktung kennt die derzeitigen Trends in der Branche genau.
Mobile Fundgruben im Vergleich
Auch der deutsche Anbieter „Stuffle“ ermöglicht virtuelles Stöbern und den mobilen Verkauf gebrauchter Wertgegenstände. „Besonders häufig gesucht werden bei ‚Stuffle‘ Schuhe, iPhones und Fahrräder. Direkt verkauft werden jedoch neben Smartphones auch Möbel und Haushaltsgeräte“, erklärt Adrian Korte, PR-Verantwortlicher der App „Stuffle“. Die Präsentation der Angebote bei „Stuffle“ und „Shpock“ erfolgt in Form einer Foto-Galerie, in der die Produkte nach Entfernung zum aktuellen Nutzerstandort angezeigt werden. Aufgrund dieser standortbezogenen Filterung ist gerade in kleineren Gegenden auch eine kleinere Nutzeranzahl solcher Dienste zu erwarten. Die lokale Angebotsvielfalt sinkt somit.
„Hier löst ,Shpock‘ das Problem geringer Angebote sehr elegant: Werden die Produkte nach und nach angezeigt, ändert sich nahezu heimlich die Entfernungsangabe oberhalb der Bildergalerie. Dem Nutzer fällt das nicht unbedingt sofort auf“, erklärt App-Experte Burgdorf. Der Flohmarkt-Gedanke ist bei beiden Apps erkennbar umgesetzt worden, sogar das Feilschen ist mobil möglich. „Allerdings ist bei beiden Diensten eine Anmeldung notwendig, um etwas zu kaufen, zu verkaufen oder Verhandlungen zu führen”, so der App-Experte. Beim „Offline-Flohmarkt” genügt zumeist die Anmeldung des Anbieters von Ware.
Konkurrenz durch den Gebraucht-Marktführer
Das erfahrene Online-Auktionshaus eBay setzt mit der „eBay Kleinanzeigen App“ auf Angebote in Form von Kleinanzeigen: „Damit greift das Unternehmen ganz massiv die lokalen Zeitungen an, die ohnehin durch das Internet bereits viele Kleinanzeigen verloren haben”, meint Burgdorf. Die Angebote innerhalb der App werden in Listenform mit Bild, Artikelüberschrift und Preis angezeigt. „Während der Käufer die ‚eBay Kleinanzeigen App‘ dann wählt, wenn er etwas ganz bestimmtes sucht, nutzt er ‚Stuffle‘ um zu stöbern und sich inspirieren zu lassen“, meint Adrian Korte vom Wettbewerber-Angebot „Stuffle“. Wird der Artikel bei eBay geöffnet, erscheinen weitere Fotos, eine kurze Beschreibung und die Kontaktdaten des Anbieters.
„Als größter Teilnehmer im Markt steckt dieser aber auch im typischen ‚innovator’s dilemma’: Spannende Neuerungen oder ein besonders einfaches Bedienkonzept fehlen”, meint „Stuffle’ler“ Adrian Korte. „Dem Nutzer steht innerhalb der ‚eBay Kleinanzeigen App‘ eine sehr einfach zu bedienende Ortsauswahl-Funktion zur Verfügung, mit der man Ort und Umkreis unmittelbar auswählen kann”, entgegnet Daphne Rauch, Senior Manager Corporate Communications von „eBay“. Experte Markus Burgdorf ergänzt dazu: „Diese ortsbezogene Eingrenzungsmöglichkeit finde ich in der App sehr gut gelöst. Denn für den Käufer kommt es darauf an, dass er das findet, was er sucht − und zwar in unmittelbarer Nähe.” Eine Registrierung für eine Benutzung des Dienstes ist im Gegensatz zu „Stuffle“ und „Shpock“ nicht notwendig.
Auch die sozialen Netzwerke trödeln
Tausch- beziehungsweise Flohmarktgruppen gibt es natürlich auch im Social Web. Hier ist die Angebotsvielfalt allerdings oft auf den jeweiligen Standort begrenzt. „Die Nutzer der ‚Shpock‘-App haben hingegen die Möglichkeit, von überall zu stöbern oder eigene Produkte zu verkaufen − egal wo man sich in Deutschland gerade befindet”, entgegnet die Geschäftsführerin Katharina Klausberger von „Shpock“. Auch bei „Stuffle“ können Dinge regional gekauft bzw. verkauft werden. Eine räumliche Beschränkung gibt es auch bei diesem Anbieter nicht. Daneben bleiben die Nutzer in sozialen Netzwerk immer anonym. Sicherheit für geschlossene Kaufverträge gibt es daher nicht. Kaufabwicklungen sind hingegen, auch aufgrund der Anmeldung, bei den Apps „Shpock“ und „Stuffle“ rechtlich bindend.
„App-Standgebühren“ auch für Käufer?
„Sollte eine Kleinanzeigen-App plötzlich kostenpflichtig sein, wird diese gewiss für viele Nutzer unattraktiv werden”, schätzt App-Experte Burgdorf ein. Die Anbieter müssen also auf eine Weise Geld verdienen, ohne die Nutzer zu vergraulen: „Natürlich gibt es Menschen, die nicht bereit sind, für einen bislang kostenlosen Dienst zu zahlen. Unsere Idee ist daher die Implementierung einer freiwilligen Zahlungsfunktion”, erklärt der PR-Verantwortliche von „Stuffle“, Adrian Korte.
Mit diesem Zusatzdienst wird „Stuffle“ quasi zu einem direkten und vor allem sicheren Vermittler, der dafür sorgt, dass Käufer und Verkäufer Geld beziehungsweise ihre Ware erhalten. „Auch ‚Shpock‘ muss langfristig etwas dazu verdienen, aber gleichzeitig einen Mehrwert für den User schaffen, wie beispielsweise das Hervorheben von eigenen Angeboten”, erklärt Geschäftsführerin Katharina Klausberger. Für eine effektive Umsetzung einer Monetarisierung gibt es nach dem App-Experten Markus Burgdorf nur zwei Möglichkeiten: Entweder nehme der Betreiber Werbung in sein Angebot auf oder biete sogenannte Premium-Dienste, wie Highlight-Angebote oder eine bevorzugte Darstellung, an. Die „eBay Kleinanzeigen- App“ finanziert sich bereits jetzt über beide Möglichkeiten.
Stationär oder Mobil ─ die Zukunft des mobilen Trödelmarktes
„Der klare Vorteil von mobilen Kleinanzeigenportalen liegt darin, dass man sich genau dort befindet, wo der User möchte. Unterwegs, in der U-Bahn oder auch Zuhause”, resümiert Katharina Klausberger von „Shpock“. Neben dem Vorteil der Ortsbezogenheit ist auch die einfache Nutzung im Vergleich zur PC-Anwendung entscheidend: „Foto machen, kleinen Text dazu, fertig. Ich kann ein Angebot im Vergleich zur Desktop-Version in zwei, drei Minuten online stellen”, so Markus Burgdorf.
Die in Funktion und Design ähnlichen Dienste „Stuffle“ und „Shpock“ werden zukünftig unterschiedliche Strategien ihres Angebots verfolgen und sich somit stärker voneinander abgrenzen. „Trotz alledem schließen wir nicht aus, irgendwann ‘Stuffle’ auch als Webangebot bereitzustellen. Aus unserer ‘mobile only’-Strategie wird dann eine ‘mobile first’-Strategie”, ergänzt Adrian Korte. „Shpock” hingegen bleibt dem Ansatz eines reinen App-Auftrittes treu.
Fazit: Wer nach bestimmten Produkten sucht, findet vor allem bei der „eBay Kleinanzeigen App” mittels der Kategoriensuche schnell das Richtige. Bei „eBay” ist neben der App auch die Desktop-Anwendnung nutzbar. Ein geräteunabhängiges Kaufen ist somit möglich. Die Apps „Stuffle” und „Shpock” stellen dem Nutzer hingegen die Funktion eines freien Stöberns zur Verfügung, ganz wie auf dem Flohmarkt. Bisher geht das allerdings nur via App auf dem eigenen Smartphone.
Text: Annika Hauke. Bild: Nancy Matschke.