Es erscheinen immer mehr Magazine zum Handy-Betriebssystem „Android“. „Print wird auch bei digitalen Themen nie ganz aussterben“, meint Harald Gutzelnig vom „Android Magazin“.
Es ist eine Herausforderung für viele Zeitschriftenmacher in Deutschland: Klassische Printprodukte leiden seit Jahren unter Auflagenschwund. Gerade junge Menschen nutzen zunehmend mobile Internetseiten und Apps – egal, ob sie Nachrichten, Informationen oder Unterhaltung suchen. Doch einige Verleger sehen gerade hier ihre Chance und erschließen eine neue Zielgruppe. So erscheinen seit 2011 immer mehr neue Zeitschriften und Sonderausgaben zum Thema „Android“, dem mobilen Betriebssystem von „Google“. Doch was sollte den „Android“-Nutzer dazu bewegen, sich ein gedrucktes Heft zu kaufen?
Zumindest Harald Gutzelnig, Herausgeber vom „Android Magazin“, ist sicher: „Print wird nie ganz aussterben.“ Für ihn ist die Übersicht eines Printmediums der größte Vorteil gegenüber Blogs und Internetseiten. „Wie schnell verliert man sich in den Weiten des Webs und findet etwas ganz anderes, als man gesucht hat? Auch die Qualität der Print-Tests und -Artikel ist höher“, meint Gutzelnig. Marcel Hilzinger, Chefredakteur von „Android User“, sieht die Vorteile vor allem in der Handhabung: „Wir bringen auch Workshops mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die sich dann auf dem Smartphone oder Tablet nachvollziehen lassen. Mit dem Heft daneben funktioniert das viel besser.“
Zudem seien die User von den vielen Bannern und Einblendungen im Internet genervt. „Je unübersichtlicher das Internet wird und mit je mehr diffuser Werbung es zugemüllt wird, desto eher sind Nutzer wieder bereit auf klar abgegrenzte und übersichtliche Artikel in Printmedien zu setzen“, ist Gutzelnig überzeugt.
Viele Magazine, viel Konkurrenzdruck
Mehrere Verlage haben den Print-Trend bei Digitalthemen bereits erkannt. „Die Auflagenentwicklung ist im Moment sehr gut“, berichtet Gutzelnig, „allerdings teilen wir uns den Markt inzwischen mit vier bis fünf anderen Magazinen, die ebenfalls ‚Android‘ als Thema regelmäßig aufgreifen.“ Er erwartet zwar eine Steigerung der absoluten Leserzahl, was sich durch die Vielzahl vergleichbarer Magazine aber nicht als Auflagenplus für die einzelnen Hefte auswirken werde. Auch Hilzinger, Chefredakteur von „Android User“, kann das bestätigen: „Die Auflagenentwicklung ist gut, auch wenn sie durch den recht starken Konkurrenzdruck leicht unter unseren Erwartungen liegt.“
Umsatzanteil von Digitalabos steigt
Laut „Android User“-Chefredakteur Hilzinger sei die Kostenlosmentalität im Internet gar nicht so weit verbreitet, wie oft angenommen werde: „Wenn die Qualität stimmt, sind die Leser auch bereit, dafür Geld zu bezahlen.“ Die beiden Titel „Android Magazin“ und „Android User“ sind auch digital erhältlich – „Android User“ als kostenpflichtige PDF, „Android Magazin“ als App für mobile Geräte.
Hilzinger hat mit der Online-Vermarktung gute Erfahrungen gemacht: „Die Akzeptanz der digitalen Ausgabe fällt sehr positiv aus, sodass wir aktuell knapp mehr digitale Abos verkaufen als Print-Abos. Durch diverse Aktionen wie das Mini-Abo liegen aber die Print-Abos insgesamt immer noch klar vorne.“ Beim „Android Magazin“ ist das noch deutlicher, erklärt Herausgeber Gutzelnig: „Wir verkaufen neunzig Prozent in Printform und circa zehn Prozent digital in Form der App, wobei der digitale Anteil stetig zunimmt.“ Beide Heftmacher begründen den Erfolg der digitalen Ausgabe mit dem Preis, der deutlich unter dem der Printausgabe liegt.
Informationen auf verschiedenen Wegen
Gutzelnig und Hilzinger wollen weiter auf einen Medien-Mix setzen, um ihre Inhalte dem Leser zu verkaufen. Die gedruckte Ausgabe bleibe dabei wichtig, so Gutzelnig: „Man wird weiterhin bestimmte tagesaktuelle Themen im Internet nachlesen, Themen, die unterwegs wichtig sind am Handy, aber man wird sich umfassend und wenn Gelegenheit dazu ist, auch in einem Printmedium informieren.“
Text: Elisabeth Stiehler. Bild: medienMITTWEIDA, Fotograf: Nicole Schaum, Bearbeitung: Nicole Schaum