Apples Zuckerbrot und Peitsche

von | 14. April 2010

Apple drängt Adobe mit immer neuen Lizenzveränderungen von ihren Endgeräten. Was das Unternehmen früher mit technischen Problemen begründete, lässt heute Zweifel aufkommen.

Apple ändert ein weiteres Mal seine Nutzerbedingungen für den beliebten „AppStore“. Von jetzt an dürfen nur noch von Apple genehmigte Programmierwerkzeuge zur Entwicklung der beliebten Apps genutzt werden. Nicht darunter zählt zum Beispiel der Softwareriese Adobe.Adobe, Softwarekonzern aus San Jose, präsentierte am 12. April die Neuerungen des Kreativ-Pakets CreativeSuite 5. Darunter auch Programme, mit denen Multimedia-Anwendungen lückenlos für alle möglichen mobilen Endgeräte gestaltet werden können. Das bei vielen Medienunternehmen beliebte Sofware-Paket ermöglicht eine fast durchgängige Abdeckung aller Designprozesse – vom Entwerfen und Gestalten bis zur Endausgabe auf verschiedenen Geräten. Mit dabei: Auch ein Programm, mit dem die fertigen Ergebnisse mit einem Klick auf verschiedene Mobilfunkgeräte und Tablets übertragen werden konnte. Durch die Änderung der Nutzungsbedingungen seitens Apple scheint diese Möglichkeit nun überholt. Dementsprechend bitter wird diese scheinbar willkürliche Lizenzänderung von Adobe zur Kenntnis genommen.

Strebt Apple das „App-Monopol“ an?

 

Adobe und Apple streiten sich schon länger. Zu spüren bekommen dies die Nutzer bei der Gestaltung von Filmen auf der Basis von Adobes Animationswerkzeug Flash, denn dasfunktioniert weder auf dem iPhone noch auf dem jüngst veröffentlichen Touchtablet „iPad“. Egal ob Animation oder Video – Flash ist auf beinahe allen Desktopbrowsern vorinstalliert und kann schon fast als Grundausrüstung im Internet bezeichnet werden. Doch darauf muss der Benutzer auf vielen Geräten von Apple verzichten. Ursprünglich begründete Apple die Ablehnung mit technischen Argumenten, die erhöhte Batteriebelastung auf dem iPhone keinem Nutzer zuzumuten. Seitdem aber auch das leistungsstarke iPad keine Flashinhalte anzeigt, wird Apples Monopolstrategie offensichtlich.
Denn mit Adobe Flash lassen sich auch Anwendungen gestalten, die sich von der Bedienbarkeit kaum von den meist kostenpflichtigen Programmen aus Apples AppStore unterscheiden. Welche Programme auf dem iPhone laufen dürfen, entscheidet Apple lieber selbst mit einem aufwendigen Prüfungsverfahren und kassiert dabei 30 Prozent des Verkaufserlöses ein. Kein Wunder, dass die Entwickler weltweit verwundert sind, wenn ihnen jetzt auch noch vorgeschrieben wird, mit welchen Werkzeugen sie Inhalte für das iPhone und das iPad gestalten sollen.Heftige Reaktionen gegenüber Apple

Bei Adobe selbst wird offiziell erst einmal abgewartet: „Wir haben weiterhin vor, diese Fähigkeit der Adobe Creative Suite 5 anzubieten und es hängt von Apple ab, ob sie diese Apps annehmen oder ablehnen, da sich ihre Lizenzbedingungen von Zeit zu Zeit ändern.“ Adobe weist kühl darauf hin, dass die gesamte Verbreitung von Mobilfunkinhalten nicht nur in Apples Hand liegt. Dieses Jahr werden von anderen Herstellern auch eine Vielzahl Handys und Touchtablets erwartet.Weniger freundlich macht Adobes „Platform Evangelist“ und Mananger Lee Brimelow seinem Ärger Luft. In seinem Blog nennt er die Aktion einen „Schlag ins Gesicht“ und schließt den Eintrag mit „Apple, geh zum Teufel“ ab. Eher kleinlaut dagegen Apples Erklärungsversuch von Steve Jobs: Entwicklertools von Dritten würden Zwischenschichten zwischen Programm und Plattform setzen und zu ausschusswärtigen Apps führen.

Überraschung: Opera Mini doch für das iPhone freigegeben

 

Dann die verwunderliche Nachricht am 13. April: Der Browser Opera darf auf dem iPhone starten. Eigentlich verbietet Apples Lizenz das Anbieten von Apps, die gleichwertige Funktionen von den Standardprogrammen ersetzen. Nun herrscht Unklarheit, wie ernst die Lizenzbedingungen des Konzerns sind.
<h3>Bernhard Schmidt</h3>

Bernhard Schmidt