Lara ist 22 Jahre alt und hat Anfang des Jahres ihr eigenes Print-Magazin Archive Abel gegründet – ohne journalistische Ausbildung, aber mit viel Mut und Kreativität. Im Interview mit medienMittweida spricht sie über Herausforderungen und ihre Vision für ein inspirierendes Magazin, das zum Träumen ermutigt. Wie schafft man das? Laut Lara: „Einfach machen!“
Gründerin Lara Maria-Abel Wildemann, Foto: archive abel
Was ist das Archive Abel Magazin?
Das Archive Abel Magazin wurde Anfang diesen Jahres von Lara Maria-Abel Wildemann in Hamburg gegründet. Das Magazin präsentiert nun seine vierte Ausgabe. Die Publikation richtet sich an junge Menschen und möchte diese dazu ermutigen, ihren individuellen Weg zu finden und zu gehen. Jede Ausgabe enthält Interviews mit Persönlichkeiten, die mit ihren Ideen und ihrem Handeln die Gesellschaft prägen. Sie porträtiert Visionäre, Macher und kreative Köpfe, die durch ihre Arbeit Impulse setzen und zum Nachdenken anregen. In der aktuellen Ausgabe steht unter anderem ein Interview mit Emil und Oskar Belton im Fokus. Die Brüder haben mit ihrer Produktionsfirma KLEINE BRÜDER die erfolgreiche Serie Die Discounter entwickelt.
Du hast mit 17 Medizin studiert und bist dann komplett umgeschwenkt. Warum dieser radikale Richtungswechsel?
Ich habe schnell gemerkt, dass Medizin zwar spannend war, aber nicht das Richtige für mich ist. Deshalb habe ich das Studium nach 3 Jahren abgebrochen und schließlich das Magazin gegründet. Ich bin ein sehr kreativer Mensch und wollte etwas machen, das besser zu mir passt. Der Wechsel war keine leichte Entscheidung, aber er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu hören. Ich habe durch das Medizinstudium viel über die Endlichkeit des Lebens gelernt. Das hat mich stark geprägt. In meinem Magazin verbinde ich alles, was mir am Herzen liegt: Kreativität, schöne Dinge und bedeutungsvolle Inhalte. Es fühlt sich an, als hätte ich genau das gefunden, wofür ich brenne.
Wie kommt man in einem so jungen Alter auf die Idee, ein Print-Magazin zu gründen?
Es ist eigentlich keine besonders spannende Geschichte. Ich hatte damals noch kein spezifisches Hintergrundwissen in diesem Bereich, aber es hat sich in dem Moment richtig angefühlt. Es war einfach etwas, das mir unglaublich viel Spaß gemacht hat. Somit sammelte ich meinen Mut und gründete das Projekt. Genau diese Botschaft möchte ich auch mit dem Magazin in die Welt tragen: Dass man einfach machen soll, auch wenn man nicht alle Voraussetzungen perfekt erfüllt. Deswegen habe ich mich entschieden, es umzusetzen, und gesagt: „Ich mache das jetzt!“
Viele in deinem Alter würden wohl eher zögern aus Angst vor dem Scheitern. Wie hast du diese Hürde überwunden?
Nach der Gründung habe ich mich mit vielen Leuten ausgetauscht, die mir dann unzählige Fragen gestellt haben, wie ich bestimmte Dinge umgesetzt habe. Wenn mir all diese Aspekte schon am Anfang bewusst gewesen wären, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht gewagt. Ich bin tatsächlich recht unvoreingenommen und ein bisschen naiv an die Sache herangegangen – in dem Glauben, dass es nicht so schwer sein kann. Im Nachhinein denke ich, dass genau diese Unbekümmertheit entscheidend war. Hätte mir vorher jemand alle Herausforderungen aufgezeigt, wäre ich vermutlich zurückgeschreckt und hätte es nicht gemacht.
Welche unerwarteten Herausforderungen hast du während der Gründung erlebt?
Ich würde sagen, der Anfang war tatsächlich die schwierigste Phase. Heute mache ich mir nicht mehr so viel Druck, wenn etwas nicht perfekt gelingt. Mit der Zeit wird es einfacher, weil man auf bestehende Strukturen aufbauen kann.
Was die aktuellen Herausforderungen betrifft, gibt es natürlich den Punkt, dass ich vieles noch allein mache. Ich plane jedoch, das Team in Zukunft weiter auszubauen. Dennoch ist es eine Herausforderung, alle Aufgaben, die normalerweise von einem größeren Team übernommen werden, als Einzelperson zu bewältigen. Ansonsten sehe ich es insgesamt als Prozess: Manchmal klappt etwas, manchmal nicht. Entscheidend ist, immer dranzubleiben. Wenn etwas nicht wie geplant funktioniert, überlege ich, woran es gelegen haben könnte, wie ich es verbessern kann, und mache weiter. Der Schlüssel ist für mich, einfach weiterzumachen und aus jedem Schritt zu lernen.
Welche Botschaft möchtest du mit Archive Abel vermitteln und was genau ist dein Ziel mit dem Magazin?
Die Hauptaussage meines Magazins ist es, Menschen – vor allem junge Menschen, aber auch unabhängig vom Alter – zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Träumen nachzugehen. Das ist die zentrale Botschaft und auch der Leitsatz, der direkt im Magazin steht. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolge ich die Strategie, jede Geschichte als spannend zu betrachten. Zum Beispiel präsentierten wir in der zweiten Ausgabe den Designchef von Audi sowie Holger Tischendorf, der auf dem Cover abgebildet war. Beide haben völlig unterschiedliche Karrierewege eingeschlagen, doch jede ihrer Geschichten hatte am Ende eine inspirierende Botschaft für junge Menschen.
Es geht mir darum zu zeigen, dass jede Person etwas Besonderes beitragen kann. Dafür stelle ich Fragen, die mich persönlich interessieren und ich für relevant halte. Da ich in einem ähnlichen Alter wie meine Zielgruppe bin, habe ich ein gutes Gespür dafür, welche Themen junge Menschen bewegen. Ich versuche, transparent darüber zu sprechen, welche Herausforderungen oder Gedanken erfolgreiche Persönlichkeiten auf ihrem Weg haben. Oft geht es darum, welche Hürden sie meistern mussten, und wie sie trotz Schwierigkeiten an ihren Träumen festgehalten haben.
Besonders spannend finde ich, dass fast jede Person, die ich interviewe, auf meine abschließende Frage – „Was möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?“ – die gleiche Antwort gibt: „Einfach machen.“ Das heißt:, Egal wer, die Antwort bleibt gleich. Das ist ein inspirierender Prozess und unterstreicht die Kernaussage des Magazins.
Wie grenzt sich das Archive Abel von bestehenden Formaten ab?
Ich bin ein super kreativer Mensch und wurde stark von meinem Umfeld geprägt, wie beispielsweise von meinem Großvater, der Architekt war.
Mein ganzes Leben war von Ästhetik begleitet und das hat meinen Geschmack und meine Sicht auf Design enorm beeinflusst. Mein Ziel ist es, dass sich mein persönlicher Stil auch im Magazin widerspiegelt. Das Layout und Design sollen einfach cool und inspirierend sein. Jede Seite soll so gestaltet werden, dass man das Magazin gerne aufschlägt und sich davon begeistern lässt.
Warum hast du dich bewusst für ein Print-Format entschieden, obwohl die meisten Inhalte heute digital sind?
Genau das war der Punkt: In unserer digitalen Welt sehnen sich viele Menschen nach etwas Greifbarem. Der Fokus liegt ganz klar darauf, dass das Magazin ein reines Printprodukt bleibt. Natürlich spielen die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Zusätzlich gibt es auch digitale Inhalte, wie etwa ausgewählte Interviews auf der Website oder Videos auf unserem YouTube-Kanal, wo wir einige Gespräche mitgefilmt haben. Die Strategie ist, die Online-Präsenz weiter auszubauen, da diese heutzutage unverzichtbar ist, um ein Magazin erfolgreich zu bewerben. Trotzdem ist geplant, dass die komplette Ausgabe ausschließlich im Print-Format erhältlich bleibt.
Wie schätzt du den deutschen Magazin-Markt ein und glaubst du, dass es für Printmedien in Deutschland noch ausreichend Raum und Nachfrage gibt?
Dazu habe ich eine klare Haltung: Ich würde ein solches Projekt nicht starten, wenn ich nicht an die Zukunft von Print glauben würde. Gerade in einer zunehmend digitalen Welt bin ich der Überzeugung, dass Menschen den Wunsch haben, echte und greifbare Dinge in den Händen zu halten. Ein Print-Magazin steht für ein bewusstes Erlebnis – man legt digitale Medien zur Seite, nimmt sich Zeit und taucht in die Inhalte ein. Natürlich muss sich die Magazinwelt anpassen und weiterentwickeln, aber ich bin überzeugt, dass Print weiterhin eine Daseinsberechtigung hat.
Welche Rolle spielen Leser und deren Feedback für die Entwicklung von Archive Abel?
Das Feedback ist unglaublich wichtig für mich. Viele Leser schreiben mir Ideen für Geschichten oder Beiträge. Gerade haben wir eine Reihe gestartet, in die die Perspektiven unserer Leserinnen und Leser einfließen: „Diary of a 19-Year-Old“ – eine Art Tagebuch aus der Sicht eines jungen Erwachsenen.
Diese Einblicke machen das Magazin sehr nahbar. Es ist mir wichtig, dass die Leserinnen und Leser spüren, dass sie Teil von Archive Abel sein können. Diese Interaktion gibt dem Magazin eine lebendige und dynamische Note.
Wie entscheidest du über die Inhalte und Themen, die in Archive Abel erscheinen? Gibt es bestimmte Kriterien oder eine Philosophie, die du verfolgst?
Das Magazin spiegelt natürlich stark mich selbst und meine Persönlichkeit wider – was Sinn ergibt, da ich es gegründet habe und selbst gestalte. Die Beiträge und Themen sind daher oft Dinge, die mich beschäftigen, und die Menschen, die ich interviewe, sind Personen, denen ich selbst gerne Fragen stellen möchte. Wer mich kennt, würde sicher bestätigen, dass das Magazin ein sehr persönliches Projekt ist.
Mir ist es außerdem wichtig, große Fragen greifbar und nahbar zu machen. Ich habe früh in meinem Leben die Endlichkeit des Lebens erfahren und ich glaube, deswegen ist es mir so ein Anliegen, diese Träume und diese wichtigen Entscheidungen einfach leichter zu machen. Mit dem Magazin möchte ich genau das vermitteln: den Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und Träume einfacher und erreichbarer zu machen. Deshalb porträtiere ich Menschen, deren Antworten vielleicht meinem jüngeren Ich geholfen hätten.
Was möchtest du mit Archive Abel langfristig noch erreichen?
Mein Ziel ist es, weiterhin zu wachsen und noch mehr Menschen zu erreichen – ohne die Qualität und den persönlichen Ansatz zu verlieren. Ich möchte inspirieren, motivieren und jungen Menschen zeigen, dass nichts unmöglich ist. Natürlich hoffe ich, dass Archive Abel ein fester Bestandteil im Leben meiner Leserinnen und Leser wird. In Zukunft möchte ich auch verstärkt mit internationalen Gästen arbeiten und neue Konzepte ausprobieren. Ein Beispiel wäre eine digitale Plattform, die das Print-Magazin ergänzt, ohne seinen Charakter zu verlieren.
Aus deiner Perspektive: Würdest du jungen Menschen empfehlen, selbst ein Unternehmen zu gründen?
Ich würde definitiv sagen: Wenn du einen Traum hast, dann solltest du ihn verfolgen. Wenn es um das Gründen geht, kann ich es nur empfehlen. Ich persönlich habe unglaublich viel Freude daran. Selbstständig zu sein ist natürlich auch eine Herausforderung, aber ich liebe es und gehe darin voll auf. Das ist auch die Kernbotschaft des Magazins: Wenn du etwas machen willst, dann mach es einfach. Das Leben ist endlich und deshalb lohnt es sich, seine Träume zu verwirklichen. Natürlich sollte man mit einem klaren Plan und einer gewissen Sicherheit an die Sache herangehen. Es ist wichtig, realistisch zu bleiben und die Idee gut zu durchdenken, aber grundsätzlich sage ich: „Trau dich!“
Ich habe mit einer One-Man-Show gestartet, nur mein Laptop und ich, und habe angefangen, Leute anzuschreiben. Es ist etwas, das jeder tun kann, wenn man dranbleibt. Am Anfang schickt man vielleicht 50 E-Mails raus und bekommt nur zwei Antworten. Wichtig ist, an sich selbst zu glauben. Gerade die erste Ausgabe war eine besondere Herausforderung, weil niemand das Magazin kannte und es schwer war, Interviewpartner und Beiträge zu finden. Aber wenn man überzeugt bleibt, schafft man es.
Entscheidend war für mich auch mein Umfeld. Ich habe viele inspirierende Menschen um mich herum, die selbst gegründet haben und ein positives Mindset mitbringen. Das hat mir sehr geholfen, den Schritt zu gehen, ohne ständig darüber nachzudenken, wie groß dieser Schritt ist. Also wenn man in einem Umfeld ist, in dem dich jeder pusht und jeder sagt, „mach das, mach das“, dann machst du es. Es stimmt wirklich: „You are what you surround yourself with.“ Wenn man sich mit inspirierenden Menschen umgibt, wird man selbst inspiriert.
Was ist der wichtigste Ratschlag, den du geben würdest?
Mein wichtigster Rat wäre: Einfach machen – aber dabei sicherstellen, dass die Umstände stimmen. Natürlich ist es ein Risiko, als junger Mensch zu gründen. Aber wenn die Idee gut ist und man selbst überzeugt davon ist, lohnt es sich, den Schritt zu wagen. Am Anfang braucht es wirklich nicht viel: Eine gute Idee, Motivation und die Bereitschaft, dranzubleiben.