Sicheres Surfen für Kinder – ein Wunschtraum vieler Mütter und Väter. Angebote wie das Portal „juki.de“ wollen ihn verwirklichen. Doch kann eine solche Seite Eltern in ihrer Verantwortung wirklich entlasten?
Das Webportal „juki“ will Kinder laut Eigenangaben frühzeitig auf einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang im Internet sensibilisieren. Initiiert wurde das Projekt vom Deutschen Kinderhilfswerk, der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM), der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) sowie Google Deutschland. Im Vordergrund steht dabei die Vermittlung grundlegender Inhalte für den Umgang mit dem Web. Eine Besonderheit von „juki“ stellt die Betreuung durch eine medienpädagogisch geschulte Redaktion dar. Diese legt fest, welche hochgeladenen Beiträge für Kinder geeignet sind. Jedes Video, jeder Foreneintrag und jeder Kommentar wird vor der Veröffentlichung einer Prüfung unterzogen. Strenge Regeln, die gemeinsam mit den Kindern entwickelt wurden, werden ebenfalls auf ihre Einhaltung kontrolliert. Dazu gehört zum Beispiel, dass niemand durch ein Video oder einen Kommentar in seiner Würde verletzt werden darf, eine Zensur aus pädagogischen Gründen sozusagen.
Anspruch und Wirklichkeit: Sicheres Aufwachsen im Netz
Das Kinder einen respektvollen Umgang miteinander lernen und dieser auch im Netz gelten sollte, ist vor allem heutzutage unerlässlich. Denn Cyber-Mobbing stellt in unserer digitalen Gesellschaft ein ernstzunehmendes Problem dar. 15 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren berichten laut JIM-Studie des „Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest“ davon, dass von ihnen schon einmal peinliche Bilder oder Videos im Internet verbreitet wurden. 23 Prozent der Befragten gaben an, im Bekanntenkreis betroffene Personen zu kennen. Als Opfer selbst sehen sich laut der Umfrage fünf Prozent.
Einen absoluten Schutz kann auch „juki“ nicht gewährleisten, weiß auch Hans-Joachim von Gottberg, Geschäftsführer der „Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen“ (FSF) und Mitbegründer des Projekts: „Wir können nur Angebote machen, die helfen, die Risiken zu verdeutlichen und so zu minimieren.“ Im digitalen Zeitalter wachsen Kinder mit dem Internet auf. Laut der Kooperationspartner bietet „juki“ mit seinen Informationsangeboten und strengen Regeln zur Contentfreigabe für diese Zielgruppe ein „angepasstes Angebot“ und versteht sich als „eine Vorstufe zur Nutzung von anderen Videoplattformen oder Sozialen Netzwerken“. „Juki“ sei vor allem für Netz-Einsteiger gedacht, ergänzt Hans Joachim von Gottberg.
Lernfaktor: Entertainment
In der Rubrik „Lexikon“ der Seite werden beispielsweise alle relevanten Begriffe rund um das Internet verständlich erklärt. Mit Spielen in Form von „Rallyes“, müssen Aufgaben zum Thema Sicherheit im Internet gelöst werden. Es besteht außerdem die Möglichkeit, eigene Beiträge und Videos hochzuladen. Die Vermittlung von Kernkompetenzen bei Kindern soll dabei mehr auf reiner Unterhaltung basieren. „Mit einer Verbindung aus Informations-, Beteiligungs-, Unterhaltungs- und Lernangeboten“ werden laut der Gründungspartner „alle kindlichen Bedürfnisse der Internetnutzung angesprochen und miteinander verbunden.“ Diese treten so geschlossen auf, dass sie sogar gemeinsam auf unsere E-Mail-Anfrage antworten.
Am Ende zählt das Gespräch mit den Eltern
Um sich einem größtmöglichen Schutz anzunähern, können Eltern des Weiteren dafür sorgen, Jugendschutzprogramme auf ihren Computern zu installieren, sodass die Kinder „nur für sie unbedenkliche Seiten aufrufen können“, so die Empfehlung der Projektpartner. Eine Kinder-Video-Plattform wie „juki“ kann in Bezug auf das Thema „Medienkompetenz“ nur als Unterstützung gesehen werden. Solche Aufklärungsseiten sollten auch nur eine von vielen Maßnahmen sein, um Kindern den Umgang mit Medien beizubringen, verdeutlicht E-Learning-Expertin Dr. phil. Verena Jahn, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Chemnitz. „Zusätzlich sollten zum Beispiel mögliche Gefahren in Gesprächen zuhause und in der Schule diskutiert und erörtert werden.“ Gerade bei Kindern sei laut Jahn ein geleitetes Heranführen an (neue) Medien sinnvoll, um die Grundlagen kennenzulernen. Kinder hätten viele Fragen, die beim gemeinsamen Auskundschaften beantwortet werden sollten. So würden Kinder die Gründe auch besser verstehen.
Ist „juki“ ein Projekt mit Zukunft?
Die ersten Reaktionen und die Annahme des Angebots durch die Zielgruppe lassen die Projektpartner optimistisch für den weiteren Verlauf des Projektes in die Zukunft schauen. Verena Jahn merkt jedoch an, dass ein Problem solcher Projekte die Stetigkeit sei: „Die Plattform muss technisch und inhaltlich gepflegt werden, das heißt, es entsteht ein personeller Aufwand, der langfristig gesichert werden sollte.“ Sei dies durch den Projektcharakter nicht gewährleistet, „wäre das sehr schade und die Plattform schnell veraltet und nicht mehr geschützt.“
Mitbegründer Von Gottberg meint, es ginge erstmal darum, das Angebot bekannt zu machen. Was Kinder nicht kennen, könnten sie auch nicht probieren. Des Weiteren müsse man ausprobieren, wie man die Kinder am Besten anspreche. „Die Resonanz bisher ist seitens der Kinder sehr gut. Ich denke, die Voraussetzungen sind gut“, gibt er sich zuversichtlich.
Text: Sarah Hähle. Foto: juki.de. Bearbeitung: Susann Kressner.