Deutsche sind Social Media-Skeptiker

von | 18. März 2013

Nach ihrem Medienmanagementstudium in Mittweida sammelte Nadja Bauer ihre ersten Berufserfahrungen in den USA. Heute arbeitet die Social Media-Strategin wieder in Deutschland bei der Berliner Agentur „TLGG“. Mit medienMITTWEIDA hat […]

Die ehemalige Medienmanagement-Studentin Nadja Bauer arbeitete bei der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in Atlanta.

Die ehemalige Medienmanagement-Studentin Nadja Bauer arbeitete bei der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in Atlanta.

Nach ihrem Medienmanagementstudium in Mittweida sammelte Nadja Bauer ihre ersten Berufserfahrungen in den USA. Heute arbeitet die Social Media-Strategin wieder in Deutschland bei der Berliner Agentur „TLGG“. Mit medienMITTWEIDA hat Nadja über ihren beruflichen Einstieg in Atlanta und über die deutschen Social Media-Gewohnheiten gesprochen.

Der Berufsalltag von Nadja Bauer ist voller Tweets, Posts und Blogs. Als Strategin bei der Social Media-Agentur „Torben, Lucie und die gelbe Gefahr lässt sie seit Ende 2010 Marken im Internet erfolgreich mit ihren Zielgruppen sprechen. Gelernt hat das die ehemalige Medienstudentin an der Hochschule Mittweida – und bei der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in den Vereinigten Staaten.

Bevor Berlin und „TLGG zu deinem zu Hause wurden, hast du ein Jahr lang in die amerikanische Berufswelt schnuppern können. Was hat dich nach deinem Studium damals in die USA verschlagen?

Reine Neugier! Ich wollte unbedingt noch mal etwas anderes sehen, eine andere Kultur kennenlernen, in einer anderen Kultur leben und arbeiten. Was das Land anging, hatte ich zwar keinen expliziten Wunsch, aber es sollte schon das englischsprachige Ausland sein. Außerdem hatte ich nicht vor, ein Erasmus-Programm zu machen, weil ich mit einem Job richtig in die Arbeitswelt eintauchen wollte.

Dann habe ich ein Teilstipendium für die USA erhalten und mich nach Jobs umgeschaut. Und zwar vor allem im Bereich Kommunikation, PR und Kultur. Es ist nämlich immer ein bisschen schwierig in amerikanische Unternehmen hereinzukommen, gerade wenn man noch studiert – ich hatte zu dem Zeitpunkt meine Bachelorarbeit noch nicht geschrieben. Aber schließlich hatte ich die Option, zur Deutsch-Amerikanischen Handelskammer zu gehen. So bin ich in Atlanta gelandet.

Welche Aufgaben hattest du bei der Handelskammer?

Atlanta ist sowas wie der Dreh- und Angelpunkt für die Wirtschaft in den Südstaaten. Offiziell habe ich im Bereich PR und Events gearbeitet, das heißt, ich habe vor allem unsere Mitglieder betreut, die großen deutschen Unternehmen, die in den Südstaaten aktiv sind. Wir haben Kongresse mit Sprechern aus Wirtschaft und Politik veranstaltet und einmal im Jahr gab es eine große Gala, die eine deutsche Partnerstadt mitorganisiert hat. Es ging also hauptsächlich um den Austausch mit der amerikanischen Wirtschaft.

Inoffiziell habe ich aber auch den Social Media-Bereich der Handelskammer vorangetrieben. Ich habe zum Beispiel einen Blog eingeführt und angefangen im Bereich des Wissensmanagements ein Wiki aufzubauen.

Du hast heute bei „TLGG vor allem mit Social Media zu tun. Hast du deine Liebe für Twitter und Co. in Amerika entdeckt?

Mein Interesse für Social Media ist tatsächlich schon vorher in Mittweida entstanden. Ich war damals beim Medienforum 2007 für die digitale Kommunikation zuständig, was mir großen Spaß gemacht hat.

Privat nutze ich Twitter sehr intensiv, weil ich die Menschen dort einfach mag. Für mich persönlich ist die Hürde einen Tweet zu schreiben auch geringer als zum Beispiel einen Blogeintrag zu verfassen. Es geht schneller, ist nicht so aufwendig und macht unheimlich Spaß. Darüber hinaus ist Twitter für mich aber auch eine Plattform, über die ich mich zu Themen wie Marketingstrategien informieren kann.

Gibt es Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Social Media-Nutzern?

Auf jeden Fall! Man kann sagen, dass Twitter in den USA wirklich in der breiten Gesellschaft angekommen ist. Das gilt in Deutschland nur für Facebook, bei den anderen Social Media-Kanälen muss man schon gut argumentieren und ihnen genau begründen, warum sie twittern sollten. Aber in Deutschland ist es ja allgemein so, dass, wenn etwas neu ist, erstmal kritisch beobachtet wird. In den USA herrscht da einfach eine größere Neugier. Für die Amerikaner ist es selbstverständlicher, Dinge auszuprobieren. Ich persönlich glaube auch nicht, dass die Deutschen Twitter je so nutzen werden, wie es die Amerikaner tun – dafür sind einfach zu viele Barrieren da.

Könntest du dir vorstellen, noch einmal für einen Job längere Zeit ins Ausland zu gehen?

Grundsätzlich ja, aber ich würde nicht sagen, dass ich mir vorstellen könnte, für immer aus Deutschland wegzugehen. Dafür fühle ich mich hier einfach zu wohl. Trotzdem fand ich die Idee schon immer sehr spannend, international zu arbeiten. Für einen längeren Zeitraum würde ich aber nicht wieder nach Übersee reisen. Mich reizt da eher Osteuropa.

Inwieweit haben dich deine Auslandserfahrungen – beruflich wie privat – weiter gebracht?

Ich bin auf alle Fälle sicherer geworden. Wenn man wo anders lebt und von einer anderen Kultur umgeben ist, dann bringt einen das in seiner Persönlichkeitsentwicklung weiter. Außerdem kommt man nicht umhin, auch seine eigene Kultur aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Und auch beruflich hat man natürlich Vorteile davon. Bei „TLGG“ haben wir gerade wieder internationale Projekte betreut und arbeiten sonst auch sehr international. Da ist es hilfreich, ein Verständnis für interkulturelle Kommunikation zu haben und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Unternehmen in anderen Kulturen funktionieren.

Text: Stephanie Jenn. Grafiken: Nadja Bauer, pixelio: Jim Pfeffer, Erich Westendarp, Bearbeitung: Nathalie Gersch.

<h3>Stephanie Jenn</h3>

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