„Beam me up Scotty“

von | 5. Februar 2010

Seit über 40 Jahren fliegt die Enterprise nun schon durch die unendlichen Weiten des Weltraums. Star Trek kennt irgendwie jeder, es ist ein Phänomen, es ist Kult. Ein Blick auf die, die dafür gesorgt haben: die Fans.

„Durchgeknallte Spinner, die sich in lächerlich bunte Uniformen quetschen, eine außerirdische Sprache sprechen, und jeden Bezug zur Realität verloren haben.“ So oder so ähnlich sieht es wohl aus, das öffentliche Bild der Star Trek-Fans. Ein verzogenes Gesicht oder ein vielsagendes „Aha“ sind dann oft die Reaktionen, denen sich die Fans stellen müssen, wenn sie sich unter Nichtfans outen. Doch „Trekkies“ sind viel mehr.

Die Rettung einer Fernsehserie

Als 1966 das erste Mal die „Enterprise“ über die amerikanischen Mattscheiben flog, hatte wohl noch niemand die Ahnung, dass Star Trek einmal eine der bekanntesten Fernsehserien der Geschichte sein würde. Erst recht nicht, als die Sendung nach zwei Jahren auf Grund von schwächelnden Quoten abgesetzt werden sollte. Doch selbst in dieser kurzen Zeit hatte sich eine Fanbasis gebildet. In einer bis dahin beispiellosen Fankampagne schaffte sie es, „ihre“ Serie um ein weiteres Jahr verlängern zu lassen. Ein Indiz für das, was kommen sollte. Heute, über 40 Jahre später, ist Star Trek eines der erfolgreichsten Franchises überhaupt. Sechs Fernsehserien mit insgesamt 726 Episoden und 11 Kinofilme wurden seit 1966 produziert. Ohne die Treue der „durchgeknallten Spinner“ wäre das nicht möglich gewesen.

Bei den späteren Wiederholungen von Star Trek wuchs die Fangemeinde immer weiter an. Anfang der 70er kam es zu den ersten Star Trek Conventions – also den Fantreffen. Bald wurden dazu auch die Darsteller und Produzenten eingeladen, um live von ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten. In einer Dokumentation über Star Trek Fans „Trekkies“ schildern viele Schauspieler der Serien ihr Erstaunen, über diese Entwicklung. „Die laden dich nach New York ein. Bezahlen den Flug und das Hotel. Die sind verrückt“, sagt zum Beispiel George Takei, Darsteller des „Sulu“. Die anfangs eher überschaubaren Treffen wuchsen mit der Entstehung neuer Serien und Filme zu immer größeren Veranstaltungen. Heute findet die größte Star Trek Convention einmal jährlich im Las Vegas Hilton statt. In Europa zählt die FedCon in Bonn jedes Jahr zu den Höhepunkten der Fans. Kostümwettbewerbe, Autogrammstunden, Auftritte der Darsteller aus Star Trek und anderen Science-Fiction-Serien, Workshops, Filmvorführungen und Merchandise-Stände gehören zum festen Bestandteil der Convention. Entstanden ist die FedCon durch den offiziellen Star Trek Fanclub Deutschland. „Wir hatten irgendwann die Idee eine eigene Star Trek-Veranstaltung mit Schauspielern zu machen“, so Dirk Bartholomä, Leiter des Fanclubs gegenüber medien-mittweda.de.

Doch auch abseits von diesen Großveranstaltungen treffen sich die Fans. Oft bei sogenannten „Trekdinnern“. In vielen deutschen Städten gibt es sie. In unterschiedlichen Abständen kommen die Mitglieder zusammen und reden über Gott, die (Science-Fiction-) Welt und natürlich Star Trek. Auch hier sind oft die berüchtigten Uniformträger zu finden. Die vermeintlichen „Spinner“ entpuppen sich aber meistens als liebenswerte, offene Menschen, die einfach ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen; eben nur in Uniform beim Trekdinner, anstatt mit Trikot im Stadion. Neben dem Konsum der Folgen und Filme werden viele Fans auch selbst kreativ und spinnen die Geschichte ihres Lieblingsuniversums weiter. Eigene Serien, die in geschriebener Form den Weg in die Welt finden, oder sogar ganze Filmproduktionen. In liebevoller Kleinarbeit werden zum Teil original Kulissen nachgebaut, um eigene Ideen umzusetzen.

Aber warum gerade Star Trek?

Ist das nicht nur eine Science-Fiction-Serie unter vielen? Dave vom Trekdinner Dresden meint dazu gegenüber medien-mittweida.de: „Star Trek stellt eine mögliche Zukunft deutlich realistischer dar, als beispielsweise Star Wars“. „Es ist offener und hat viele Elemente, die du in anderen Serien so nicht hast: Die unterschiedliche Herkunft der Charaktere, Religion und wie sie trotzdem miteinander klar kommen“, fügt Lilli, ebenfalls Mitglied im Dresdner Star Trek Fanclub, hinzu. Schon immer ist Star Trek dafür bekannt, eine positive Zukunft zu zeigen. Das sticht aus sonstigen Science-Fiction-Produktionen heraus, die oft düstere Szenarien thematisieren. Trotzdem werden auch in den verschiedenen Serien und Filmen, in die Geschichten eingebettet, gesellschaftliche und politische Themen, wie Umweltschutz, Todesstrafe, Rassismus, oder Terrorismus angesprochen. Star Trek spielt zwar in der Zukunft, bleibt aber bei den gezeigten Problemen stets ein Spiegel unserer Zeit. Die in den Serien propagierte Toleranz ist auch bei den Fans zu finden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Faszination Star Trek durch alle Gesellschaftsschichten und Kulturen zieht, egal ob arm oder reich, schwarz oder weiß.

Das funktioniert aber auch umgekehrt, vor allem was die Technik angeht: Viele Star Trek Fans, die als Kind gespannt den Abenteuern von Captain Kirk folgten, haben die visionäre Technik aus der Serie immer mehr zur Realität werden lassen. Der Erfinder des Mobiltelefons Martin Cooper lies sich zum Beispiel vom Communicator, einem kleinen Gerät, mit dem Kirk von Planeten aus mit der Enterprise im Orbit sprechen konnte, inspirieren. Auch einer der größten Physiker unserer Zeit Stephen Hawking ist bekennender „Trekkie“ und spielte sich in einer Folge sogar selbst.

Die goldene Kuh

Neben allem Idealismus ist Star Trek für die Produktionsfirmen Paramount und CBS Corporation aber vor allem eine Geldquelle. Dass die weiter sprudelt, dafür sorgen besonders die Fans. Denn neben den Einnahmen durch den Verkauf der Serien an Fernsehsender ist es besonders der Verkauf von Fanartikel, durch den Star Trek eine goldene Kuh darstellt – und die wird auch kräftig gemolken. Krawatten, Tassen, Modelle, Actionfiguren, Bücher, DVDs, Schmuck, Parfum, Masken, Uniformen, Computerspiele – es gibt nichts, was es nicht gibt. Während einige Fans eine riesige Sammlung ihr Eigen nennen, sind andere lieber Fan im Geiste. Das Fansein ist so vielseitig, wie die Fanartikel.

Inspiration für neue Technik, Beiträge zur Völkerverständigung oder einfach nur Wirtschaftgut: Wie groß die Auswirkungen von Star Trek auf unsere Gesellschaft sind, lässt sich schwer sagen. Aber wer hat kein Handy? Wer kennt nicht die „Enterprise“, „Klingonen“, „Kirk und Spock“ oder den viel zitierten Satz: „Wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist“? Ist „beamen“ nicht schon längst Synonym für den Ort zu Ort Transport? Die Vision von einer Welt ohne Hunger und Rassismus, von der Reise zu fremden Sternen, von einer positiven Zukunft strahlt eine gewisse Faszination aus. Steckt nicht in jedem von uns ein mehr oder weniger verborgener „Trekkie“?

<h3>Jakob Ihde</h3>

Jakob Ihde