Mal ehrlich – beim Durchschalten der Programme ist jeder schon mal bei 9Live – dem Call-In-Sender schlechthin – hängengeblieben und hat sich die Frage „Wer ruft da bitteschön an?“ gestellt. Nun ist damit endlich Schluss, denn es gibt „keine wahnsinnig attraktiven Wachstumschancen mehr“, wie der Vorstandschef von ProSiebenSat.1-Media, Thomas Ebeling, gegenüberDWDL erklärte. Ein großer Verlust für die deutsche Fernsehlandschaft wird die Abschaltung also nicht werden. Eher eine Bereicherung. Die 9Live-Frequenz kann schließlich für neue, kreative, vielleicht sogar pädagogisch wertvolle Sender genutzt werden. Oder? So richtig scheinen die Macher bei ProSiebenSat.1 auch nicht zu wissen, was sie mit der Lizenz anfangen sollen. Vorerst werden Spielfilme programmiert, vielleicht stoßen die Verantwortlichen ja später auf des Rätsels Lösung.
Perlen vor die Säue
Die Lizenz ist jedoch nicht das einzige Problem. Was geschieht mit den gutausgebildeten Big-Brother-Kandidaten, die nach ihrer Freilassung ins 9Live-Studio stolperten? Für sie brechen harte Zeiten an. Es reicht nun nicht mehr im TV-Knast seinen großen Bruder zu finden, um daraufhin Moderator einer TV-Sendung zu werden. Qualifikation ist jetzt wieder wichtiger als die Kunst des pausenlosen Redens. Schluss auch mit künstlicher Hektik, Schluss mit Hot-Buttons und Schluss mit Fragen, welche eine Beleidigung für die Intelligenz eines jeden Menschen sind.
Die Aufgabe „Nennen Sie ein Tier mit vier Buchstaben und das mit A beginnt“ kann sicherlich jeder beantworten. Genau – Otter. Trotz der einfachen Fragen rief angeblich über Minuten kein Kandidat in den Quizshows an. Es war doch offensichtlich, dass mit den 50 Cent teuren Anrufen den Zuschauern das Geld aus der Tasche gezogen werden sollte. Ein faires Geschäftsmodell war Call-In-TV nie. Vorwürfe der Irreführung und Intransparenz wurden stetig laut. Mit der freiwilligen Abschaltung hat die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) nun endlich ihr Ziel erreicht, die verhassten Quizshows aus dem Programm zu entfernen. Bei der Bayerischen Landesmedienanstalt freuen sich die Mitarbeiter sicher am meisten über die Abschaltung. Immerhin müssen sie nun bei einem Sender weniger täglich auf den eigenen Kontoauszügen kontrollieren, ob die letzte Bußgeldzahlung schon eingegangen ist.