Anpassungsfähig, flexibel, vielfältig – mit einem großen Verständnis für Texte, Technik und Online-Marketing. Die Anforderungen an Onlineredakteure sind hoch. Wie Björn Sievers, Onlineredakteur bei Focus Online, weiß, gibt es für Onlinejournalisten anders als zum Beispiel bei Printredakteuren keinen Redaktionsschluss. „Ziel ist es vielmehr, in jedem Moment das beste Produkt am Markt zu haben“, sagt er. „Für den Redakteur heißt das, dass er eigentlich nie fertig ist mit der Arbeit.“
Schreiben allein reicht nicht
Netzwelt.de-Redakteur Jan Kluczniok interpretiert den Begriff Redaktionsschluss etwas anders. „Nachrichten müssen am Fließband produziert werden, es ist quasi ständig Redaktionsschluss“, erklärt er. „Das schafft Stress und angesichts einer Vielzahl von Onlinemagazinen ist der Konkurrenzdruck natürlich hoch.“ Jedoch sei Schnelligkeit nicht das entscheidende Kriterium, sondern dass Texte richtig recherchiert sind.
Christoph Elzer, Nachrichtenredakteur bei Chip Online, spricht ebenfalls von extrem kurzen Produktionszeiten: „Dies hat natürlich zur Konsequenz, dass so etwas wie geregelte Arbeitszeiten für einen Onlineredakteur eigentlich nicht existieren.“ So müsse der Redakteur schon mal bis 23 Uhr in der Redaktion sitzen. Mit Themenfindung, Recherche und dem Schreiben selbst ist es aber nicht getan. Der Onlineredakteur müsse auch in der Lage sein, Artikel ins Content Management System einzupflegen und neben der Bildredaktion geeignetes Bildmaterial zu finden. Diese Fotos müssen anschließend zu Bildergalerien zusammengestellt werden – ebenso wird von vielen Arbeitgebern die eigenständige Suche nach Videomaterial vorausgesetzt.
Recherchieren auch nach Arbeitsschluss
Bei Focus Online beginnt der Tag bereits am Nachmittag des Vortages. Das grobe Raster bilden zwei Redaktionskonferenzen am Tag. „In der 16-Uhr-Konferenz planen Chefredaktion und Ressortleiter die Berichterstattung für den kommenden Tag“, erklärt Sievers. „Die Frühkonferenz um 9 Uhr morgens gleicht den Plan dann noch einmal mit der Entwicklung der Nacht ab und justiert die Berichterstattung entsprechend.“ Nicht selten wird aber der eigentliche Plan aktuellen Entwicklungen angepasst. Das bestätigt auch Christoph Elzer: „Da man sich stets der aktuellen Informationslage anpassen muss, können Planungen von 9 Uhr um 10 Uhr schon wieder hinfällig sein.“ Danach bleibt der Onlineredakteur auch nach dem Arbeitstag an seinen Themen dran. „Journalisten hören ja normalerweise nicht auf Journalisten zu sein, nur weil sie Feierabend haben“, so Elzer. Auch Jan Kluczniok kennt das. „Letztlich muss man sich dann einmal selbst zwingen abzuschalten“, rät er. So sei der Job eines für ein Onlinemedium arbeitenden Journalisten, der ständig auf Abruf bereit steht, wahrscheinlich stressiger als der seines Printkollegen.
„Vor ein paar Jahren war es sicher noch so, dass Kollegen aus anderen Medien auf Online herabgeschaut haben. Das ist aber nicht mehr so. Zwischen den Redaktionen von FOCUS und FOCUS Online findet ein Austausch auf Augenhöhe statt“, sagt Björn Sievers. Dies haben allergings nicht alle Kollengen beobachtet. „Sicherlich haben Printredakteure heute noch ein höheres Ansehen als Onlineredakteure“, sagt Jan Kluczniok. Das sieht man beispielsweise an Unterschieden im Gehalt. Online-Medien erleben aber seit einigen Jahren einen enormen Auftrieb.“ Längerfristig werde dieser Unterschied verschwinden.
Stressiger Job gegen geringe Bezahlung
Der Lohn hängt maßgeblich von Berufserfahrung und Berufs- oder Hochschulabschluss ab. „Dies ist stark vom Einsatzgebiet des Redakteurs abhängig“, sagt Christoph Elzer. Das Einstiegsgehalt beträgt brutto circa 20.000 Euro im Jahr. Nach Abzug aller Abgaben bleiben dem Redakteur somit in etwa 1.200 Euro netto pro Monat. Chefredakteure können im selben Zeitraum dagegen über 60.000 Euro verdienen.