Besinnliche Papierflut

von | 16. Dezember 2009

Mit seinem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von über 250 Kilogramm Papier ist der Deutsche ein engagierter Konsument des Rohstoffs. Kein Wunder, denn hierzulande wird - besonders im Advent - großen Wert auf eine Ummantelung von allem und jedem gelegt

Laut dem WWF, einem der größten internationalen Naturschutzverbände der Welt, verbraucht die Bundesrepublik so viel Papier wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen. Für jeden von uns werden pro Tag 800 Gramm Holz für die Papierproduktion benötigt. Leuchtet ein, denn der Deutsche beschäftigt sich im letzten Monat des Jahres täglich mit Papier. Leider nur nicht damit, wo der Holzhaufen in seiner Öko-Papiertüte eigentlich herkommt. Auch nicht damit, was er selbst gegen die rigorose Rodung der Wälder tun kann.

Advent, Advent Papier verschwend‘

Alles beginnt mit dem ersten Türchen. Wir lieben Adventskalender und ganz besonders den Geschmack der 24 mundgerecht geformten „Papp-Schokotäfelchen“, die uns die Industrie seit Jahrzehnten als hochwertige Vollmilchschokolade verkaufen möchte. Ähnlich eifrig wie die „Türchen-Tradition“ verfolgen wir im Advent auch den Versand von Weihnachtsgrußkarten. Eine gewisse Abnormität mutet dieses Ritual im Zeitalter von Twitter, Facebook und Co. schon an. Schließlich propagieren wir unser Leben elf Monate im Jahr digital. Wie könnte der steigende Zuwachs im Social Network sonst erklärt werden?

An Weihnachten darf es aber scheinbar doch ein bisschen klassisch antiquiert zugehen. Findet auch Großmutter, die uns die grünen Papiere lieber im weihnachtlichen Umschlag schenkt, als sie uns ressourcenschonend zu überweisen. Seinen mutmaßlichen Höhepunkt findet der üppige Papierverbrauch allerdings erst nach den Weihnachtsfeiertagen: Die Flut an Scheidungsanträgen ist in dieser Zeit besonders beachtlich. Verständlich, nach zwanzig Jahren Socken und Unterhosen unter dem Baum hilft das schönste Weihnachtspapier nicht mehr. Über kurz oder lang stellt der frustrierte Ehemann eben sogar seine Grande Dame neben dem Altpapiercontainer ab.

Strebsame Sammler

Unser unverschämt hoher Papierverbrauch hin oder her. Die Schuldigkeit gegenüber der Natur haben wir – immerhin ansatzweise – verinnerlichen können. Laut dem WWF sammelt kaum ein Land mehr Altpapier als Deutschland. Richtig so, denn sonst wird es in den deutschen Mischwäldern sehr bald, sehr übersichtlich. Anstatt der geliebten Nordmanntanne steht zukünftig vielleicht ein Plastikbäumchen aus dem Land des Lächelns im heimischen Wohnzimmer. Aber das ist eine andere Debatte.

<h3>Cindy Singer</h3>

Cindy Singer