Cosplayer prägten am Samstag, den 13. Oktober, das Bild der Frankfurter Buchmesse. Der japanische Verkleidungstrend wird sogar Teil der Marketing-Strategie: Beim „Hobbit“-Cosplay treten „Herr der Ringe“-Fans gegeneinander an, um den Preis für die beste Nachahmung zu erringen. Den Verwandlungskünstlern geht es dabei aber um mehr als nur aufzufallen.
Cosplaying ist ein Phänomen aus Japan, das bereits seit vielen Jahren auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig und verschiedenen Comic-Treffen in ganz Deutschland auftritt. Die Tradition liegt in den Mangas, längst haben sich aber viele Cosplayer aus der Szene von diesen Wurzeln gelöst. Neben Hobbits, Zauberern und Elben erleben die Besucher der Buchmesse 2012 auch Pop- und Film-Ikonen, Roman-Figuren und Comic-Helden.
Eine der Comic-Expertinnen ist Lisa. Die Auszubildende aus Süddeutschland hat sich auf Kostüme aus den „Batman“-Comics spezialisiert. Zur Buchmesse präsentiert sie eines ihrer „Catwoman“-Outfits. Sie fällt auf, selbst unter den Cosplayern. Mit ihrer Peitsche zieht sie die Blicke an – nicht nur die der Männer. „Mir geht es einfach darum, mein Kostüm zu tragen, Spaß zu haben und Leute zu treffen“, erklärt sie.
Es ist eine andere Buchmesse, wenn man mit ihr durch die Stände geht. Niemand stört sich an den vielen Kamera-Leuten und so mancher Star-Autor oder Politiker geht in der Menge der Besucher einfach unter. Diejenigen unter den Cosplayern, die hier auffallen, sind wirklich etwas Besonderes. Sie werden gesehen, wiedererkannt und von manchen sogar geliebt für das, was sie tun. Sie sind untrennbar verbunden mit dem Erlebnis Buchmesse. Die Leute sprechen Lisa an, wollen ein Foto mit ihr. Selbst die Stars aus der Comic-Szene wie „Nichtlustig“-Zeichner Joscha Sauer sind beeindruckt. „Die Kostüme verbinden“, glaubt Lisa, nicht nur zwischen den Cosplayern selbst.
Ein ganz normales Hobby
Die Menschen hinter den Kostümen sind keine Jecken, die das Ende der Karnevalszeit verpasst haben. Es geht um Authentizität und ein bisschen darum, mal jemand Anderes zu sein. „Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass meine Kostüme authentisch sind“, sagt Lisa. In die Verkleidungen wird viel Energie und Geld gesteckt: „Wenn du ein bis zwei Tage für ein Kostüm brauchst, ist das eine kurze Zeit“, sagt sie. Es ist nicht selten, dass über mehrere Wochen an den Kostümen gefeilt wird.
Lisa zeigt mir Fotos von ihren Kostümen. Die Liebe zum Detail und die Freude an der Inszenierung ist nicht zu übersehen. Darin steckt sie sehr viel Herzblut; sie ist stolz auf ihre Verwandlungskünste. „Für mich ist das eine spannende Herausforderung. Und wenn die Leute auf den Conventions und Messen Fotos von mir machen und die anderen Cosplayer sagen, hey, das hast du gut gemacht – dann hat es sich für mich gelohnt“, beschreibt die Auszubildende Lisa.
Cosplayer als Marketing-Gag
Den Unterhaltungswert und die Faszination der Szene scheinen auch die Organisatoren der Buchmesse erkannt zu haben. Längst werden Cosplayer auch zu Marketingzwecken eingesetzt. Bei der Verleihung des Preises für das beste „Herr der Ringe“-Kostüm bleibt am Ende aber ein schaler Beigeschmack: das zirkusartige Vorführen dieser vermeintlichen Freaks hat mit dem bunten Treiben der Cosplayer und ihrer unkommerziellen, offenen Art nichts mehr zu tun.
Text: Marcus Jänecke. Bild: Tim Jungmittag & Marcus Jänecke, Bearbeitung: Christian Kandels