Am Freitag gab es viel zu erleben beim „Campus Festival“. medienMITTWEIDA war vor Ort: Beim Spendenlauf, dem Fest der Nationen und den Experimenten bei der Nacht der Wissenschaften.
Maschinenbau-Student Shaqir Pllana wärmt sich zum „Song 2“ von „Blur“ auf. Er hat mit seinen Teamkollegen vom „Technikum Mittweida Motorsport“ eine Laufgruppe gebildet. Sportlich gekleidete Leute stehen vor dem Grunert-de-Jacomé Bau – dem Haus 6 der Hochschule – bereit für die Dehnübungen mit Diplom-Sportlehrerin Elena Hennig.
Pünktlich um 15:30 Uhr beginnt dann der Spendenlauf, ganz vorne dabei Shaqir mit seiner Laufgruppe. Unter dem Motto „3 Etappen – 1 Ziel: Mittweida läuft für die Tafel“ starteten die 120 Läufer ambitioniert die 1,5 Kilometer lange Strecke. Jede erlaufene Runde brachte Geld für den guten Zweck.
Spendensumme vervierfacht
17:20 Uhr – Endspurt für die Läufer, nur noch zehn Minuten. Die Gruppe von Shaqir ist insgesamt beachtliche 59 Runden gelaufen, damit haben die sechs „TMM“-Mitglieder den Spendenlauf gewonnen. „Ich habe mitgemacht, weil ich Kindern helfen möchte, jeder Mensch sollte etwas zu essen haben“, erklärt Shaqir etwas außer Atem. „Es war hart, hat sich aber gelohnt“, sagt er. Gelohnt hat sich der Spendenlauf auch für die Mittweidaer Tafel. Insgesamt kamen 3.800 Euro zusammen, ein Rekord.
Als die Läufer wieder zurück zum Haus 6 kommen, scheint noch immer die Sonne und beim Kickerturnier des „Cosmopolitan Club“ wird es gerade spannend. Der internationale Studentenclub der Hochschule hatte beim „Fest der Nationen“ anlässlich der zeitgleich gestarteten Fußball-EM ein Kickerturnier organisiert, 32 Gaststudenten waren gekommen.
Für die Mini-EM hatten die Organisatoren extra zwei Kickertische aus dem Studentenclub und dem Wohnheim auf die Campus-Wiese getragen. Wer für welches Land spielt, wurde mit kleinen Zetteln ausgelost. Kurz vor halb acht stand nach 31 Spielen der Sieger fest: „Dänemark“.
Die Atmosphäre war locker auf dem Campus, ein internationales Buffet hatten die Gaststudenten auch aufgebaut. Die Köche standen direkt neben ihren Werken. Sie erklärten den fragenden Gästen, was genau sie gezaubert hatten – denn viele Gerichte waren tatsächlich exotisch.
Doch das eigentliche Highlight war die Musik: Die Gruppe „Sax Puppets“ aus Berlin tanzte zu ihrer Jazz-Musik mit riesigen Muppet-Köpfen verkleidet um Bühne, Bänke und Bar. Vor allem die kuriosen Kostüme sorgen für Aufsehen: Viele Leute schauten den drei Musikern belustigt hinterher.
Mit Saatbomben die Nachbarschaft verschönern
Der Familienvater Michael Müller ist durch „Die Novum“ auf die Nacht der Wissenschaft aufmerksam geworden. Er war mit seiner Frau beim Laser-Schweißen, Proteine-Spalten, seinen Kindern hat vor allem das mit flüssigem Stickstoff produzierte Speiseeis geschmeckt. „Es ist ein ganz wundervolles Familienevent“, sagt er, bei der Nacht der Wissenschaften war er vorher noch nie. „Bei der entspannten Atmosphäre macht es einen Heidenspaß, den Kindern zu zeigen, wie die Welt funktioniert.“
Ein Mikroskop war aufgebaut, daneben in Petri-Schalen verschiedenste Bakterienkulturen. Ein Schienensystem aus Holz führte über den Boden. Zwei gelbe Schüsseln, Erde, Lehm, braune Kugeln. Die Frage „Was ist das?“ hat Gárbor Rénes bei seinem Experiment oft beantwortet.
„Das ist Guerilla Gardening. Dabei werden aus Lehm, Sand und Wasser Kugeln geformt und mit Saatkörnern vermischt“, sagt der Mitarbeiter der Fakultät Elektro- und Informationstechnik. „Man schmeißt die Bomben auf unbebaute Grundstücke, so kann man seine Umwelt und die Nachbarschaft verschönern“, erklärt er und gibt jedem Besucher eine Kugel sicher in einer Plastetüte verpackt mit nach Hause.
Mensamitarbeiter werden zu Künstlern
Im Foyer des Haus 6 ein ähnliches Bild: Studentin Carolin steht in einer kleinen Gruppe und schaut dem Mensachef zu, wie er eine rote Zuckermasse unter einer Heizlampe erwärmt. Daraus soll ein Kunstwerk entstehen. So wie der braune Zuckerschwertfisch, der bereits vor ihm auf dem Tisch steht. „Das sieht aus wie aus Glas“, sagt Carolin. Im gleichen Moment schnitzt ein Lehrling eine Blume aus einer Salatgurke und die dritte Mensamitarbeiterin modelliert einem Schwan aus Kohlrabi einen Schnabel. „Food-Artistics“ nennt sich die Vorführung, bei der auch Blumenkörbe aus Wassermelonen hergestellt werden.
Zweierteam gewinnt Kurzfilm-Wettbewerb „MW48“
Zur selben Zeit wird eine Treppe weiter oben entschieden, welcher der drei eingereichten Kurzfilme als Sieger bei „MW48“ hervorgehen wird. Die vierköpfige Jury beratschlagt noch kurz, welcher der im Studio B über die Leinwand geflimmerten Kurzfilme am Innovativsten, am Überraschendsten, am Sehenswertesten war. Die etwa 100 Zuschauer zumindest waren von allen Filmen überzeugt. Dann steht die Entscheidung.
Ein bisschen ist dem Team „Hindrich und Huschtschek“ die Überraschung schon anzusehen, als Jurymitglied Alexander Schulz ihren Film „Pech im Glück – Spiel im Leben“ zum Siegerbeitrag erklärt. „Hindrich und Huschtscheck“, das sind die Medienstudenten Johannes Kürschner und Franz Müller, die mit ihrem Film in sächsischer Mundart und einer Geschichte um einen möglichen Lotto-Gewinn die Zuschauer zum Lachen brachten.
Sie haben ihren Beitrag nur zu zweit gedreht – und waren sowohl hinter der Kamera aktiv als auch vor der Kamera als Protagonisten zu sehen. „Wir hatten gehofft zu gewinnen, Dritter war unser Ziel, was ja bei drei angetretenen Teams laut Adam Riese nicht schwer ist“, sagt Johannes und schaut dabei seinen Teamkollegen an, während er wieder zu lachen anfängt.
„Ich bin schwanger, ich muss weg“
Kulturell ging es auch beim Poetry Slam weiter. Das Publikum jubelt und lacht, als Moderator Walter Schulz versucht, dem Slammer „Aida“ das Mikrofon abzunehmen. „Ich bin schwanger, ich muss weg“, nur für diese letzten Worte hat es gereicht. Die Redezeit ist vorbei. Jeder Slammer hat nur fünf Minuten Zeit, mit Worten und Reimen das Publikum zu begeistern.
Die Gesangseinlagen des Erfurters von Musical-Hits bis Boyband-Songs und einer kleinen Ballett-Tanzeinlage kamen gut an. „Aida“ erhielt in den drei Runden viel Applaus und die meisten Lacher. Gegen seine fünf Konkurrenten konnte er sich damit durchsetzen.