Einmal Guatemala und zurück

von | 24. Juli 2012

Viele Studenten möchten vor oder nach dem Studium für einige Monate ins Ausland. Sarah Kletschka hat das getan - und arbeitete bei einer sozialen Organisation in Guatemala.

Viele Studenten möchten vor oder nach dem Studium für einige Monate ins Ausland. Sarah Kletschka hat das getan – und arbeitete bei einer sozialen Organisation in Guatemala.

Amerika, Australien oder England – das sind die typischen Ziele junger Menschen für einen Auslandsaufenthalt. Die 23-jährige Medientechnikstudentin Sarah Kletschka entschied sich jedoch vor ihrem Studium an der Hochschule Mittweida für Guatemala. Über den Grund, warum sie sich genau dafür entschied, muss sie heute schmunzeln: „Das war eigentlich purer Zufall. Die Freundin eines Bekannten hatte eine eigene soziale Organisation, ‚Sichere Perspektiven e.V.‘, und erzählte mir von ihrem Projekt“, erinnert sie sich. „Das hat mich sehr beeindruckt. Also beschloss ich, nach Guatemala zu fahren um zu helfen.“ Geplant waren zuerst sechs Monate, letztendlich wurden daraus drei Jahre.

In dieser Zeit half sie beim Aufbau einer Schule für 500 bedürftige Familien. „Ich habe als Volontärskoordinatorin gearbeitet, war Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Außerdem war ich als ‚Gemeinde-Liaison‘ die Schnittstelle zwischen der Organisation, der Gemeinde, der Schule und den Volontären“, berichtet die 23-jährige.

Helferin, Studentin – und Tanzlehrerin

Während der Arbeit an diversen sozialen Projekten studierte Sarah an einer Universität in der 140.000 Einwohner zählenden Stadt Quetzaltenango. Im Studiengang „Bachelor de adoración del arte, la cultura y música latinoamericana“ beschäftigte sie sich tiefgreifend mit der lateinamerikanischen  Musik. Dabei paukte sie nicht nur Theorie; auch Schlagzeug, Gitarre, Bass, Gesang und Gehörschulung standen auf dem Stundenplan. Nebenbei verdiente sich Sarah als Tanzlehrerin und durch privaten Deutschunterricht Geld für den Lebensunterhalt.

An der guatemaltekischen Kultur schätzt die gebürtige Baden-Württembergerin vor allem die offene, lebensfreudige Art der Menschen. „Die Leute haben immer Zeit zu reden und alles wird viel lockerer gesehen als in Deutschland“, erzählt Sarah. „Die Menschen denken immer positiv, obwohl es ihnen viel schlechter geht.“ Ein Problem sei jedoch die Kriminalität, vor allem in den Städten. Die Studentin erklärt: „Es ist wichtig sich an die Regeln zu halten. Dazu zählt zum Beispiel, abends nicht allein auf die Straße zu gehen, vor allem als Frau.“ Anders als in Deutschland sei ihr auch die Männerkultur in Erinnerung geblieben. „Es gibt viele Machos“, lacht Sarah.

Ziel: Mit Musik von Guatemala nach Chile

Privat lebt Sarah für die Musik. In Mittweida spielt sie in einer Rockband den Bass und singt die Back Vocals, also den Begleitgesang. Außerdem engagiert sie sich in einem Bluesprojekt. „Wir machen einige Cover, wollen aber auch eigene Songs schreiben“, erzählt Sarah.

In der Musik sieht Sarah auch ihre Zukunft. „Nach meinem Abschluss in Mittweida möchte ich auf jeden Fall wieder zurück nach Guatemala. Mein Traum ist es mit meiner Band ‚Papa Blues‘ auf Tour von Guatemala nach Chile zu gehen. Zwei oder drei Jahre lang nur Reisen und Musik machen. Unser großes Ziel ist es, zur Fußballweltmeisterschaft in Brasilien zu sein“, schwärmt sie. Aber auch die soziale Arbeit will sie wieder aufgreifen. Sie möchte mit Tontechnik-Equipment in die ärmeren Regionen des Landes reisen um so auch Straßenmusikern die Chance zu geben, ihre Musik aufzunehmen.

Studienbedingungen lockten nach Mittweida

Aber wie kommt Sarah bei all der Guatemala-Liebe dazu Medientechnik in Mittweida zu studieren? „Es ist einfach extrem wichtig eine fundierte Ausbildung zu haben“, erklärt Sarah. „Mit einem deutschen Abschluss stehen in Guatemala alle Türen offen und mit der Musik kam auch mein Interesse für Tontechnik.“

Text: Victoria Blum. Bild: Sarah Kletschka, Bearbeitung: Philipp Fechner

<h3>Victoria Blum</h3>

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