Provider-Spionage nicht in Deutschland

von | 6. Januar 2012

Mit dem Mobilfunk-Programm „Carrier IQ“ bespitzeln Provider in den USA ihre Kunden. In Deutschland ist es nach ersten Einsätzen wieder still um die Spionagesoftware geworden.

Die Software „Carrier IQ“  soll laut Hersteller den Mobilfunkprovidern wertvolle anonyme Informationen über die Netzqualität liefern. Doch das Programm liefert den Netzbetreibern in den USA, dem bisher einzigen Einsatzland, wahrscheinlich noch eine Reihe weiterer Daten über seine Nutzer.

Dass die umstrittene Spionage-Software künftig in Deutschland genutzt werden könnte, schließt „Telekom“-Sprecherin Michaela Weidenbrück aus: „Die Telekom Deutschland nutzt die Software ‚Carrier IQ‘ nicht und hat auch nicht deren Einsatz gefordert.“ In der Hinsicht sei der Telekommunikationsanbieter einer Meinung mit den Smartphone-Herstellern: „Unsere Endgerätelieferanten haben uns bestätigt, dass in keinem der Endgeräte für den deutschen Markt ‚Carrier IQ‘ installiert ist.“ Datenschutz geht in Deutschland schließlich vor.

„Carrier IQ“ speichert vielfältige Nutzer-Informationen

Die kritisierte Software kann die Nutzer orten, ihre SMS mitlesen und nachverfolgen. Das Programm protokolliert aufgerufene Websites und ist sogar in der Lage, jede am Mobilgerät gedrückte Taste an die Provider zu senden. Dies bewies der Android-Entwickler Trevor Eckhart in einem „Youtube“-Video, das Anfang Dezember 2011 zu ersten Medienberichten führte. Die Software sei sogar bei sicheren Verbindungen wie https-Websiteaufrufen im Einsatz.

Besonders kritisch für die teils arglosen Handy-Nutzer ist aber, wenn sie sich beim Surfen mit Benutzernamen und Passwort einloggen. Der Software-Hersteller „Carrier IQ“ dagegen spricht bei den auf „Youtube“ angeführten Beweisen von einer nicht deaktivierten Debug-Funktion. Die Software zeichne also weniger Nutzer-Informationen mit als vorgeworfen. „Android“-Experte Eckhart hätte nur eine falsche Version genutzt. Später teilten die „Carrier IQ“-Macher mit, dass sie die Informationen nur eine Woche speichern würden.

Smartphone-Test für Spionage-Software

Wenn User befürchten, dass eine Spionage-Software auf ihrem Handy installiert ist, können sie ihr Smartphone ganz einfach selbst testen. Die Analyse-App „Logging Test“ von Trevor Eckhart zeigt in seiner „CIQ File List“ Dateien, die von „Carrier IQ“ angelegt worden sein könnten.

Bisher wurden Dateien der Software auf Geräten der Samsung-Reihe „Galaxy S2“, den „Huawei“-Smartphones der Reihe „Ideos X3“ und dem Tablet „Samsung Galaxy Tab P1000“ gefunden. Laut „computerworld.com“ benutzen in den USA die Mobilfunkanbieter „Sprint“ und „AT&T“ die Software. Auch die Smartphone-Hersteller „HTC“, „Samsung“ und „T-Mobile“ gaben zu, die Software in den Vereinigten Staaten zu nutzen.

„Carrier IQ“ ist eine seit sechs Jahren bestehende Firma aus Kalifornien. Das eigentliche Fachgebiet des Software-Spezialisten ist die Fehlerdiagnose von Handys. Seit Oktober 2011 kooperiert „Carrier IQ“ mit den Marktforschern von „Nielsen“. Zusammen wollen sie die Smartphone- und Netzwerkperformance messen.

<h3>Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski</h3>

Joao Oliver Crawford Cabral-Mocarski