Im Interview mit medienMITTWEIDA spricht Dave Tjiok, Mitbegründer von „Addlogic Labs GmbH“, über seine Erfahrungen in Indonesien und über die Chancen für Medienmacher in anderen Branchen zu arbeiten.
Dave Tjiok entwickelt Technologien zur Gewinnung von Wärme und Strom aus nachwachsenden Rohstoffen. Mit seiner Forschungs- und Projektarbeit, hat er es durch viele Zufälle bis nach Indonesien geschafft. Dort führt er Projekte zum Aufbau von Bioabfall-Recycling, zur Umweltbildung und zur Etablierung von Social-Business durch. „Für mich ist es wichtig, für etwas zu sein und nicht nur gegen irgendwelche Dinge.“ So hält er die Protestbewegung, zum Beispiel gegen Atomkraft, für richtig, weist aber darauf hin, dass auch immer positive Beispiele benötigt werden.
Dave, Medien sehen sich in Indonesien unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt. Wie schätzt du die dortige Pressefreiheit ein?
Bei den etablierten Printmedien schwierig. Da es in einem wirtschaftlich aufstrebenden Land natürlich mit harten Bandagen zugeht. Das kriege ich immer wieder mit, wenn es um Regenwaldabholzungsreportagen geht. Das Internet und Videoportale wie YouTube gleichen das ein Stück weit aus. Durch sie können Beweisvideos schneller der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Internationale Konzerne können sich nicht mehr so ohne weiteres aus der Verantwortung stehlen. „Wahli“ das indonesische „Friends of the Earth“ und „Rettet den Regenwald“ nutzen das recht effektiv.
Beeinflussen Medien deine Arbeit in Indonesien?
Ich gebe euch mal ein Beispiel: Der Wasserprivatisierungsvertrag, in dem „RWE“ sich bedeutende Teile der Trinkwasserversorgung von Indonesien sicherte, tauchte beispielsweise im WWW auf. Das war keine Fälschung, sondern echt. Wir konnten das übersetzen und kommentieren. Ohne das Internet wäre die Verbreitung solcher Dokumente und der tatsächlichen Hintergründe viel schwerer.
Welche Chancen haben Medienmacher deiner Meinung nach in fremden Branchen zu arbeiten?
Sehr gute, sofern sie bereit sind, sich auf Neues einzulassen.
Was wäre zum Beispiel ein Job, der in deiner Firma mit Medienschaffenden zu besetzen ist?
Ich mache das eher an den Menschen und ihren Fähigkeiten fest. Beispielsweise stellen wir für ein Versuchslabor einer Wasseraufbereitungstechnologie demnächst eine Frau ein. Sie hat in dem Bereich nie gearbeitet und in den letzten 20 Jahren zwei Töchter groß gezogen. Nebenbei ist sie Märchenerzählerin. Es hat sich aber gezeigt, dass sie einen außergewöhnlichen Blick für’s Detail hat, den andere Laboranten erstaunlicherweise nicht haben.
Welche Qualifikationen sollten sich Medienmacher aneignen, um auch in der Naturwissenschaft und Technik arbeiten zu können?
Im Endeffekt Neugierde, das halte ich für das effektivste. Die Fähigkeit über Details zu staunen und sich ohne Berührungsängste neuen Themen zu öffnen, ohne gleich zu sagen: „Das versteh ich nicht, da lasse ich die Finger davon.“
Was denkst du, welche Erfahrungen erwarten einen bei der Arbeit im Ausland?
Enttäuscht werden und ein hohes Maß an Frustration, weil Absprachen aller Art, oft nicht oder nicht wie gewünscht eingehalten werden.
Nebenher arbeitest du an der Zeitschrift „LebensFieber“, wie kam es zu dieser Idee?
Bei „LebensFieber“ geht es darum, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beispielhaft zu zeigen, was sie zwischen Schule und Ausbildung alles auf die Beine stellen können. Sei es jetzt im Jugendhaus, im Sportverein oder in einer Band.
Ein Mitmach-Projekt, das offen ist für Jugendliche und junge Erwachsene, aus allen Gesellschaftsschichten. Mit regelmäßig stattfindenden Kreativ-Schreibwerkstätten und gemeinnützigen Events, welche den lebendigen Charakter ausmachen.
Das Interview führte Kevin Funk. Bild: Sarah Kletschka. Bearbeitung: Nicole Schaum.