Von Mittweida in die South Bronx

von | 20. Januar 2012

Claudia Bracholdt hat 2011 ihren Bachelorabschluss in Medienmanagement an der Hochschule Mittweida gemacht. Jetzt sammelt sie journalistische Erfahrungen in den Straßen von New York.

Die 23-jährige aus Riesa studiert Journalismus an der „Graduate School of Journalism“. Für den Masterstudiengang hat sie die Vertiefungsrichtung „Urban Reporting“ gewählt. Praktisch arbeitet sie dabei für den „Mott Haven Herald“, ein Lokalblatt der South Bronx im Bezirk Mott Haven. So berichtete Claudia Bracholdt im Dezember 2011 über eine Schule, die geschlossen werden könnte. „Meine Arbeit ist für die Leute in diesem Viertel sehr wichtig. Die Lokalzeitung ist für sie eine wesentliche Informationsquelle“, sagt sie.

Ihr Studium an der Fakultät Medien in Mittweida bildet eine gute Grundlage für die Ausbildung in New York. „Viele sind an die Graduate School gekommen, ohne jemals eine Kamera in der Hand gehabt zu haben. Am meisten geholfen haben mir die produktionstechnischen Kenntnisse. So konnte ich mich dann auf die Sachen konzentrieren, die mich eben mehr herausgefordert haben, wie journalistisches Schreiben in Englisch zum Beispiel“, erklärt Bracholdt. In Mittweida arbeitete sie für Propeller TV, medienMITTWEIDA und war die Producerin des SL:MIMA 2009.

Risiken einschätzen

Der „Mott Haven Herald“ kooperiert mit der „Graduate School of Journalism“. Somit zählt die Arbeit dort als Ausbildung im Rahmen des Studiums. Themen wie Kriminalität, schwangere Teenager und hohe HIV-Sterblichkeit waren neu für die Medienmanagerin. „Obwohl die anfängliche Unsicherheit zurückgeht, ist gutes Einfühlungsvermögen in bestimmten Situationen wichtig“, merkt sie an.

Zwar sei die Bronx tagsüber längst nicht so gefährlich, wie gemeinhin angenommen. „In der Dunkelheit bin ich aber deutlich vorsichtiger. Zu Terminen am Abend gehe ich nicht allein in die South Bronx. Wir Studenten begleiten uns gegenseitig bei ‚kritischen‘ Terminen“, sagt Claudia Bracholdt.

Stipendien zur Studienfinanzierung

Ein Fulbright Stipendium ermöglicht ihr das Studium an der „Graduate School of Journalism“, einem Teil der City University of New York. Eine Graduate School in den USA ist eine Hochschule für Studenten, die bereits einen akademischen Abschluss erreicht haben. Die Bewerbung für das Fulbright Stipendium ist sehr umfangreich und erfordert Empfehlungsschreiben von zwei Professoren. „Eigentlich hatte ich nach den Auswahlgesprächen kein gutes Gefühl. Die Konkurrenz war sehr groß“, sagt Claudia Bracholdt.

Sechs Monate später erhielt sie dann allerdings doch die ersehnte Zusage. Das Stipendium deckt die Studiengebühren und Lebenshaltungskosten ab. Claudia Bracholdt zahlt umgerechnet 600 Euro für ihr Einzelzimmer im internationalen Studentenwohnheim. „Auch für den Wohnheimplatz musste ich mich bewerben und hatte erst nach mehreren Versuchen Glück“, weiß sie zu berichten.

Einschränkungen durch das Visum

„Aufgrund meines Visums darf ich keiner regulären Erwerbsarbeit in den USA nachgehen. Wenn mein Fulbright Stipendium im Mai ausläuft, muss ich eine andere Finanzierungsstrategie haben“, bedauert Claudia Bracholdt. Zurzeit bewirbt sie sich für Stipendien an ihrer Universität, um die verbleibenden sechs Monate ihres Studiums bis Ende 2012 finanzieren zu können.

Zu ihrem aktuellen Wohnort hat Bracholdt ein zwiespältiges Verhältnis. „Diese Erfahrung machen zu können, ist großartig. New York ist beeindruckend, aber auf Dauer hier leben könnte ich nicht“, sagt die Studentin. Ein Grund dafür sind die extremen Gegensätze in New York: „Einerseits erlebe ich Reichtum und übermäßige Verschwendung, andererseits bittere Armut und Obdachlose, die mich nach Geld fragen“, erklärt sie. „Die Zusammensetzung der Passagiere in der U-Bahn ändert sich mit jeder Station. Täglich damit umzugehen ist sehr fordernd.“

Nach ihrem Studium könnte Claudia Bracholdt sich vorstellen, wieder in Europa zu leben und zu arbeiten. „Momentan konzentriere ich mich allerdings noch vollkommen auf die Gegenwart. Das Studium und die Bewältigung des Alltages nehmen mich zurzeit komplett in Anspruch“, sagt die Medienmanagerin.

<h3>Tobias Weiß</h3>

Tobias Weiß