Der Siegeslauf des Brotkastens

von | 20. Januar 2012

Im Januar 1982 wurde der „Commodore 64“ vorgestellt, für Fans ist er trotz seines Alters ein Kultobjekt. Mittlerweile gibt es sogar einen technisch aktuellen PC im alten Look.

Noch heute besitzt der Heimcomputer von „Commodore“ Kultstatus bei den „C 64“-Fans. Besonders bei Spielefans war der liebevoll als „Brotkasten“ bezeichnete PC mit Spiele-Hits wie „Pacman“, „International Soccer“ oder „Pirates“ sehr beliebt.  Auch wenn ihn viele jüngere Digital Natives aufgrund ihres Alters nicht kennen, seinen Kultstatus hat der „Commodore“ verdient.

Schwer, groß und klobig. Den Spitznamen „Brotkasten“ bekam der Computer aufgrund seines Aussehens verpasst. Die Entwickler haben nämlich sämtliche Bestandteile – also Prozessor, Grafikeinheit, Soundmodul, sowie drei ROM-Speicherchips – kurzerhand in die Tastatur eingebaut. Mit der heutzutage bekannten Computer-Tastatur hatte das aber nicht viel gemein.

Autostart-Funktion? Fehlanzeige!

Den blinkenden „Ready“-Startbildschirm haben viele „Commodore“-Fans bis heute noch in Erinnerung. War der Computer hochgefahren, musste der Nutzer über ein externes Steckmodul, wie zum Beispiel die Datasette, eine Art Kassettenspieler, ein Speichermedium einlegen und über einen Befehl die entsprechende Software starten. Eine Autostart-Funktion oder die automatische Medien-Wiedergabe gab es nicht. Fingerarbeit war angesagt.

Auch von Dual- oder sogar Quad-Core konnten die PC-Nutzer nur träumen. Die Systemkomponenten des „Commodore“ waren für die damaligen Verhältnisse trotzdem atemberaubend: Mit einem 1MHz-Prozessor und unglaublichen 64 Kilobyte Arbeitsspeicher war der Heimcomputer für umgerechnet 764,38 Euro das Nonplusultra auf dem Markt. Mit zusätzlichem externen Grafikchip und Soundmodul zwang der „Commodore 64“ die Konkurrenz endgültig in die Knie.

Das Unternehmen „Commodore“ hatte mit dem „Brotkasten“ den Heimcomputer-Markt förmlich überrumpelt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis „Commodore“ in diesem Segment die absolute Vormachtstellung innehatte. Seit seiner Vorstellung auf der „Winter Consumer Electronics Show“ in Las Vegas am 7. Januar 1982 wurde der Computer Schätzungen zufolge bis zu 30 Millionen mal verkauft und ist damit der erfolgreichste und bis heute meistverkaufte Heimcomputer.

Nachfolger blieben ohne Erfolg

Gegen Ende der 80er-Jahre ging der Absatz des „Commodore 64“ aber stark zurück und „Commodore“ stellte einen Nachfolger vor. Mit dem „Amiga 1000“ und dem späteren „Amiga 500“ konnte das Unternehmen aus West Chester in Pennsylvania nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. Gerade Firmen kauften die vermeintlich seriöseren Konkurrenzprodukte von „IBM“ und „Apple“. Im April 1994 musste „Commodore“ zuerst in den USA, später auch in Deutschland und Großbritannien Konkurs anmelden. Die Markenrechte wechselten in den Folgejahren oft den Besitzer.

Die Überraschung kam dann 2011: Der „New Commodore 64“ kam auf den Markt. Der Computer ist zur Zeit nur in den USA verfügbar, der Verkauf in Europa ist bereits in Planung. Retro-Feeling inklusive, denn das Gehäuse sieht aus wie beim Original. Das Innenleben der drei angebotenen Modelle ist aber auf aktuellem Stand. Das Spitzengerät hat neben einem Intel-i7-Prozessor mit 2,2 Gigahertz, auch zwei USB-3.0-Ports, und kostet stolze 1.499 US-Dollar. Die Speicherkapazität ist für alte „C 64“-Fans schier überwältigend. Auf die Festplatte des Geräts passen immerhin zwei Terrabyte Daten – rund 13 Millionen mal so viel wie auf eine 5,25-Zoll-Diskette.

<h3>Stefan Huberth</h3>

Stefan Huberth