Das Prinzip von Crowdfunding ist schnell erklärt: Man stellt ein Projekt auf einem Crowdfunding-Portal vor und wirbt um viele Investoren anstatt weniger Großer. Doch wie geht man das Ganze an? Wir haben einmal nachgehakt und mit dem Crowdfunder Robin Polák gesprochen.
Vor einigen Jahren musste man erst mühsam nach Investoren suchen, wenn man eine Idee verwirklichen wollte. Heutzutage geht das deutlich bequemer online.
Erste Schritte zum Crowdfunding
Notwendig ist erstmal eine Anmeldung bei einer der Crowdfunding-Plattformen. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten. In Deutschland sind vor allem Startnext, Indiegogo und VisionBakery gebräuchlich. Danach muss eine Zielsumme und ein Abschlussdatum festgelegt werden. Die Zielsumme ist der Gesamtbetrag aller gefundeten Gelder und muss erreicht werden, sonst bekommen die Unterstützer ihr Geld zurück.
Motivation durch Prämien
Auch kleine Prämien sind üblich, die den Kapitalgebern eine Art Belohnung und Motivation bieten, ihr Geld in das Projekt zu investieren. So können zum Beispiel Spender von Filmen im Abspann erwähnt werden oder bei Spielen ein exklusives Poster für eine bestimmte gespendete Summe bekommen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine einmal festgelegte Belohnung nicht mehr geändert werden darf, nachdem das Projekt in die Finanzierungsphase gegangen ist.
Jedoch sollte man sich im Klaren sein: Auch Prämien können Geld kosten. Daher ist zu beachten, dass die Kosten der Belohnungen nicht zu hoch werden und am Ende das Geld für die Produktion fehlt.
Beginn des eigentlichen Fundings
Ist die Finanzierungsphase einmal gestartet, gibt es kein Zurück mehr. Das Wichtigste ist nun, die Zielsumme vor dem Abschlussdatum zu erreichen, denn nur dann kommt das gespendete Geld dem Gründer tatsächlich zu. Warum also nicht den Zielbetrag sehr niedrig ansetzen?
Diese Frage klärt sich bei der Art und Weise wie die Plattformen sich finanzieren. Von dem gespendeten Geld bekommen die Website-Betreiber bis zum Zielbetrag einen geringen Prozentsatz. Von allem, was über der Zielsumme liegt, bekommen sie jedoch deutlich mehr.
Fragen an Crowdfunder Robin Polák
Für seinen neuen Kurzfilm “Oskarreif” sammelt Robin Polák über die Plattform “Startnext” Geld. Er ist mehrfach ausgezeichneter Regisseur und Autor und kann Werbefilme unter anderem für SKY, Leibniz, After Eight und Rügenwalder als Arbeiten vorweisen. Wir haben Robin zu Crowdfunding befragt.
medienMITTWEIDA: Robin, inwiefern bist du daran gebunden, das Projekt, für das du geworben hast, auch umzusetzen ? Hält dich irgendetwas davon ab, das Geld für etwas anderes zu verwenden? Während die Crowdfunder in den USA verpflichtet sind, ihre Ziele umzusetzen, gibt es dafür in Deutschland bisher noch keine Gesetzesgrundlage.
Robin Polák, Regisseur von „Oskarreif“
„Im Prinzip könnte man das vielleicht schon. Aber ich fühle mich absolut verpflichtet, genau das auch umzusetzen, in das die Leute ihr Geld investiert haben. Ich persönlich würde es als Frechheit empfinden, wenn ich als Funder in ein Radioweckerprojekt investiere und am Ende baut dieser Mensch dann eine Saftpresse daraus. Die digitale Community verzeiht einem so etwas nicht, daher sollte man in Zeiten von Shitstorms sehr vorsichtig sein, ob man sein Wort hält oder nicht.“
Für wie wichtig empfindest du die Belohnungen, die man für bestimmte Geldbeträge tatsächlich bekommt?
„Also, ich glaube, dass Belohnungen sehr wichtig für Funder sind, gerade wenn es darum geht, fremde Menschen für ein Projekt zu begeistern. Man muss auch erwähnen, dass ich nicht um Geld für ein soziales Projekt bettle, sondern eine attraktive Gegenleistung biete, wodurch die Aktion zu einer Investition wird. Wenn ich Geld investiere, dann möchte ich auch etwas dafür zurückbekommen, sei es ein attraktiver Gegenstand oder eben die Teilnahme an einem einzigartigen Projekt.“
Hast du noch einen Rat, den du jedem mit auf den Weg geben würdest, der mit Crowdfunding anfangen will?
„Wichtig ist es, sich viel Zeit zu nehmen, bevor man loslegt. Und man muss sich überlegen, ob das eigene Projekt wirklich crowdfundingtauglich ist. Das heißt: Hat man etwas, mit dem sich Menschenmassen über Freunde und Familie hinaus irgendwie begeistern lassen? Hat man diese Hürde erst mal genommen, sollte viel Zeit investiert werden, um das Projekt zu pflegen, weil es sonst irgendwann stagnieren kann. Man muss viel im Netzwerk unterwegs sein und viele Mails beantworten. Das tut sich einfach nicht von selbst und macht ja auch Spaß.“
Wie unterstütze ich das Projekt meiner Wahl?
Die Betreiber von Crowdfunding-Plattformen versuchen die Unterstützung sehr einfach zu halten. Meistens genügt es, seinen Namen, seine E-Mail-Adresse und die Zahlungsmethode anzugeben. Dazu wählt man etwa eine Belohnung, die mit einem gewissen Betrag verbunden ist, oder fundet einfach eine frei gewählte Summe.
Beliebt ist Crowdfunding vor allem bei Filmproduktionen oder Spieleentwicklern. Doch auch in der Mode ist die Online-Finanzierung durchaus angekommen. Auf jeden Fall vereint Crowdfunding Finanzierung mit Eigenwerbung. Wer hätte denn nicht gern bereits einen Kundenstamm, bevor das Produkt überhaupt existiert? Crowdfunding bietet vorallem auch Neulingen eine Möglichkeit, sich an ein größeres Projekt zu wagen, und das relativ unkompliziert und schnell.
Text: Kevin Springer. Bilder: Nadine Dietrich, Robin Polák