Literatur

Dark Romance: Zwischen Faszination und Ekel

von | 23. Mai 2025

Dark Romance erfreut sich gerade großer Beliebtheit. Doch neben zahlreichen Fans gibt es auch Kritiker. Zurecht?

Dark Romance: Überall begegnet man diesem Genre. Auf Messen hat es seine eigenen Stände mit langen Warteschlangen. In Buchhandlungen eigene Tische und Regale. Auf Instagram und TikTok zahlreiche Reels und Beiträge, in denen die Bücher voller Entzücken in die Kamera gehalten werden. Jedoch steht dieses Genre auch in der Kritik. Somit stellt sich mir die Frage, was eigentlich dahintersteckt. Um mir eine eigene Meinung zu bilden, habe ich eine Dark-Romance-Geschichte gelesen.

Es ist 22 Uhr. Der Tag ist längst der Nacht gewichen. Eine alte Stehlampe hüllt mein kleines Zimmer in sanftes Licht. Meine Zeit zum Lesen. Vor mir liegt das iPad, Penelope Douglas‘ Corrupt – Dunkle Versuchung starrt mich in Form eines eBooks düster vom Bildschirm an. Sehnsüchtig warten Rika und Michael darauf, mir ihre Geschichte zu erzählen. Im Hintergrund läuft passend zur Stimmung der Song „Dark Romance Upbeat“ von TfamilyRocky. Es wird meine erste Dark Romance, denn bisher habe ich fast ausschließlich rosarote Liebesgeschichten gelesen. Aufgeregt wische ich mit dem Zeigefinger über die ersten Seiten und stocke bei der Contentwarnung.

„Dieses Buch enthält Szenen und Beschreibungen, die bei manchen Menschen traumatische Erinnerungen auslösen können. Bitte entscheide selbst, ob du mit folgenden Themen umgehen möchtest: Alkohol- und Drogenprobleme, Bullying, Slutshaming, sexueller Inhalt, explizite sexuelle Sprache, Sexismus, wiederholte Androhung und Erwähnung von sowie Diskussion über Vergewaltigung (im Detail), uneindeutiges Einvernehmen (wegen des Fehlens eines Safe Words), Kidnapping, Verabreichung von Roofies, versuchte Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Erwähnung von Kindsmissbrauchs (seelisch und körperlich), Tod der Eltern, Grausamkeit gegen Tiere. Bitte lest das Buch nur, wenn ihr euch emotional dazu in der Lage fühlt.”

Ich muss schwer schlucken und stelle mir zum wiederholten Male die Frage, ob ich wirklich bereit für Dark Romance bin. Schließlich siegt meine Neugier und ich blättere zum ersten Kapitel. Rika erwartet mich bereits. Es kann losgehen. Ich bin bereit, dem Hype um Dark Romance auf den Grund zu gehen.

Düsterer Lesespaß

Allgemein ist Dark Romance ein Subgenre der Liebesromane. Es ist eine Kombination aus Romantik und Thriller. Neben klassischer Dark Romance gibt es auch noch Dark Romantasy – eine Variante, die in einer Fantasywelt spielt. Die Geschichten beider Genres sind bedrohlich, eindringlich und aufwühlend. Meistens stehen sich in den Büchern auch zwei Kontraste gegenüber: Leidenschaft und Gefahr oder Liebe und Machtspiele. Ebenso handeln die Charaktere oft moralisch verwerflich. So ist der Inhalt alles andere als leicht zu verkraften. Unter anderem kann folgendes thematisiert werden: Stalking, Obsession, Manipulation, toxische Beziehungen, Entführung, Gewalt und Mord.

Die Contentwarnung hält, was sie verspricht. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich erst langsam das iPad weglege und dann kurz meine Augen schließe, tief durchatme und mich frage, was zur Hölle ich hier gerade lese. Wie es scheint, ist Corrupt eine Vorzeige-Dark-Romance, denn es enthält all das, was charakteristisch für dieses Genre ist. Michael spielt seine Spielchen mit Rika, die freudig in diese einsteigt, während sich unter anderem zwischen Gewalt, geplanter Vergewaltigung und sexueller Belästigung Gefühle zwischen den beiden entwickeln. Für mich ist es unbegreiflich, was Rika an Michael findet und ich würde daher an ihrer Stelle zügig das Weite suchen, statt wie sie immer wieder seine gefährliche Nähe. Aber es ist ja glücklicherweise nicht meine Geschichte, sondern ihre.

Gefangen zwischen Hass und Leidenschaft

Ein beliebtes Buch aus diesem Genre: Corrupt. Quelle: Sina Rothe 

„Du gehörst uns, Rika.”

Rika führt in Corrupt ein beschütztes und reiches Leben. Ihr fehlt es an nichts, mit Ausnahme der Aufmerksamkeit von Michael Crist – ältester Sohn einer befreundeten Familie, Bruder ihres Ex-Freundes und, seit sie denken kann, ihr Inbegriff von Begierde, Sehnsucht und Verlangen. Um zu testen, wie sie ohne den ganzen Luxus und die Sicherheit auskommt, verlässt sie ihren Heimatort und zieht nach Meridian City. Zufälligerweise wohnt dort auch Michael, der seit drei Jahren auf den Tag wartet, um sich an ihr zu rächen. Für das, was sie ihm und seinen Freunden angetan hat. Doch widerwillig fühlt er sich zu ihr hingezogen.

„Ich hasste sie. Ich musste sie hassen.”

Natürlich hasst Michael Rika nicht, dafür begehrt er sie zu sehr. Sie ist seine verbotene Frucht. Er will von ihr kosten, doch sie ist eigentlich für seinen Bruder Trevor bestimmt.

„Du wolltest sie und du hast es gehasst, dass ich immer in der Nähe war, und du hast es definitiv gehasst, dass sie für mich bestimmt war. Du konntest nicht mein Bruder sein, weil ich das Einzige hatte, was du wolltest. Und ich habe dich gehasst, weil das Einzige, was ich hatte, dich stattdessen wollte.”

Letztendlich kommt er doch noch in den Genuss und das nicht zu wenig. Allein bei dem Gedanken an ihre intimen Momente und Gespräche verzieht sich mein Gesicht. Verstörend – das ist das treffendste Wort, das ich beim Lesen empfinde. Doch es gibt genug Menschen, die dieses Buch mögen, wenn nicht sogar lieben.

Dunkel, mysteriös, beliebt

Ein Grund, wieso Dark Romance so bekannt und beliebt ist, ist BookTok. Auf der Plattform TikTok gibt es über 43,5 Millionen Beiträge mit diesem Hashtag.

BookTok

BookTok ist ein Zusammenschluss bücherliebender Menschen auf TikTok. Sie sind eine Fangemeinde, die Rezensionen schreibt, Empfehlungen ausspricht und über ihre Lieblingscharaktere schwärmt. Für viele ist es auch einfach ein Ort, um sich mit Gleichgesinnten über Bücher auszutauschen. Besonders New Adult und Dark Romance profitieren von der stetig wachsenden Community.

Für dieses Genre gibt es auch passenden Merch. Quelle: Sina Rothe

Doch der Hype hat teilweise auch inhaltliche Gründe. Die BookTokerin JulisLibrary erklärt in einem Interview mit Jonas Ems zusammengefasst folgendes: Normale Liebesgeschichten mit dem klassischen Held seien ihr zu langweilig geworden, die Charakterentwicklung sei bei Dark Romance einfach krasser, weil bei den Charakteren viel mehr Geschichte dahinterstecken würde, und zu guter Letzt der Spannungsfaktor. „Ich bin eine sehr selbstbewusste Frau. Aber ich stelle mir gerne vor, mich an eine starke Schulter anzulehnen. Und mit Dark Romance kann ich genau in diese Fantasie eintauchen”, meint JulisLibrary in einer Folge des ZDFkultur-Formats 13 Fragen.

Die Bücher aus diesem Genre sind eine optische Verführung. Quelle: Sina Rothe

Zudem bietet Dark Romance auch eine gewisse Vielfalt, was die behandelnden Themen betrifft. Von einer Beziehung mit einem Mafiaboss über eine Liebe zum eigenen Stalker bis hin zum Verlieben in den Mobber. Dieses Genre hat für jede Vorliebe passende Lektüre. Hilfreich sind dabei die sogenannten Tropes, die wie Wegweiser agieren. Sie sind Motive, die immer wieder in Büchern auftauchen, einen bestimmten Handlungsablauf versprechen und den Leser*innen somit bei der Entscheidung helfen, das richtige Buch zu wählen.

Relevante Tropes für Dark Romance

Enemies to Lovers/Haters to Lovers

Bei diesem beliebten Trope können sich die Protagonisten zunächst nicht ausstehen, aber im Laufe der Handlung verlieben sie sich ineinander. Ein Beispiel ist Corrupt – Dunkle Versuchung von Penelope Douglas.

Reverse Harem

Die Protagonistin hat nicht nur einen Loveinterest, also eine Person, die sie begehrt, sondern mehrere. Ein Beispiel ist die Very-Bad-Kings-Reihe von J. S. Wonda. Hierbei begegnet die Protagonistin Mabel an ihrer Universität den sogenannten Kings – fünf begehrten Studenten – und kommt mehreren körperlich näher.

Fake Dating

Zum Schein gehen die Charaktere eine Beziehung ein, aber irgendwann werden aus gespielten Gefühlen, echte. Yasmin Karam schließt in Twisted von Emily McIntire einen Deal mit Julian Faraci, um ihren erkrankten Vater glücklich zu machen. Dieser möchte sie mit einer guten Partie verheiratet sehen.

Mafia Romance

Die Männer in diesen Geschichten gehören der Mafia oder Gangs an, sind unter anderem deren Boss oder Anführer. Zudem sind sie nicht nur groß, muskulös und gut aussehend, sondern auch gefährlich. Die Protagonistinnen verlieben sich dennoch in sie. Beispielsweise The Predator – Du bist sein Geheimnis von RuNyx zählt dazu.

Stalker Romance

Die Protagonistin oder der Protagonist wird gestalkt und verliebt sich im Laufe der Handlung in den/die Stalker*in. Die wohl bekannteste Dark Romance mit diesem Trope ist Haunting Adeline von H.D. Carlton.

Bully Romance

Anfangs wird die Protagonistin oder der Protagonist gemobbt, aber irgendwann verliebt sie oder er sich in den/die Mobber*in. Very Bad Kings von J. S. Wonda ist eine solche Bully-Romance.

Mein Lieblingstrope ist Enemies to Lovers, dicht gefolgt von Fake Dating. Reverse Harem hingegen ist nichts für mich. Ich finde in Corrupt schon den Liebesakt mit drei Personen unangenehm. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass die Szene in einem öffentlichen Dampfbad stattfindet – und mit einem Freund von Michael.

Unangenehm für mich ist vieles an diesem Buch: Michaels Verhalten, sein Racheplan für Rika und die Tatsache, dass gefühlt jeder Mann im Laufe der Handlung den Hintern von Rika begrabscht hat – oft auch gegen ihren Willen, weswegen ich das als sexuelle Nötigung empfinde. Meiner Meinung nach gehen einige Dinge auch einfach zu weit und damit bin ich nicht allein.

Dark Romance im Kreuzverhör

Über die Dark-Romance-Thematik wurde auch in dem ZDFkultur-Format 13 Fragen diskutiert. Dort stehen sich Pro- und Contra-Seite, immer bestehend aus je drei Personen, gegenüber und besprechen 13 Fragen zu einem Thema. Das Ziel dabei ist, am Ende einen Kompromiss zu erlangen. Der Fokus der Dark-Romance-Folge liegt unter anderem auf den Kritikpunkten: Romantisierung von toxischen Beziehungen, Grenzüberschreitung und das Alter der Leser*innen.

Eine Teilnehmerin ist die Schriftstellerin Ruth-Maria Thomas. Sie hat ein Buch zu der Thematik toxische Beziehungen geschrieben und sich dabei bewusst dagegen entschieden, dessen Inhalt zu romantisieren. Das sei gefährlich. Toxische Beziehungen würden meistens nicht romantisch enden, sondern für viele tödlich. J. S. Wonda, die von ihren Fans als Queen der Dark Romance” bezeichnet wird, steht auf der Pro-Seite und hat zu dem Kritikpunkt Romantisierung toxischer Beziehungen auch eine klare Haltung. „Es kommt natürlich stark darauf an, ob die Frau so behandelt werden möchte. Gibt sie die Erlaubnis? Wenn sie das macht, dann sind das zwei Partner auf Augenhöhe.”

Mord. Stalking. Entführung. Vergewaltigung. Das sind Themen, die es in sich haben. „Es gibt Fantasien, die zu weit gehen”, ist Domina Witzschy, die sich bei 13 Fragen auf der Seite der Kritiker befindet, der Meinung. Bei ihr gebe es trotzdem Grenzen und Dinge, die auf gar keinen Fall gemacht werden sollen. Wenn sie das lese, denke sie sich: Das sei doch krank. Für die Mehrheit der Menschen sei es keine Pornografie, sondern gefährlich. Julislibrary ist auch ein Teil dieser Folge und auf der Seite, die sich für Dark Romance ausspricht. „Ich finde, gerade bei Dark Romance kann man auch sehr gut herausfinden, was meine eigenen Grenzen sind.” Sie findet, das sei auch sehr wichtig.

Ein weiteres Problem ist die junge Leserschaft. Manche von ihnen sind erst 14 Jahre alt oder jünger, wie unter anderem die Profile hinter etlichen Kommentaren auf Instagram oder TikTok zeigen. Zwar hat Dark Romance keine Altersbeschränkung, ist daher für jeden frei zugänglich, aber es wird empfohlen, das 18. Lebensjahr zu erreichen, um die Bücher aus diesem Genre zu konsumieren. „Kinder sollten nicht so früh erotische Geschichten lesen, sondern einfach ihre Jugend ausleben”, ist Witzschys Standpunkt. JulisLibrary empfindet ähnlich. Wenn Elf- oder Zwölfjährige ihr schreiben, dass sie Dark Romance lesen, sei das ihre Antwort: „Bitte legt dieses Buch weg. Das ist Erwachsenenliteratur oder sprecht mit euren Eltern darüber.”

Diese Sticker sollte man ernst nehmen. Quelle: Sina Rothe

Dark-Romance-Autor*innen versuchen beispielsweise mit ihren Vorworten und Triggerwarnungen aufzuklären und den Konsument*innen aufzuzeigen, dass die Bücher nicht für jedermann geeignet sind. Viele Verlage haben inzwischen Sticker auf dem Cover platziert, auf denen eine Altersempfehlung ab 18 Jahren abgebildet sind. Dies soll vor allem den Eltern der Minderjährigen zeigen, dass die Bücher nichts für ihre Kinder sind. Sie befassen sich eventuell gar nicht mit den Produkten, die die Teenager lesen, und kaufen ihnen unterbewusst die falsche Lektüre.

Der BookToker Thomas Sachsenmaier appelliert in 13 Fragen an die Zuschauer: „Schaut euch an, um was es geht. Lest euch die Triggerwarnungen durch.”

Die Zeiger der Uhr bewegen sich mittlerweile ungeduldig Richtung zwei Uhr und der Akku gibt sich die größte Mühe, die 20 Prozent nicht zu unterbieten. Gleich ist es so weit. Das lang ersehnte Ende naht.

„Meine Mundwinkel zucken, ich kann die heutige Nacht kaum mehr erwarten. Sie hat mich verdorben.”

Endlich. Das Buch ist geschafft und ich bin es auch. Zwar hat es mich nicht verdorben, aber definitiv verstört.

Wie die Lektüre, so der Leser?

„Ich glaube, dass Kunst immer Einfluss auf unsere Gesellschaft hat”, sagt Ruth-Maria Thomas bei 13 Fragen. J. S. Wonda unterscheidet klar zwischen Dark Romance und dem echten Leben: das eine sei Fiktion, das andere Realität. Das müsse nichts miteinander zu tun haben. Witzschys Standpunkt zu diesem Thema ist ein anderer. Sie fände es okay, dass es solche Bücher gebe. Sie wären alle erwachsen. Aber es gebe auch Leute, die es nicht differenzieren können. Die Dark Romance-Autorin Katelyn Erikson gibt daher ihren Leser*innen stets zu bedenken, dass ihre Bücher ab 18 Jahren seien, damit sie diese reflektieren können. Denn diese Reflexion sei wichtig, um zu erkennen, „dass das nicht die Norm ist und auch nicht sein soll.”

Laut JulisLibrary könne Dark Romance dazu beitragen, herauszufinden, was Leser*innen für sich selbst gerne möchten oder eben nicht. Wo liegt die eigene Grenze? Was ist zu viel? Es kann sich auch jederzeit dazu entschieden werden, das Buch abzubrechen, wenn es die eigenen Grenzen überschreitet. Allgemein ist es jedem freigestellt, Dark Romance zu lesen oder es lieber zu lassen.

Auf Social Media nimmt JulisLibrary zudem Stellung zu der Folge 13 Fragen, bei der sie zu Gast war. Hier sind noch weitere Gedanken von ihr, welche sie zwar in der Sendung geäußert hat, die aber nicht ausgestrahlt wurden.

Statement zum Buch von bei 13 Fragen von Pilot Juli. Quelle: YouTube-Kanal Pilot Juli

Endgegner Dark Romance

Dark Romance ist auf der einen Seite ein sehr drastisches, aber auf der anderen Seite auch ein durchaus interessantes Thema, über das diskutiert und gesprochen werden muss. Mit Witzschys Meinung kann ich mich am meisten identifizieren. Ihre Äußerungen sind für mich nachvollziehbar, aber auch die Aspekte von Thomas Sachsenmaier und Ruth-Maria Thomas sind für mich verständlich. JulisLibrarys Video finde ich wichtig und aufschlussreich. Daher ist es in meinen Augen sehr schade, dass viele ihrer Aussagen nicht gezeigt wurden. 

J. S. Wondas Ansicht ist mir persönlich manchmal etwas unreflektiert. Zudem habe ich den Eindruck, dass sie mit Kritik an ihrer Person und ihren Büchern nur schwer umgehen kann. Sie pocht auf ihre Meinung und wirkt sauer, wenn dagegen argumentiert wird. Für mich sind das keine guten Voraussetzungen für eine Diskussionsrunde, die am Ende auch Kompromisse fordert, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Meine Meinung zu diesem Buch: einmal und nie wieder. Quelle: Sina Rothe

Apropos Nenner: Mit Dark Romance werde ich auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Deshalb wird Corrupt auch meine erste und einzige Dark Romance bleiben. Ich mag Michael nicht. Er war einfach durchweg unsympathisch und unangenehm. Zum einen ist da sein unkontrolliertes Verlangen, Rika näherzukommen, wodurch er seine Finger nicht mehr bei sich lassen kann. Zeitgleich plant er mit seinen Freunden diesen Rachefeldzug, mit dem Ziel, Rika zu ruinieren. Sein Verhalten ist toxisch, grenzwertig und fragwürdig. Er sperrt ihre Konten, will das dort befindliche Geld an seine Freunde verteilen und isoliert sie von ihren Liebsten. Zudem sorgt er indirekt dafür, dass ihr Elternhaus brennt, weil er es zwar geplant hat, aber seine Kumpels es ohne sein Wissen vollzogen. Und das alles, während er immer intimer mit ihr wird. Auch die sexuellen Handlungen zwischen den beiden waren für mich unangenehm zu lesen. Obwohl sie ihn beispielsweise bat, nicht weiterzumachen, hat er es dennoch getan und sie fand es letztendlich toll. Ein Nein ist für mich ein Nein – und genau deshalb ist die Szene hochproblematisch.

Lächelnd markiere ich Corrupt auf meinem iPad als gelesen. Es ist vorbei, ich bin müde. Zufrieden schalte ich meine Lampe aus und gönne ihr und auch mir selbst etwas Ruhe. Gute Nacht.

Text und Bilder: Sina Rothe, YouTube: PilotJuli

<h3>Sina Rothe</h3>

Sina Rothe

ist 2003 geboren und studiert Medienmanagement mit wirtschaftlicher Vertiefung an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA ist sie seit 2025 als Redakteurin tätig. Sie beschäftigt sich gern mit dem Schreiben und Lesen von Büchern.