Das geht mich nichts an!

von | 24. November 2009

Seit 1981 organisieren Frauen- und Menschenrechtsvereine Veranstaltungen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Jedes Jahr rufen sie am 25. November dazu auf, Diskriminierung und Übergriffe gegen Frauen und Kinder zu stoppen.

Schreie aus dem Nachbarhaus, eine Ohrfeige für das Kind oder blaue Flecken, die die Freundin neuerdings hat – damit fängt es oft an. Es kommt nicht selten vor, dass einfach weggeschaut wird.

„Gewalt gegen Frauen darf kein Tabuthema mehr sein“, betont der Mitarbeiter von der Hilfsorganisation „Weisser Ring e.V.“ Veit Schiemann. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation leiden in zahlreichen Ländern mehr als 50 Prozent der Frauen unter Formen häuslicher Gewalt. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums ist jede vierte Frau von häuslicher Gewalt betroffen. „Circa 45.000 Frauen und ihre Kinder suchen jährlich die knapp 400 Frauenhäuser im Bundesgebiet auf“, erklärt Gabriela Illigens von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen. Laut Bundeskriminalamt stieg die Zahl der erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 2008 auf 56.784 Fälle.

Auf internationaler Ebene haben vor allem in afrikanischen Ländern und Kriegsgebieten, wie dem Kongo, Frauen mit Vergewaltigungen, Genitalverstümmelungen oder Zwangsheirat zu kämpfen. „Gewalt gegen Frauen ist inzwischen kein privates Thema mehr, sondern als eine gravierende Menschenrechtsverletzung anerkannt. Dies ist unter anderem auf die Weltbevölkerungskonferenz von 1994 sowie die Vierte Weltfrauenkonferenz von 1995 zurückzuführen“, verdeutlicht Sabine Brickenkamp, Pressereferentin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ziel der deutschen Entwicklungspolitik sei die Stärkung der Rechte der Frauen weltweit. Erst im vergangenen Jahr verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution Nummer 1.820, die sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einstuft. Seit 1999 ist der Gedenktag von den Vereinten Nationen als Internationaler Tag gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen anerkannt.

„frei leben – ohne Gewalt“

Um das Thema verstärkt an die Öffentlichkeit zu bringen, finden am morgigen Tag auf der ganzen Welt Veranstaltungen statt. Wie Gina Horst von „TERRE DES FEMMES“ mitteilte, koordiniert die Menschenrechtsorganisation zum neunten Mal eine Fahnenaktion in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Südtirol. Unter dem Motto „frei leben – ohne Gewalt“ werden in mehr als 850 Städten und Gemeinden weit über 5.000 Fahnen und Banner gehisst, um ein Zeichen zu setzen und all der Frauen und Kinder zu gedenken, die Gewalttaten zum Opfer fielen. Bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, sollen weltweit themenverbindende Veranstaltungen stattfinden, wie zum Beispiel Lesungen, Theateraufführungen, Vorträge und Konzerte. Über 800 Organisationen in rund 90 Ländern beteiligen sich daran.

In Deutschland wird an die positive Entwicklung des Gewaltschutzgesetzes von 2002 zur Schaffung von Rechtssicherheit und Opferschutz angeknüpft, in Thüringen die Bäckerinnung gemeinsam mit dem „Weissen Ring e.V.“ Brötchenbeutel mit der Aufschrift „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ verteilen. Es geht alle etwas an – niemand sollte wegschauen.

<h3>Franziska Krummel</h3>

Franziska Krummel