Rauschmittel

Deutschrap im Drogen-Labyrinth

von | 7. Juni 2024

Die Rap-Szene als Zentrum der Drogenthematik. Doch wie beeinflussen Lyrics über Kokain oder Xanax den jungen Hörer?

Aussagen wie „Xannys poppen“, „Lines ziehen“ oder „Lean sippen“ sind aus der Rap-Szene nicht mehr wegzudenken. Wer heutzutage Hip-Hop hören möchte, der kommt am Thema Drogen nicht mehr vorbei. So werden die Hörer der Musik verstärkt auf die Thematik aufmerksam gemacht und dafür sensibilisiert.

Ein kurzer Blick in die Deutschrap-Szene genügt, um festzustellen, dass beinahe jeder Song von Rauschmitteln wie Kokain, Xanax, Codein oder Tilidin handelt. Doch neben den Lyrics benennen die Künstler auch ihre Songtitel, Alben oder sogar sich selbst nach den Drogen. Die Namen reichen von Lil Xan über Yung Lean bis hin zu Hustensaft Jüngling. Viele Rapper glorifizieren das Thema und verherrlichen einen Lebensstil voller Rausch. Doch es gibt auch einige kritische Stimmen, die in ihren Songs oder auf Social Media davor warnen. So erklärte der Rapper Edo Saiya im Interview mit 16BARS, er habe bereits alte Lyrics, in denen er Drogen glorifizierte, umgeschrieben und gesteht: „Ich will nie mehr sagen: ‚Ich popp’ eine Xan, weil ich cool bin.‘ Ich popp’ nämlich eine Xan, weil ich verdammt uncool bin, weil ich nicht klar komme und Probleme habe“. Unabhängig davon, wie unterschiedlich die Künstler damit umgehen, werden die Hörer täglich damit konfrontiert und an das Thema herangeführt. Besonders junge Zuhörer, die den Großteil der Zielgruppe ausmachen, werden durch solche Texte beeinflusst.

Was rappen die da überhaupt?

„Sie geben mir nicht mehr auf Kombi 24-7 wie ein Zombie. Mama, dein Sohn ist ein Junkie. Erst Shem-Shem und dann Darby“

 

So lautet die Hook des Songs „Zombie“ von den bekannten Rappern Samra und Capital Bra. Lieder wie diese werden von jungen Zuhörern gestreamt und mitgesungen. Dabei wissen wahrscheinlich die wenigsten, was sie da überhaupt mitrappen. So auch in dem oben genannten Beispiel, in dem jeweils Shem-Shem und Darby für Kokain und Tilidin stehen. Kombi ist hier eine Abkürzung für die sogenannte Kombizahlung. Das ist ein Verfahren, bei dem der Käufer die Ware aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit zunächst kostenlos erhält, unter der Bedingung, sie später nachzuzahlen. Doch dieses Lied ist nur ein Beispiel von unzählig anderen.

 

Über mei’m Ghetto hängt ein Fluch und sein Name ist: Yayo, Yayo, Yayo, Yayo, Yayo“ ~ Kollegah (2019) über Kokain in YAYO

„So many drugs I took five hulks“ ~ Xanman (2019) über Xanax in Gucci Down

Kokain

„Bitches haben Cash im Kopf und Kokain im Tanga. Ich bin so’n richtig Kranker, ich misch‘ Codein mit Fanta“ ~ Capital Bra (2018) in Roli Glitzer Glitzer

 

Kokain ist ein pulverförmiges kristallines Rauschmittel, welches aus den Blättern des Cocastrauches gewonnen wird. Neben Kokain wird es unter anderem auch Koks, Coke, Coca, Schnee, Yayo oder snow genannt. Nach dem Konsum fühlt man sich wacher, euphorischer und das Selbstbewusstsein steigt. Dadurch werden beispielsweise soziale Ängste unterdrückt. Nach Abklingen der Wirkung folgen Niedergeschlagenheit, Angstzustände und Erschöpfung.

 

„Ich rauche kein Haze, nein, Baby ich zieh. Kokain in Nase is‘ das Gleiche wie mit dir. Erst sind Augen weit, aber danach fällst du tief“ ~ $oho Bani (2019) in Baby

 

Körperlich steigt der Puls, der Blutdruck und die Atemfrequenz. Kokain wird gespritzt, geraucht oder, wie es am häufigsten konsumiert wird, durch die Nase gezogen.

 

„My white lines go a long way. Either up your nose or through your vein. With nothing to gain except killing your brain“ ~ Grandmaster Belle Mel (1983) in White Lines (Don’t do it)

 

In den 70er Jahren wurde Kokain in den USA vor allem in der Oberschicht konsumiert, wodurch es in der Gesellschaft bereits etabliert war. Aufgrund eines Überschusses an Kokain kam es in den frühen 80er Jahren zu einem Preissturz. Dealer waren gezwungen zu handeln. Es gab einen Umschwung hin zu einer rauchbaren Version, dem sogenannten Crack. Eine „Crack Epidemie“ brach aus, die gesellschaftliche Probleme mit sich zog. Morde und Fehlgeburten stiegen um das Doppelte. Erst in den 90er Jahren schwächte sich die Epidemie in den USA ab. Trotz dessen spielt Kokain nach wie vor eine enorme Rolle, insbesondere in der Musikindustrie.

 

„I brought some cocaine if you snortin’. She became a vacuum, put it on my d*ck like carpet. Suck the white off, white chocolate“ ~ Lil Wayne (2015) im Nicki Minaj-Song Truffle Butter

Codein

 

„I’m going crazy ‚bout it, I’m going codeine crazy. That’s how I’m living it, I’m feeling lovely. I’m drinking bubbly, I’m drinking bubbly“ ~ Future (2014) in Codein Crazy

 

Der Wirkstoff Codein gehört zur Gruppe der Opioide und ist somit ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel. Normalerweise wird er als Hustensaft gegen Schmerzen und Reizhusten eingesetzt. Neben den gängigsten Begriffen Codein und Lean werden auch Bezeichnungen wie Purple Drank, Sizzurp oder Syrup verwendet. Nach dem Konsum setzt eine euphorisierende und sedierende Wirkung ein. Bereits in den 1960er Jahren mischten Soul- und Bluesmusiker Codein mit Bier. Ende der 1990er Jahre wurde das Getränk auch von der Hip-Hop-Szene übernommen, wobei Bier durch Limonade ersetzt wurde. Auf diese Weise entstand durch das Mischen von Sprite mit codeinhaltigem Hustensaft ein Getränk, dessen Farben von lila, über grün bis hin zu orange reichen. Nach der Veröffentlichung des Songs „Sippin on Some Syrup“ von Three 6 Mafia im Jahr 2000 erlangte das Getränk in den USA landesweit einen großen Hype.

 

„Sipping on some sizzurp, sip, sipping on some, sip“ ~ Three 6 Mafia (2000) in Sippin on Some Syrup

 

In all den Jahren wurden immer mehr Künstler von Codein abhängig. Die Namen reichen von Lil Wayne, Macklemore, Gucci Mane, Chief Keef oder sogar Justin Bieber. Während einige der Droge erfolgreich den Rücken zuwenden konnten, haben andere bis heute mit Suchtproblemen zu kämpfen.

 

„Komm, wir sippen Codein (Und rauchen Weed). Denn das ist meine Medizin (viel zu viel). Und könnt´ mich immer neu verlieben, in meine kleine Wolke sieben“ ~ Gzuz, Bonez MC (2016) in Wolke 7

 

Wie auch viele andere Drogen hat das farbige Getränk aus Amerika in den Deutschrap gefunden. Als Money Boy 2012 das Mixtape „Pancakes And Sizzurp“ mit dem Song „Codein in meinem Eistee“ veröffentlichte, brachte er den Hype in die deutsche Rap-Szene. Viele sprangen auf den Zug auf, so auch der Rapper Hustensaft Jüngling. Er veröffentlichte unter anderem im Jahr 2018 mit Money Boy den Song „Codein Crazy“.

 

„Der Hustensaft in Sprite drin. Der Grund, warum ich high bin. Wie bei einem Kleinkind, will ich alles lila haben“ ~ Hustensaft Jüngling, Money Boy (2018) in Codein Crazy

 

Xanax

„She say I’m insane, yeah. Wanna blow my brain out. Xanny, help the pain, yeah. Please, Xanny, make it go away. I’m committed, not addicted, but it keep control of me. All the pain, now I can’t feel it. I swear that it’s slowin‘ me, yeah“ ~Lil Uzi Vert (2017) in XO Tour Llif3

 

Xanax gehören zur Gruppe der Benzodiazepine mit dem Wirkstoff Alprazolam. Eigentlich werden die Tabletten gegen Angstzustände, Panikattacken und Schlafstörungen eingesetzt. Ihr Konsum birgt aufgrund ihrer angstlösenden und beruhigenden Wirkung ein erhebliches Suchtrisiko.

 

„And I get these panic attacks, pop a Xanax, relax“ ~ Eminem (2009) in I´m Having a Relapse

 

Die verschreibungspflichtigen Tabletten sind auch unter Bezeichnungen wie Benzos, Xans, Bars, Xannys, Hulks, Bricks und vielen mehr bekannt. Anfang der 2000er Jahre begann der Hype um Xanax in den USA. Mit steigenden Verschreibungszahlen und niedrigen Preisen auf dem Schwarzmarkt nahm auch die Zahl der Überdosierungen zu. Seit 2015 sind Benzos im amerikanischen Hip-Hop nicht mehr wegzudenken. Der einst harte Gangster-Rap, geprägt von Künstlern wie Xzibit, Eminem, oder der Gruppe N.W.A., entwickelte sich zu einem emotionalen, depressiven und suizidalen Rap. Dieser thematisiert Existenz- und Abstiegsängste innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Future, Lil Xan, Lil Uzi Vert, XXXTentacion, Lil Peep oder Gucci Mane sind nur einige wenige Beispiele von Künstlern, die Xanax zu einem zentralen Thema ihrer Musik machen.

 

„Xans don’t make you. Xans gon‘ take you. Xans gon‘ fake you. And Xans gon‘ betray you“ ~ Lil Xan (2017) in Betrayed

 

Immer häufiger wird die Droge im Hip-Hop thematisiert. Da nahezu alles, was in den USA angesagt ist, früher oder später auch seinen Weg nach Deutschland findet, war dies auch bei Xanax der Fall. Die deutschen Rapper orientierten sich am Erfolg dieser Drogen-Thematisierung. Texte, Namen und das Erscheinungsbild wurden angepasst, mit dem Unterschied, nicht denselben gesellschaftlichen Herausforderungen wie ihre amerikanischen Kollegen ausgesetzt zu sein. Rapper wie Ufo361, RIN oder t-low wollen mit der Droge einen Party-Lifestyle und Statussymbol verdeutlichen.

 

„Popp’ ’ne Xanny, Bitch, Jacke ist von Avirex. Zigarette an, Lamborghini-Benzer-Shit. Alles ist iced-out. Ich geh‘ mit den Brüdern raus, ja“ ~ RIN (2018) in Avirex

 

Der Rapper Lil Lano äußerte einmal in einem Interview mit PULS (Bayrischer Rundfunk): „Alle deutschen Rapper schauen momentan krass nach Amerika und machen die Trends nach. Ich tue das ja auch. Diese Floskel ‚Popp ne Xanny‘ verbreitet sich wie ein Lauffeuer, heute muss jeder einfach mal ‚Xanny‘ gesagt haben. Der hat das gerappt, dann muss ich das auch. Ich glaube, dass die wenigsten das wirklich konsumiert haben. Es ist ja ehrlich sehr schwer, an dieses Mittel heranzukommen. Ich glaube nicht, dass alle das wirklich nehmen. Die meisten deutschen Rapper sind da einfach am Blenden“.

 

„Sie ruft mich an, in der Nacht. Popp‘ ’ne Xan, sie ist wach. Sie will dies, sie will das. Na na na, na na na“ ~ Lil Lano (2018) in Bop Bop

Tilidin

 

Doch ich bin ausgeglichen und im Einklang mit Tilidin. Eine Bahn links – rechts klein machen, Pille ziehen“ ~ Herzog (2011) in Keine Nacht ohne Drogen

 

Tilidin ist ein künstlich hergestelltes Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide und somit verschreibungspflichtig. Die Bezeichnung Darby ist ein häufig verwendetes Synonym. Nach dem Konsum der Tabletten oder Tropfen fühlt man sich geborgen, betäubt und warm, was ein hohes Suchtpotenzial zur Folge hat.

 

„Gib mir Tilidin, ja, ich könnte was gebrauchen. Wodka-E, um die Sorgen zu ersaufen“ ~ Samra und Capital Bra (2019) in Tilidin

 

Bereits kurz nach der Einführung in Deutschland im Jahr 1970 wurde über Fälle von missbräuchlichem Konsum berichtet. Deswegen wird Tilidin heutzutage auf herkömmlichen Rezepten nur noch in Kombination mit Naloxon verschrieben. Es schwächt die Wirkung von Tilidin und trägt so teilweise zur Verhinderung von Missbrauch und einer damit verbundenen Abhängigkeit bei. Mittlerweile ist Tilidin vor allem in der Rap-Szene zu einem Statussymbol geworden.

 

„Mit Silikontitten auf Tilidin-Pillen am Strand und polier‘ meine silberne Gun“ ~ Kollegah (2016) in Hardcore

 

Xannax, Codein, Kokain und Tilidin waren nur einige wenige Beispiele von Drogen in der Hip-Hop-Szene. Genauso beliebt sind unter anderem Rauschmittel wie Amphetamine, Cannabis, Ecstasy, Heroin, Ketamin, LSD oder MDMA.

Wieso wird überhaupt so viel über Drogen gerappt?

Die Thematisierung von Drogen war schon immer ein fester Bestandteil im Rap. Auch die Tatsache, dass die USA die Geburtsstätte des Hip-Hop in den 1970er Jahren bildet, spielt dabei eine wichtige Rolle. Viele erfolgreiche Rapper haben oft eine harte Kindheit in ärmlichen Verhältnissen hinter sich und Drogen waren im Ghetto keine Seltenheit. Die meisten Rapper verarbeiteten Themen wie Perspektivlosigkeit oder Drogenabhängigkeit mit ihrer Musik. Somit gab Hip-Hop den Benachteiligten eine Stimme. In den Anfängen von Hip-Hop wurden noch stärker die Kriminalität und gesellschaftlichen Missstände im Land betont, wobei auch das Thema Drogen bereits eine zentrale Rolle spielte. Die Rauschmittel beeinflussen schon immer das Musikgeschäft und sind oft Teil des Lebens der Rapper. Heutzutage dienen Drogen als Inspirationsquelle oder um mit Druck und Ängsten klarzukommen. Vor allem im Straßenrap wurde schon immer der Konsum in den Songs der Künstler glorifiziert. Häufig soll so ein bestimmter Lifestyle voller Drogen, Geld, Frauen und Autos vermittelt werden. Ob tatsächlich so viel konsumiert wird, wie es die Songs suggerieren, bleibt fraglich. Der Rapper Yung Cobain gab im Interview mit PULS einmal zu: „Von Xanax zu rappen, heißt ja nicht, jeden Tag auch Xanax zu nehmen“.

Der Einfluss auf die Hörer

Das Funk-Format STRG_F hat in einer Reportage die Droge Tilidin genauer unter die Lupe genommen. Dabei wurde die Wirkung der Rapszene mit ihrer Thematisierung von Drogen auf ihre Hörer untersucht. Bei einer Befragung eines Dealers kam heraus, dass Deutschrap Einfluss auf den Verkaufsumsatz habe. Wenn Songs über Tilidin veröffentlicht werden, wie beispielsweise „Tilidin“ von Samra und Capital Bra, ginge sein Umsatz nach oben. Außerdem habe er beobachtet, dass die Codein-Verkäufe nach der Veröffentlichung des Songs einbrachen. Ein weiterer Dealer aus dem Darknet schrieb dem Reporter: „Ich finde es sehr besorgniserregend und bekomme auch direkt an der Front mit, wie teilweise ganz klar Minderjährige Interesse an diesen Substanzen zeigen. Meiner Meinung nach komplett diesem Teil der Rap-Szene zuzuordnen“. Ebenso äußerte ein minderjähriger Konsument, dass Deutschrap für den Tilidin-Schwung verantwortlich gewesen sei: „In den Top 5 der Charts waren zeitweise mehrere Songs, die Tilidin thematisiert haben. Da wurde das schon gepushed“. Weiterhin erklärte er, dass Tilidin so gefeiert werden würde, aufgrund des Lifestyles, der damit vermittelt wird. Eben dieses „Ich nehme Drogen und chille den ganzen Tag“ sei für den Minderjährigen erstrebenswert. Ergänzend erläutert er: „Wenn man jetzt Tilidin von Capital kennt, oder Darby Juice von AK Ausserkontrolle und man weiß, dass Darby Tilidin ist, dann fragt man sich natürlich ‚Ja wie ist das?‘ und dann hat man wahrscheinlich auch Interesse daran, das mal zu probieren“. Ein weiterer minderjähriger Konsument erklärte: „Wenn Capital sagt, dass er auf Tilidin Lamborghini fährt, dann will man das auch irgendwo. Das ist doch irgendwie ein Statussymbol, mit dem sich Leute profilieren. Man will einem Samra, einem Capital, einem AK Ausserkontrolle näher sein, dadurch, dass man sich dieselben Sachen antut wie die“. Am Ende der Reportage wurde deutlich, dass besonders junge Zuhörer die Texte der Rapper wortwörtlich nehmen. Der Reporter fand es beängstigend, dass aufgrund der Künstler die Droge Tilidin so gefeiert wird. Diese Erkenntnisse lassen sich schlussendlich auch auf alle anderen Drogen übertragen.

Auch der ärztliche Leiter des Suchtbereichs Kinder- und Jugendpsychiatrie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Rainer Thomasius, äußerte sich gegenüber dem stern zum Thema Codein: „Musiker haben eine wichtige Vorbildfunktion und wirken ganz stark als Mediatoren auf jugendtypische Szenen ein. Insofern ist das eine Gruppe, an der sich Jugendliche orientieren. Deshalb ist es meiner Meinung nach ein nicht zu unterschätzendes Problem, wenn Musiker nach außen offerieren, dass Codein in Verbindung mit Brause gute Gefühle erzeugt“.

Besonders junge Hörer aus sozial schwächeren Verhältnissen können durch solche Songs den Eindruck gewinnen, dass Drogen selbstverständlich sind. Außerdem fehlt es oft an ausreichender Aufklärung, was häufig zur Nachahmung führt.

Natürlich ist es nicht nur der Hip-Hop, der für die hohen Konsumzahlen sorgt. Auch Themen wie psychische Erkrankungen, Leistungsdruck sowie gesellschaftliche und politische Ereignisse fördern den Konsum.

Doch auch Anti-Drogen-Songs kämpfen sich ihren Weg durch das Dickicht der Drogen-Glorifizierung im Hip-Hop. Immer häufiger werden Songs veröffentlicht, die Drogen verteufeln oder sogar kritisch davor warnen.

 

„Kipp‘ das Tilidin weg. Bin voll am Ende, bitte gib mir ein Bett. ‚Ne Flasche Stilles auf Ex (ein Liter Wasser auf Ex). In meiner Tasche noch ’ne Pille entdeckt. Schmeiß‘ sie weg, ich schmeiß‘ sie weg“ ~ Bonez MC (2020) in Tilidin weg

 

Auch Eminem rappt im Song „Not Afraid“ (2010) über seinen Kampf und Sieg gegen die Drogenabhängigkeit.

 

„And I just can’t keep living this way. So starting today. I’m breaking out of this cage. I’m standing up, I’ma face my demons. I’m manning up, I’ma hold my ground. I’ve had enough, now I’m so fed up. Time to put my life back together right now“

 

Folglich haben Musiker verschiedene Ansätze, wenn es um die Thematisierung von Drogen geht. Auch die Chemnitzer Rapper PARADOX und JW.Trapfit behandeln die Thematik auf unterschiedliche Weise. 

PARADOX besteht aus den beiden Rappern Paco und L-YEN. Paco erklärt im Interview mit medienMITTWEIDA: „Wir haben uns schon immer Gedanken gemacht und gesagt, dass wir Drogen nicht explizit thematisieren wollen. Trotzdem rappen wir immer mal übers Weed rauchen, aber das ist auf keinen Fall das Hauptthema unserer Lieder“. Paco erzählt, sie wollen eher tiefgründigere Themen behandeln, die sie selbst innerlich beschäftigen und die sie mit der Musik verarbeiten möchten. Deshalb würden auch so viele mentale Themen angesprochen werden. Anschließend fügt er hinzu: „Wir haben beide auch schon unsere Erfahrungen mit Drogen gemacht. Aber wir wollen das gar nicht so thematisieren. Denn erstens macht das gefühlt jeder und da wollen wir uns von den anderen abheben. Und zweitens finden wir, dass das Thema nicht so verherrlicht werden sollte“.

Rapper JW.Trapfit hingegen geht mit der Thematik anders um. Drogen sind ein fester Bestandteil in jedem seiner Songs. Dazu erklärt er: „Es war schon irgendwie eine bewusste Entscheidung, Drogen zum Teil meiner Musik zu machen. Es hat zu meinem Lebensstil gehört, da ich viel mit den Sachen in meiner Jugend zu tun hatte. Außerdem kommt meine Musik dadurch besser voran, da es momentan viele feiern. Ich weiß aber leider nicht, wieso“.

 

Text, Titelbild: Gerda Müller

<h3>Gerda Müller</h3>

Gerda Müller

ist 22 Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Redakteurin und Leiterin des Ressort Medien seit dem Sommersemester 2024.