„Die Angst blende ich aus“

von | 4. November 2009

Marc Thörner ist in Afghanistan als Radiojournalist tätig. Kein ungefährlicher Job. Nun wird seine Krisenreportage "Wir respektieren die Kultur – Im deutsch kontrollierten Norden Afghanistans" mit einem Preis geehrt.

„Anschläge in Afghanistan“, „33 Tote bei Selbstmordanschlag in Pakistan“ oder „Mehr als 100 Tote durch Taliban-Terror“, sind Schlagzeilen, die die Welt erschüttern. Terror, Anschläge und bewaffnete Überfälle gehören in den Krisengebieten im Osten vermeintlich zur Tagesordnung. Während sich die Bürger in Deutschland weit weg vom Ort des Geschehens schockiert über solche Meldungen zeigen, arbeiten Menschen, wie Marc Thörner in den Krisengebieten und sorgen für umfangreiche Informationen. Thörner ist Journalist in Afghanistan und damit sehr nah am Krisenherd. Im Interview mit DIE NOVUM spricht er über die Gefahr, die sein Leben bei der täglichen Arbeit begleitet.

Angst blende er aus, sagt er, damit er sich auf seine Arbeit konzentrieren kann. „Ich entscheide grundsätzlich, ob das Risiko in eine bestimmte Region zu fahren vertretbar ist“, sagt Thörner. „Dann wäge ich ab, wie wichtig die Informationen im Verhältnis zum Risiko sind“, fügt Thörner hinzu. Allein in diesem Jahr starben laut „Reporter ohne Grenzen“ 33 Journalisten in Krisengebieten, 2007 waren es gar 86 Medienschaffende.

Gefährliche Situation

Auch Thörner kam schon in eine gefährliche Situation: „Einmal war ich in einem sunnitischen Viertel in Bagdad unterwegs und es kam zum Beschuss der US-Patrouille.“ Ein Scharfschütze nahm den gepanzerten Wagen ins Visier, „man hörte den Einschlag und konnte sich vorstellen, wenn es jetzt keine Gewehrkugel sondern eine Panzerfaust gewesen wäre, dann hätte das wirklich großen Schaden angerichtet.“ Er kam mit dem Schrecken davon. Er sei sich allerdings in diesem Moment einmal mehr der drohenden Gefahr bewusst geworden, meint er. Von ähnlichen Vorfällen kann auch May Chidiac berichten. Die Journalistin hatte für den christlichen Privatsender LBC kritisch über den Libanon berichtet. Eines Tages lag dann eine Bombe unter dem Fahrersitz ihres Autos. Heute arbeitet sie trotzdem noch – ohne die linken Gliedmaßen. Aufgeben möchte sie dennoch nicht. Das zeichnet die Journalisten im Krisengebiet aus. „Ich glaube, man braucht eine gewisse Ruhe und Realismus. Man sollte sich nicht von vorschnellen Urteilen leiten lassen. Die Situation in aller Ruhe analysieren und auf sich zukommen lassen. Wenn man genügend Informationen gesammelt hat, sollte man sich aber auch nicht mit dem Urteil zurückhalten“, beschreibt Thörner die Grundtugenden seiner Arbeit.

Auszeichnung für Marc Thörner

Für seine Radioreportage „Wir respektieren die Kultur – Im deutsch kontrollierten Norden Afghanistans“ erhält er nun den Preis der Otto Brenner Stiftung und damit Anerkennung für seinen schweren Job. Für Marc Thörner ist der Preis „eine Ermutigung, die mir sehr viel Energie gibt.“ Durch diese Auszeichnung fühle er die Resonanz, dass die Arbeit etwas bewegt hat. Das spornt natürlich zu weiteren Projekten an. Berichterstattung im Krisengebiet ist notwendig für die Aufklärung der Gesellschaft und glücklicherweise finden sich Journalisten, die die Bürde auf sich nehmen, mit der Angst und dem Risiko zu leben.

<h3>Markus Drowatzky</h3>

Markus Drowatzky