Die Besten der Besten

von | 25. Juni 2010

Deutschland kann eine Vielzahl von renommierten Journalistenschulen vorweisen. Der Beruf selbst ist heiß begehrt. Jährlich bewerben sich Tausende. Doch um einen der Plätze zu erlangen muss der Bewerber verschiedene Prüfungen meistern.

Die Deutsche Journalistenschule (DJS) in München zählt zu den angesehensten und bekanntesten ihrer Art. Die DJS verlangt kein Ausbildungsgeld und zahlt keine Vergütung. Jährlich beginnen hier 45 Schüler ihre Ausbildung, doch mehr als 2.000 Interessierte bewerben sich. Das Spektrum der vermittelten Inhalte ist groß.

Jeder Teilnehmer erhält eine umfassende, praktische Ausbildung in den Bereichen Print, Rundfunk und Online. Das Bewerbungsverfahren an der DJS unterteilt sich in drei Phasen: Die erste ist die Anmeldung. Hierbei müssen lediglich die Bewerbungsunterlagen bei der DJS angefordert, ausgefüllt und zugesandt werden. Nachdem die Unterlagen eingegangen sind, ist automatisch Phase zwei erreicht. Hier liegt die Aufgabe der Bewerber darin, eine Reportage zu verfassen. Vier Themen stehen zur Auswahl, eines davon muss bearbeitet werden. Geht die Reportage zeitgerecht ein und wird von drei Journalisten als gut eingeschätzt, folgt die Bewerbungsphase drei. Etwa 150 der besten Reportagenschreiber durchlaufen einen zweitägigen Bewerbungstest in München. Dieser setzt sich aus zwei Tests, einer Schreibprobe und einem Auswahlgespräch zusammen. Nicht einmal ein Drittel der besten Schreiber bekommen etwa zwei Wochen nach der letzten Phase die erfreuliche Nachricht – die Aufnahme an der Deutschen Journalistenschule. Die nächste Bewerbungsphase an der DSJ beginnt Anfang Dezember.

Nur die Hälfte kommt durch

Für eine Bewerbung an der Axel Springer Akademie in Berlin müssen zunächst zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Der Bewerber sollte bereits erste Medienerfahrungen haben und darf nicht älter als 29 Jahre sein. Entspricht der Bewerber diesen Anforderungen, so kann er sich online anmelden. Rund 200 Kandidaten werden ausgewählt und zu einem Schreib- und Wissenstest in die Hauptstadt geladen. 2009 konnte der beste Bewerber 90 Prozent der Fragen richtig beantworten. Der Durchschnitt lag bei 70 Prozent. Die 80 besten Testsieger lädt die Akademie zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch nach Berlin ein und nur gut die Hälfte kommt durch. Jährlich bildet die Axel Springer Akademie etwa 40 Journalisten aus. Während der zweijährigen Ausbildung arbeiten Journalistenschüler in Springer-Redaktionen und erhalten eine monatliche Vergütung von 1.200 Euro. Die Onlineanmeldung an der Axel Springer Akademie ist erst im Juli 2011 wieder möglich.

Top 20

Seit 1968 bildet die Kölner Journalistenschule Politik- und Wirtschaftsredakteure aus. Ab dem zweiten Semester ist der Unterricht mit einem Bachelor-Studium der Volkswirtschaftslehre verbunden. Wer eine solche Ausbildung beginnen möchte, muss zunächst einen Vortest bestehen. Dieser setzt sich aus dem persönlichen Lebenslauf und einem Aufsatz über die berufliche Motivation zusammen. Hierbei soll der Bewerber erklären, warum er den Job des Journalisten ausüben möchte. Maximal 70 Teilnehmer des Vortests werden nach der Auswertung nach Köln zu einem dreitägigen Aufnahmetest eingeladen. Dieser besteht aus einem Bewerbungsgespräch und sechs schriftlichen Übungen. Die Übungen setzen sich aus Verbalisierung statistischer Daten, Redigier-, Wissens-, Nachrichten-, Kommentar- und Reportagetests zusammen. Hierbei prüft die Journalistenschule unter anderem Allgemeinbildung, Deutschkenntnisse und Formulierungen. Aus den Ergebnissen wird eine Rangfolge erstellt, die 20 besten Bewerber selektiert und zum Studium aufgenommen. Die Finanzierung erfolgt über Studiengebühren. Bewerbungsschluss an der Kölner Journalistenschule ist der 31. Januar.

Zweistufiges Auswahlverfahren

Alle zwei Jahre nimmt die RTL Journalistenschule für TV und Multimedia in Köln 30 Bewerber auf und gibt ihnen die Chance auf eine Ausbildung zum Fernsehjournalisten. Die Schüler werden durch ein zweistufiges Auswahlverfahren ermittelt. An der ersten Stufe kann jeder teilnehmen, der gewisse Zugangsvoraussetzungen erfüllt. Die RTL Journalistenschule erwartet unter anderem einen sicheren Umgang mit dem PC, perfekte Deutschkenntnisse in Wort und Schrift, gute Kenntnisse in mindestens einer Fremdsprache, Interesse am Journalismus, einen Spürsinn für aktuelle Geschehnisse und praktische Erfahrungen in der Medienbranche.

Im ersten Teil muss ein Datenbogen ausgefüllt und eine Reportage zurückgeschickt werden. Hierbei hat der Bewerber die Möglichkeit aus verschiedenen Vorschlägen ein Reportagethema auszuwählen. Eine Auswahlkommission wählt die 100 besten Bewerber und lädt sie zu den Auswahltagen ein, in denen der Kandidat fünf Stationen durchläuft. Dazu gehören das Beantworten eines schriftlichen Tests zur Allgemeinbildung, ein Bildertest, Reportage- und Rechercheübungen, eine Übung zur Bearbeitung eines Fernsehbeitrages und ein persönliches Gespräch mit Vertretern der Auswahlkommission. Während der Zeit des Studiums sind die Schüler für zwei Jahre Angestellte der Journalistenschule. Sie erhalten monatliche eine Lehrgangsbeihilfe in Höhe von 770 Euro. Das nächste Auswahlverfahren für das Schuljahr 2013/14 findet im Frühjahr 2012 statt.

Per Inserat zum Auswahlverfahren

Die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg bietet eine 18-monatige Ausbildung an, bestehend aus Lehreinheiten in der Bildungsstätte und Praktika in Redaktionen. Im Abstand von eineinhalb Jahren lädt die Schule per Inserat zum Auswahlverfahren ein. In den darauffolgenden Wochen haben Bewerber die Möglichkeit sich online zu registrieren. Etwa 2.000 bis 3.000 Interessenten melden sich auf das Ausschreiben. Die Bewerber erhalten daraufhin die Aufgabe aus fünf vorgegebenen Themen eine Reportage und einen Kommentar zu verfassen. Etwa 1.500 Kandidaten führen diesen Auftrag aus. Ein Juroren-Team bewertet die eingegangenen journalistischen Arbeiten und erstellt eine Rangfolge. Die 80 Bewerber mit der besten Einschätzung werden daraufhin zu einem zweitägigen Eignungstest eingeladen.

Unter verschiedenen Aspekten stellen die Bewerber ihr Wissen und Können unter Beweis. Ein Wissens- und Bildertest überprüft die Allgemeinbildung der Kandidaten. Zudem wird getestet ob der Bewerber die Fähigkeit besitzt, unter Zeit- und Konkurrenzdruck zu arbeiten. Der letzte Teil ist ein persönliches Gespräch mit der Prüfungskommission und Schulleitung. Am Ende bekommen die 20 leistungsstärksten Bewerber einen Ausbildungsplatz. Monatlich erhalten die Journalistenschüler eine Lehrgangsbeihilfe von 761 Euro. Die Ausbildung ist kostenlos. Ab Anfang 2011 ist die Onlineregistrierung für das Auswahlverfahren 2012 freigeschalten.

<h3>Christina Walther</h3>

Christina Walther