Trend Medium: Podcast. Mehr als zehn Millionen Deutsche über 14 Jahre hören laut einer Studie von Goldmedia 2020 aktiv Podcasts. Über vier Millionen sogar täglich mindestens eine Show. Marie und Justus machen ihre eigene: „Das doppelte Häufchen Elend“. Alle zwei Wochen erscheint freitags eine neue Folge. Im Interview mit medienMITTWEIDA berichten sie von ihren Erfahrungen und Zukunftsplänen.
Wer ist das „Das doppelte Häufchen Elend“?
„Das doppelte Häufchen Elend“ sind Marie Mumpitz und Vollblut Diva Justus. Zwei Studierende der Hochschule Mittweida. Unterstützung bekommen sie durch die drei Medienstudierenden: Miriam, Milena und Christian. Jeden Freitag um 19 Uhr wird eine neue Podcastfolge veröffentlicht.
Bilder: Das doppelte Häufchen Elend Instagram
WIE KAMT IHR AUF DIE IDEE EINEN PODCAST ZU PRODUZIEREN?
Justus: Es war so ein bisschen Kreativität aus der Not heraus, weil wir im Lockdown sehr, sehr viel Zeit in unserer Wohnung verbracht haben. Da saßen wir oft am Küchentisch und haben geredet. Vieles davon war natürlich sehr lustig, hatte aber dann auch Tiefgang und wurde wieder lustig. Dann haben wir rumgewitzelt, dass wir das mal aufnehmen könnten. Wir haben das ein paar Leuten erzählt und dann kam Miriam Weber – unsere liebe Miss Management – auf uns zu und meinte: „Ich mach das mit euch” (Marie lacht) und so ist aus der ursprünglichen Idee: Wir setzen uns einfach vor ein Mikrofon und labern eine Runde – jetzt ein sehr professionelles Projekt mit einem vielköpfigen Team geworden. Ich bin immer wieder davon beeindruckt, was wir da auf die Beine gestellt haben.
WARUM NICHT GLEICH MUMPITZ UND DIVA, SONDERN „DAS DOPPELTE HÄUFCHEN ELEND“ ALS TITEL?
Beide: Das ist wirklich eine gute Frage, (kurze Denkpause) … weil „Das doppelte Häufchen Elend“ noch mehr catcht. Man fragt sich da wirklich: Was ist das? Wir haben zusammen überlegt, wie wir uns nennen wollen würden. Dann haben wir die Situation aus einer Metaebene betrachtet – wie wir zwei Mausausis (Name der Zuhörenden des Podcasts) so am Küchentisch sitzen (lachen) – danach stand der Titel fest. Am Ende ist das Elend, das wir manchmal bereden, dadurch, dass wir uns beide haben, weniger. Vielleicht können wir das auch anderen Menschen rüberbringen.
44,66 Prozent der Deutschen im Alter von 21 bis 30 Jahren machen die größte Hörerschaft im Gesamtdurchschnitt aus. Ca. 254 Minuten Hörspaß habt ihr schon hochgeladen. Beschreibt in einem Satz, was euren Podcast von anderen Podcasts unterscheidet.
Marie: Einfach allein schon durch Justus und seine ganze Diva-Identität und durch meinen Mumpitz, also Schabernack. Und dass wir auch im Podcast sehr offen mit unseren Emotionen umgehen.
Von Sprachgewohnheiten, Kartoffeln mit Quark, Gleichberechtigung, sexueller Orientierung bis hin zu Outing-Storys. Jede Woche gibt es etwas Neues im Hause Mumpitz und Diva. Wie entscheidet ihr über die Inhalte der Folgen?
Justus: Es gibt vorher ein unkonventionelles Team Meeting zwischen uns beiden – logischerweise am Küchentisch (beide lachen). In unserem natürlichen Areal. Wir überlegen, welche Themen interessant sein könnten, wo wir auch selbst viel aus eigener Erfahrung erzählen können. Natürlich verbunden mit ein bisschen Recherche. Themen, die uns selbst betreffen, die aber auch für andere interessant sind.
Wie sieht ein üblicher Produktionsablauf aus? Wohin geht die Reise vom Küchentisch aus weiter?
Justus: Es geht eigentlich schon vorher los mit Miss Management (Miriam), die sehr strukturiert ist und dafür bin ich ihr auch sehr dankbar. Ich bin es nämlich gar nicht und versuche es eher aus dem Stegreif zu machen. Dann heißt es: „Bis da und da habt ihr euch ein Thema überlegt und legt mir ein Konzept vor, wie ihr euch das denkt.“ Dann überlegen wir uns, welches Thema wir mit welchen Unterthemen haben wollen und in welcher Reihenfolge wir das am besten abarbeiten. Danach äußert Miriam ihre Gedanken dazu. Wir überarbeiten das, wenn es nötig ist und nehmen die Folge auf. Bevor die Folge online geht, kommt unsere Miss Sounddesign ins Spiel.
Marie: Bei der nehmen wir auch auf. Sie baut uns bei sich in der Wohnung ein eigenes kleines Studio.
Justus: Wir haben quasi den Inhalt und das Setting kriegen wir gestellt. Dann sitzen wir gemütlich auf der Couch, reden und frönen der Magic of Labern. Dann schneidet Mi (Milena – Miss Sounddesign) das bis kurz vor Aussendedatum: jeden zweiten Freitag, 19 Uhr.
Marie: Nach der Veröffentlichung kriegen wir auch Kritik von Miri, wie das so abgelaufen ist, weil sie sich um die Sachen hinter den Kulissen kümmert. Ohne die Unterstützung hätten wir es nicht so über die Bühne gebracht, wie es jetzt läuft.
Bilder: Das doppelte Häufchen Elend Instagram
Innerhalb von Community Aktionen fordert ihr eure Hörer unter anderem auf euch ihre Schicksale mitzuteilen. Habt ihr zukünftig auch vor, Zuhörer mit faszinierenden Lebensgeschichten in euren Podcast einzuladen?
Marie: Ich mein, du hast jetzt ein bisschen einen Stein im Brett (lachen).
Justus: Wir werden dich auf jeden Fall in der nächsten Folge erwähnen. Das ist zum Beispiel eine der Möglichkeiten, wie wir versuchen, Leute zu aktivieren, die sich das dann anhören. Wobei es meistens schon Personen sind, die den Podcast eh hören. Wir haben tatsächlich schon Anfragen aus der Community bekommen, ob sie da mal reinkommen könnten, aber das braucht noch ein bisschen Zeit.
Marie: Momentan haben wir noch ein paar Themen, die in der Warteschlange sitzen. Nach der Prüfungszeit könnten wir uns vorstellen die mal aufzuziehen.
Justus: Wir sind ja voll dabei Princess Charming zu gucken. Deshalb wäre es schon cool, wenn wir Kandidat:innen in den Podcast kriegen würden. Das ist jetzt noch sehr hypothetisch. Wir sind da dran, haben aber derzeit noch nix.
Was ist euch wichtiger: Seriosität oder Spaß?
Marie: Am Podcast definitiv der Spaß. Wir reden ja am Küchentisch nicht nur seriös oder lustig. So ist das auch im Leben. Man sollte nicht den Spaß verlieren und seriösen Themen mit einem gewissen Maß an Respekt begegnen.
Justus: Also sowohl inhaltlich als auch bei der Produktion. Wir versuchen natürlich ernste Themen in diesen Spaß zu verpacken.
Unsere Hochschule bietet das Kompetenzcenter Podcast an. Empfindet ihr die Hochschule Mittweida als guten Startpunkt für einen Podcast? Gab es Schwierigkeiten?
Beide: Wir sind beide keine Studenten der Fakultät Medien und hören zum ersten Mal davon. Wir haben nicht dadurch den Draht zum Thema Podcast, sondern durch unser Team, was aus Medienstudierenden besteht. Die haben da vielleicht sowas wie das Kompetenzcenter genossen, aber wir jetzt persönlich nicht. Wir sind fachfremd und das ist uns neu. Wir nehmen das als Anstoß uns darüber zu informieren.
Habt ihr Tipps für Studierende, die selber einen Podcast machen wollen?
Justus: Wir müssen jetzt echt aufpassen, dass wir nicht unser Erfolgsrezept raushauen (schmunzelt).
Marie: Konzepte sind wichtiger als man denkt! Ein gutes Konzept und einen roten Faden für so eine Folge zu haben, ist sehr wichtig.
Justus: Ich habe auch gemerkt, dass, wenn die Ideen einfach da sind, man sehr viel darüber sprechen sollte, damit sie reifen können. Aber letztendlich geht es auch darum, es zu machen und sich dementsprechend Unterstützung zu suchen.
Marie: Unterstützung ist nie verkehrt und da können auch gute Freundschaften entstehen. Es macht zusammen mehr Spaß.
In der fünften Folge habt ihr auf den Pride Month, Diversity, Sexualität sowie Geschlechter aufmerksam gemacht, allerdings wenig über euch beide geredet. Am Ende habt ihr euch gefragt, ob euch ausgerechnet diese Themen zusammenbringen. Was denkt ihr jetzt darüber?
Marie: Dass wir zusammen wohnen (lachen herzlich gemeinsam)! Wir haben in der Folge bewusst nicht so arg Bezug auf uns genommen, weil wir das in der Folge davor schon viel gemacht haben. Und da wollten wir das Licht so ein bisschen von uns wegnehmen. Unser krasser persönlicher Bezug zu den Themen ist ein Inhalt unserer Freundschaft, aber nicht der Hauptinhalt. Der Hauptinhalt ist, dass wir viel zusammen machen und dass wir sehr viel zusammen lachen.
Justus: Dazu kommt ja auch, dass wir uns in der Zeit, die wir uns kennen, einen gemeinsamen Freund:innenkreis in Mittweida aufgebaut haben. In unserer Gruppe und Community sind auch alle sehr divers und ich glaube, das regt nochmal mehr dazu an, diese Themen zu hinterfragen. Vor allem jetzt, wo gerade eine Umbruchstimmung bezüglich dieses Themas ist. Wir sehen uns als Teil der Community, beteiligen uns an der Diskussion und hinterfragen ganz viel.
Neben dem Wunsch der Moderatorenstelle bei RTLs Sendung Princess Charming – Habt ihr feste Ziele und Wünsche für euren Podcast? Was wollt ihr zukünftig noch bewegen?
Justus: Ich versuche gerade seriös zu bleiben. Das höchste Ziel ist der Comedy-Preis… und Wohlstand (beide müssen sehr stark lachen). Das sind ja große und teilweise utopische Ziele. Unser nächstes Ziel ist erstmal, mit dem Podcast selbst noch größer zu werden. Also mehr Leute zu erreichen und da eben eine gewisse Bekanntheit zu erlangen, um darauf aufbauend noch weiterzukommen.
Marie: Der Podcast ist ja momentan nur bei uns in den jeweiligen Bubbles. Wir haben jetzt außerhalb nicht so mega viele Leute erreicht. Wir wollen in den nächsten Monaten Interviews mit verschiedenen Menschen führen, die eine kleinere Bekanntheit haben. Carolin Kebekus holen wir uns jetzt nicht irgendwie in die Show (lacht verlegen), obwohl das schon lustig wäre. Für ein Gespräch versuchen wir Kanditat:innen aus Princess Charming oder andere Leute in den Podcast zu holen. Wir haben auch schon gesagt, dass wir uns beim CSD an die Parade mit einem Bollerwagen anhängen. Das wäre richtig cool.
Wie kann man euch unterstützen?
Justus: Eine der größten Unterstützungen wäre es, den Podcast überhaupt zu hören, im Idealfall dann auch gut zu finden und dranzubleiben.
Marie: Uns auf Instagram zu abonnieren, weil wir dort die meisten Möglichkeiten haben, mit unseren Zuhörer:innen zu kommunizieren und zu interagieren. Wo man uns dann eben mal schreiben kann: Wie wäre es mit dem Thema und ich würde mich für das interessieren.
Justus: Wir versuchen auch durch Aktionen die Leute aufzufordern ihre Storys, ihr Feedback und ihre Themenwünsche mit uns zu teilen. Das versuchen wir mit aufzugreifen, damit sich die Leute selbst als Hörende gehört fühlen. Ich glaube, das ist so ein wichtiger Punkt. Das kommt zurzeit noch nicht ganz in die Gänge, aber wir würden uns freuen, wenn die Interaktion noch ein bisschen mehr wäre.
Text: Luzie Carola Rietschel, Titelbild: Das doppelte Häufchen Elend