Überschüssige Nahrungsmittel an bedürftige Menschen zu verteilen anstatt das Essen in den Müll zu werfen. Mit Sorge beobachtet man die rasant hohe Anzahl bedürftiger Personen, welche aufgrund von Einkommensarmut auf gespendete Lebensmittel angewiesen sind. So nutzen derzeit bundesweit mehr als 900 Tafeln überschüssige Nahrungsmittel, um damit täglich bis zu 1,5 Millionen Arbeitslose, Geringverdiener, Rentner und einkommensschwache Menschen zu ernähren.[1]
Elke Schneider (Name geändert) ist eine von ihnen. Vor fünf Jahren ist sie im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand getreten. „Seitdem reicht das Geld nicht mehr für den gewohnten Lebensstandard aus“, so Elke. Zweimal wöchentlich fährt sie daher zur Lebensmittelausgabe in die Tafel Mittweida. Dort bekommt sie regelmäßig Grundnahrungsmittel zu einem geringen Preis. Diese kann sie sich aufgrund ihrer geringen Rente im Supermarkt nicht leisten. „Die Tafel versorgt mich, sodass ich abends nie mit hungrigem Magen ins Bett gehen muss.“
Doch nicht alle Menschen nehmen das Angebot der Tafel so an wie Elke. Frau Koch, Geschäftsführerin der Mittweidaer Tafel, weiß, dass „die Menschen, die die Hilfe der Tafel annehmen, eine relativ hohe Hemmschwelle überwinden müssen. Es gibt noch viel mehr Leute, die die Tafel nutzen könnten, die es aber nicht tun, weil sie nicht dokumentieren möchten: ‚Ich bin arm.'“
Was macht die Tafel?
Wer zur Tafel kommt, muss jedoch nicht arm sein. Viele Menschen nutzen diese auch als Budgeterleichterung, da man dort für die Lebensmittel nur einen Bruchteil des Verkaufspreises im Laden bezahlt. So verlangt die Tafel Mittweida für einen 10 Liter Beutel voll mit Lebensmitteln pro Erwachsenen 2 Euro Aufwandsentschädigung und für jedes Kind 50 Cent.
Die Nahrungsmittel stammen hauptsächlich aus Bäckereien, Fleischereien, Großmärkten und Discountern im Großgebiet Mittweida, Penig, Rochlitz, Frankenberg und Hainichen. 46 ehrenamtliche Helfer der Tafel Mittweida fahren monatlich ca. 4000 km, um diese Lebensmittel einzusammeln. Nachdem die Ware bei den jeweiligen Sponsoren abgeholt wurde, muss diese sortiert und aufgelistet werden, damit man später noch nachvollziehen kann, woher die jeweilige Ware stammt, wann das Verfallsdatum ist, wer das Produkt hergestellt hat und welche Mindesthaltbarkeit besteht.
Der Grund für die Abgabe der Nahrungsmittel ist unterschiedlich. Oftmals liegen die Lebensmittel nahe dem Verfallsdatum oder werden aus anderen Gründen (wie z.B. Saisonware) nicht mehr abgegeben. Für die Unternehmen bietet sich diese Art von Spende an. Dadurch ersparen sie sich teure Entsorgungskosten und tun gleichzeitig etwas für ihr Gewissen. Ansonsten müssten sie die Ware als Sondermüll, zu einem Tonnenpreis von circa 1.000 Euro, beseitigen.
Sponsoren für die Tafel
Damit die Tafel Mittweida die Lebensmittel weitergeben kann, muss sie eine Kühlkette vom Zeitpunkt der Abholung bis zur Ankunft im Zentrallager wahren. Nach der Bestandsaufnahme werden die Lebensmittel weiterhin gekühlt, gesäubert und jeden Mittwoch sowie Freitag für die Ausgabe bereitgestellt. So kommen wöchentlich rund 422 Erwachsene und 220 Kinder aus Mittweida und Umgebung in den Industrieweg 8, um sich für die nächsten Tage oder Wochen mit Lebensmittel zu versorgen.
So unscheinbar, wie der Eingangsbereich und die Arbeit des Vereins auch ist, umso wichtiger ist die Tafel Mittweida für die Menschen, die hier ihren Hunger stillen können. Damit ist das mehrstöckige, graue Industriegebäude im Gewerbegebiet Mittweida nicht nur für die Rentnerin Elke Schneider ein ganz besonderer Ort.
Ansprechpartner:
Koordinatorin
Mittweidaer Tafel
Marion Sommerfeldt
Tel.: 03727/9978-17
Funk: 0173/3882011
Kontaktdaten:
Mittweidaer Tafel
im Netz-Werk e.V. Mittweida
Industrieweg 8
09648 Mittweida
Tel.: 03727-9978-0
Fax: 03727-9978-14
mittweidaer.tafel@netzwerk-mittweida.de
Ein Beitrag von
Nathalie Welle
Fotos von
Nathalie Welle