„Die Technik muss sich der Idee unterordnen“

von | 29. Oktober 2012

Neben Crowdfunding und Mitteln der Filmförderung erleichterte modernes Filmequipment zu erschwinglichen Preisen dem jungen Filmteam Klara Harden und Karsten Prühl, ihre Leidenschaft zum Dokumentarfilm zu verwirklichen. „Die Technik, die man […]

In der Gesprächsrunde „Faszination Dokumentarfilm“ sprechen die Referenten über die Vor- und Nachteile des Genres.

Neben Crowdfunding und Mitteln der Filmförderung erleichterte modernes Filmequipment zu erschwinglichen Preisen dem jungen Filmteam Klara Harden und Karsten Prühl, ihre Leidenschaft zum Dokumentarfilm zu verwirklichen. „Die Technik, die man zur Verfügung hat, muss man bis zur Grenze ausreizen“, erklärt Regisseurin und Autorin Harden.

Dennoch steht die Idee im Fokus, stellt der junge Filmemacher Prühl in der Gesprächsrunde „Festgehalten für die Ewigkeit – Faszination Dokumentarfilm“ klar: „Es kommt darauf an, wie die Technik eingesetzt wird.“ Gemeinsam haben die engagierten Dokumentarfilmer Madagaskar bereist, um Aufklärungsarbeit über das Land, die Menschen und die Umwelt zu leisten.

Dramaturgie darf nicht zu kurz kommen

Ob Dr. Katja Wildermuth, Leiterin der Redaktion Geschichte und Gesellschaft des MDR, den Film abkaufen würde? „Grundsätzlich steigen wir nicht erst nach Abschluss der Produktionen in ein Filmprojekt ein“, erklärt sie. Viel eher gehe es darum, aus einer anfangs guten Idee einen noch besseren Film zu machen. Dabei spiele vor allem die dramaturgische Idee eine große Rolle. Zur Abnahme eines fertigen Dokumentarfilms müsse Wildermuth schon etwas ganz besonderes geboten werden. Immerhin werde aus einem geschätzten Angebot von circa 80 Filmen nur einer vom MDR gekauft.

Neue Wege der Verbreitung

Kontroverse Meinungen gab es beim Thema Verbreitung. Karsten Prühl sieht das Kino beispielsweise nicht als ideales Medium, ein Werk dem Publikum zu präsentieren: „Wir sind heutzutage ständig unterwegs, sitzen sechs Stunden und länger im Zug. Diese Zeit sollte genutzt werden“. Deshalb sei das Internet für Dokumentarfilme das Medium der Zukunft. Dem widersprach Katja Wildermuth vom MDR: „Dokumentarfilm ist ein sinnliches Erlebnis.“ Dafür werde eine gewisse Atmosphäre benötigt.

Knut Karger, Autor, Regisseur und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Dokumentarfilm der HFF München sieht die Thematik umfassender: „Kino, Museum, Fernsehen oder Internet schließen sich nicht aus.“ In Zukunft würden alle Bereiche noch intensiver verschmelzen, daher sollte keine Möglichkeit ausgelassen werden.

Seinen Studenten rät er daher zur Mehrfachverwertung von Inhalten. Dabei müssten die jeweiligen Segmenteigenschaften beachtet werden: „Im Internet sieht sich keiner eine 90 Minuten-Dokumentation an, dort darf die Erzähllänge etwa zehn Minuten betragen.“

Branche im Umbruch

Die erfahrene MDR-Redaktionsleiterin Wildermuth resümiert: „Die goldenen Zeiten des Dokumentarfilms, in denen man von einem 90-Minüter alle zwei Jahre leben konnte, sind vorbei.“ Ihrer Meinung nach werde sich die Branche aufsplitten: In große High-End-Produktionen und kleine, kreative Filme, wie die von Klara Harden und Karsten Prühl. Man dürfe als Einsteiger aber nicht erwarten, von Produzenten oder Sendern durchgefüttert zu werden.

Text: Fabian Warzecha. Bild: Medienforum, Bearbeitung: Medienforum.

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer