„Die Technik verändert das Spiel“

von | 19. März 2013

Überall klagen Radiomacher über sinkende Hörerzahlen – auch in den USA. Um wieder mehr Hörer zu gewinnen, setzen die amerikanischen Radiomacher jetzt auf eine möglichst große Vielfalt und Spezialisierung der […]

Auch der amerikanische Radiomarkt hat mit sinkenden Höhrerzahlen zu kämpfen. Der Trend: Nischensender.

Auch der amerikanische Radiomarkt hat mit sinkenden Höhrerzahlen zu kämpfen. Der Trend: Nischensender.

Überall klagen Radiomacher über sinkende Hörerzahlen – auch in den USA. Um wieder mehr Hörer zu gewinnen, setzen die amerikanischen Radiomacher jetzt auf eine möglichst große Vielfalt und Spezialisierung der Radiosender. Die Programmverteilung über Satellit soll die nötige Reichweite bringen.

Philip Westcott ist im Stress. Er ist Programmdirektor des Campusradios der Binghamton University – „WHRW“ – und als solcher muss er das Tagesgeschäft betreuen, DJs daran erinnern, dass sie gleich „On Air“ sind, Ersatz für kranke DJs finden und viel Papier abheften. Lohnt sich dieser Aufwand denn überhaupt noch, wenn praktisch niemand mehr zuhört und was kann gemacht werden, damit wieder mehr Radio gehört wird?

UKW-Sender müssen auf Satellit umsteigen

Insgesamt verlieren die amerikanischen Radiostationen jedoch immer mehr Hörer und damit Werbeeinnahmen. „UKW-Stationen, die schnell und effektiv den Einstieg in das Satellitenradio meistern, werden erfolgreich sein. Die anderen werden Pleite gehen“, analysiert Westcott. Der Erfolg des Satellitenradios liegt an der hohen Reichweite und der Menge an gebotenen Programmen. Praktisch für jeden Musik-Geschmack gibt es einen eigenen Sender.

Westcott hat mit seinem Radiosender eine Nische gefunden. „WHRW“ bietet live und rund um die Uhr Jockeys, die auf die Hörerwünsche eingehen. Seiner Meinung nach wird es Radio immer geben, nur nicht mehr als UKW, sondern als Satellitenradio oder Internetangebot. „Die Technik verändert das Spiel, aber so ist das Leben“, erklärt er.

Nischenmarkt bietet Chancen

Wie auch in Deutschland gibt es private und öffentlich-rechtliche Sender. Die privaten Stationen spielen Musik aus den Charts, Sportübertragungen und viel Werbung. Die öffentlich-rechtlichen Sender, die in Amerika „Public Broadcasting Service“ – kurz „PBS“ – heißen, senden Nachrichten, Talkshows, Jazz und Klassik. College-Radiostationen wie „WHRW“ dürfen die öffentlich-rechtlichen Frequenzen mitbenuzten. Hinzu kommen jetzt noch Satelliten-Stationen, die von Talk bis Special Interest alles spielen.

Auch in den USA nutzen viele Menschen das Medium Radio nur nebenbei oder gar nicht. Westcott erlebt selbst, dass immer weniger Radio gehört wird: „Radio wird nur noch im Auto gehört, wenn deinem MP3-Player der Saft ausgeht“, meint Westcott und ergänzt: „Es gibt aber auf jeden Fall noch einen Nischenmarkt.“

Alternative Quellen gesucht

Mit Nischenmarkt meint Westcott Sender, die sich spezialisieren und ihren Nutzern neue, alternative Genre, wie Musik abseits der Charts, bieten können. „Solche Sender haben zwei Arten von Hörern. Diejenigen, die von Massenmedien gelangweilt sind und diejenigen, die nach alternativen Quellen für Nachrichten und Unterhaltung suchen“, erläutert Westcott.

Beim Talk-Radio sind die amerikanischen Hörerzahlen konstant. Ein Format, das in Deutschland so gut wie gar nicht gesendet wird, erfreut sich riesiger Beliebtheit in den USA. „Durch Übertreibung von politischen, sexuellen oder kulturellen Themen verwandeln wir alles in eine Show. Amerikaner lieben eine gute Darbietung – schaut euch nur unsere Wahlen an“, erklärt Westcott selbstkritisch.

Text: Christopher Brinkmann. Bild: Jonas Haase, Bearbeitung: Jonas Haase.

<h3>Christopher Brinkmann</h3>

Christopher Brinkmann