Die wütende Meerjungfrau

von | 17. Dezember 2009

Neue globale Regeln aus Kopenhagen sollen die Erderwärmung bremsen. Doch einige Unternehmen arbeiten dagegen, um am Klimawandel zu verdienen oder weiterhin die Luft zu verpesten. Zur Strafe gab's eine „wütende Meerjungfrau"

Der Angry Mermaid Award ist ein Projekt internationaler Organisationen, die Lobbyisten enttarnen und Klimaschützer fördern wollen, darunter ATTAC Denmark und Friends of the Earth International. Über deren gemeinsame Website stimmten etwa zehntausend Internetnutzer ab, welche Lobbygruppe ihrer Meinung nach „das meiste tut, um wirksame Aktionen gegen den Klimawandel zu sabotieren“. Zum Ende des Klimagipfels verkündete die Journalistin Naomi Klein das Ergebnis.

Gewinner der am 15. Dezember in Kopenhagen verliehenen Auszeichnung ist die Firma Monsanto, bekannt durch öffentliche Debatten um gentechnisch veränderten Mais. Laut den Initiatoren des Angry Mermaid Awards beeinflusst Monsanto seit 1998 Politiker und Medien, um von weltweiten Klimaverhandlungen zu profitieren.

Soja als umweltfreundlicher Kraftstoff

Die Monsanto-Lobbyisten erzählen dazu immer die gleiche Geschichte: Wenn Ackerboden umgepflügt wird, tritt das darin gespeicherte Kohlendioxid aus und gelangt in die Atmosphäre. Allerdings nicht beim gentechnisch verfremdeten „RoundupReady“-Soja, dass ohne Bodenpflügung angebaut werden kann und von Monsanto hergestellt wird. Weniger Kohlendioxid steigt vom Boden auf, Monsanto schließt es stattdessen im Boden ein und verdient somit CO2-Zertifikate. Zukünftig dürfte Gen-Soja darüber hinaus als umweltfreundliche Quelle für Kraftstoffe genutzt werden.

Kritiker von Monsanto stellen dieser scheinbaren Umweltfreundlichkeit entgegen, dass große Waldflächen Südamerikas für den Anbau des „RoundupReady“-Soja von den Einheimischen gerodet werden. Das jahrhundertelang in dicken Waldschichten gebundene Kohlendioxid dringt so in die Atmosphäre – weit mehr als die Soja-Äcker wieder speichern würden. Neben 40 Millionen Hektar Erde leiden auch Mensch und Kultur, so die Initiatoren des Mermaid Awards. Siedlungen würden von Sojabohnen verdrängt, verstärkt benutzte Pestizide machten die Einheimischen krank. Zu Nominierung und Gewinn der wütenden Meerjungfrau äußerte sich bei Monsanto bisher niemand öffentlich.

<h3>Sebastian Opitz</h3>

Sebastian Opitz