„Dramaturgie ist alles und alles ist Dramaturgie“

von | 11. Juli 2013

So beschreibt Samantha Miriam Guenther selbst ihr Leben und ihre Arbeit. Für die leidenschaftliche Filmemacherin aus Werdau ist das auch mehr als zutreffend. Die Medienmanagement-Studentin hat bereits viele Erfahrungen in […]

So beschreibt Samantha Miriam Guenther selbst ihr Leben und ihre Arbeit. Für die leidenschaftliche Filmemacherin aus Werdau ist das auch mehr als zutreffend. Die Medienmanagement-Studentin hat bereits viele Erfahrungen in der Film- und Fernsehbranche sammeln können und weiß, wie wichtig es ist, auch neben dem Studium aktiv seiner Leidenschaft für Medien nachzugehen.

Samantha studiert Medienmanagement im sechsten Semester an der Fakultät Medien der Hochschule Mitweida. Begleitend macht die 21-Jährige ein Volontariat an der „Mitteldeutschen Journalistenschule“, ist in der Studienkommission der Fakultät aktiv und war bereits für einen Auslandsaufenthalt zur Summer School an der Polytechnischen Universität in Tomsk, Russland. Ihr große Leidenschaft ist das Filmgeschäft. Dabei hatte sie anfangs eine ganz andere Branche im Sinn: „Als ich mein Studium in Mittweida begonnen habe, wollte ich eigentlich zum Radio. Ich hatte sogar eine eigene Internetradiosendung. Durch meine Tätigkeit als Chef vom Dienst und Redaktionsleiter bei ‚Propeller TV‘ habe ich aber zunehmend meine Leidenschaft für das Fernsehen entdeckt, da ich mit Bildern noch mehr ausdrücken kann als nur mit Ton.“

„Mein Tagesablauf wird nie langweilig“

Mit dem Rundfunk machte sich „Sami“, wie ihre Kommilitonen sie nennen, erstmals als angehende TV- und Radioredakteurin bei den „Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanälen (SAEK)“ in Zwickau vertraut. In einem zehnwöchigen Praktikum lernte sie hier die Produktion von Audio-und Videobeiträgen und legte somit den Grundstein für ihren weiteren Weg durch die Medienlandschaft.

Derzeit arbeitet sie im Rahmen ihres Praxissemesters bei der „Tellvision Film und Fernsehproduktion“ in München. Die Produktionsfirma hat sich auf die Erstellung von Reportagen, Dokumentationen, Features und Dokutainment-Formaten, sowohl für private, als auch für öffentlich-rechtliche Sender spezialisiert. Seit Februar ist Samantha hier an diversen Produktionen für RTL, VOX, ProSieben oder ZDFneo beteiligt. Zu ihren Aufgaben zählen die Themen- und Locationsuche für Kurzbeiträge bei „Galileo“ oder „Abenteuer Leben“ sowie das Drehbuchschreiben: „Da mein Interesse eher Langzeitformaten gilt, bin ich jetzt intensiver für die Redaktion vom Bayerischen Rundfunk tätig. Hauptsächlich recherchiere ich hier für geschichtliche Dokumentarfilme und schreibe täglich Exposés und Drehkonzepte.“ Parallel arbeitet Samantha als Redaktionsassistenz für „Mein neues Leben“ – einem Format auf KabelEins, das deutsche Auswanderer auf ihre Reise ins Ausland begleitet.

Dokutainment als Einstieg in die Fernsehindustrie

Mit dem Privatfernsehen ist Samantha das erste Mal so richtig bei der „tlntv GmbH“ in Berlin in Kontakt gekommen. Das Jungunternehmen kennt sich mit emotionsgeladenen Dokutainment- und Realityformaten bestens aus. Während eines dreimonatigen Praktikums durfte sie, neben der Verantwortung für ein Auslandsformat, auf der Straße nach neuen Geschichten und Protagonisten u.a. für „Frauentausch“, „Mitten im Leben“ oder „Mieten, Kaufen, Wohnen“ suchen. Das Praktikum hat ihr vor allem geholfen, die Soft Skills eines Redakteurs zu festigen.

Dazu gehört es, einen Blick für interessante Themenbeiträge zu bekommen, zu recherchieren und Interviews zu führen, aber auch soziale Kompetenzen unter Beweis zu stellen. Vor allem letzteres war nicht immer einfach, da Samantha auch auf echte Problemfälle traf: „Im Gegensatz zu ‚Scripted Reality‘ sind beim Dokutainment die erzählten Geschichten und Menschen wahrhaftig. Nichts muss erfunden werden, es gibt kein Drehbuch. Da entwickelt man schnell ein Feingefühl für die Menschen vor der Kamera, die beispielsweise in schwierigen Familiensituationen stecken.“

Rechtsextremismus als Schwerpunkt für ihren ersten Film

Im vergangenen Jahr hat sich Samantha zusammen mit sieben weiteren Mittweidaer Medienstudenten an ihrem ersten eigenständigen Filmprojekt „RECHTSzuhause“ als Regisseurin ausprobiert und dafür den Chemnitzer Friedenspreis erhalten. „Auf den Geschmack als Regisseurin bin ich während meines journalistischen Redaktionspraktikums beim Westdeutschen Rundfunk in Köln gekommen. Da war ich als Regieassistenz bei verschiedenen Liveproduktionen von Musikevents tätig.“

Die größte Herausforderung bei der Dokumentation über die rechten Strukturen in Chemnitz war für sie, die Dramaturgie des Filmes zu finden: „Die Idee zum Film war schon immer in meinem Kopf. Die Schwierigkeit für mich als Regisseurin war es jedoch, diese auch zu Papier zu bringen. Ich habe viele Drehbuchkonzepte geschrieben, bis ich zufrieden war, auch weil es schwierig ist, die richtigen Ansätze zu dem Thema zu finden. Den Film dann umzusetzen und das gesamte Team zu koordinieren, hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.“

Durch den großen Erfolg ist die Organisation „EXIT“, die den Ausstieg aus der rechten Szene unterstützt, auf Sami und ihr Team aufmerksam geworden. Nun entsteht in Kooperation ein neuer Imagefilm für den bundesweiten Verein. Noch im Juni sollen die Dreharbeiten für das Projekt beginnen.

Samantha international: Freiwilligendienst in Israel

Im Auftrag der Diakonie Mitteldeutschland arbeitet sie an ihrem zweiten großen Filmprojekt. Dort ist sie Co-Produktionsleiterin für Drehbuch und Regie einer 45-minütigen Auslandsreportage über deutsche Volontäre in Israel. An der Seite von ARTE-Programmchef Peter Gottschalk und einem Teil des Teams von „RECHTSzuhause“ wird sie im August nach Israel fliegen und mit den Dreharbeiten für „Freundschaft Nahost“ beginnen. „Im Moment arbeiten wir noch am Drehbuch, betreiben viel Pressearbeit und suchen Sponsoren. Das Projekt wird insgesamt 10.000 Euro kosten, die Hälfte konnten wir schon aufbringen, aber es ist sehr zeitintensiv.“ Auf der Crowdsourcing-Plattform des Ex-Medienstudenten Tino Kreßner, startnext, kann jeder Interessierte für die Produktion spenden.

Zukunft Dokumentarfilm

Nach ihrem Studium möchte Samantha der Film- und Fernsehbranche treu bleiben, am liebsten in der Position des Redakteurs. „Ich möchte Dokus und Reportagen im Bereich Gesellschaft, Geschichte und Politik produzieren. Natürlich ist mir ein gutes Einkommen auch wichtig, was in der Dokumentarfilmbranche aber nicht immer gegeben ist, da überall an Produktionskosten gespart wird.“ Noch wäge sie ab, deswegen den Dokumentarfilm nur als Hobby zu betreiben und beruflich eher in die Richtung Imagefilm einzusteigen. „Auf jeden Fall sollte mir die Arbeit immer Spaß machen, mich fordern und zu neuen Ideen anregen.“ Und wenn diese mal ausbleiben, so Samantha, sucht sie sich neue Inspiration in ihrer Freizeit, zum Beispiel bei einer Brezel und einem kühlen Weißbier.

Text: Manuela Strauch. Bilder: Samantha Miriam Guenther. Bearbeitung: Hanna Frantz.

<h3>Manuela Strauch</h3>

Manuela Strauch