Aus und Vorbei: Der Echo ist Geschichte. Am 25. April gab der Vorstand des Bundesverbandes für Musikindustrie bekannt, dass es den Musikpreis in seiner bisherigen Form nicht mehr geben wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Echo-Aus beantwortet MedienMittweida.
„Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ – Diese Textzeile der Rapper Kollegah und Farid Bang, deren Album “Jung, brutal und gutaussehend“ in der Kategorie Hip- Hop/Urban National ausgezeichnet wurde, löste einen Skandal aus. Als Reaktion kündigten viele Künstler an, ihre Preise zurückzugeben. So postete Marius Müller-Westernhagen wenige Tage nach der Preisverleihung auf Facebook: „Die Verherrlichung von Erfolg und Popularität um jeden Preis demotiviert die Kreativen und nimmt dem künstlerischen Anspruch die Luft zum Atmen. Eine neue Stufe der Verrohung ist erreicht“. Peter Maffay schloss sich an: „Der #ECHO, die Verleihung dieses Jahr, war eine Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land. Gleichzeitig zeigt sie die Erosion in unserer Gesellschaft und im Musikgeschehen auf, die sich seit einigen Jahren abgezeichnet hatte und am Donnerstag vergangener Woche ihren vorläufigen Höhepunkt erfuhr. Wie auch die Mischung aus Dummheit, Feigheit und fachlicher Inkompetenz.“ Die negativen Reaktionen überwogen und laut Aussage des MDR Kultur sei die Marke ECHO so stark beschädigt, dass ein vollständiger Neuanfang nötig sei. Die offizielle Website des Echopop verkündet, man wolle keine Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung bieten: „Das um den diesjährigen ECHO herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.“
Die Auszeichnung soll nicht mehr ausschließlich von Verkaufszahlen abhängig sein. „Wie beim ECHO KLASSIK und ECHO JAZZ, die von Anfang an reine Jury-Preise waren, soll beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken“, gab der Veranstalter bekannt. Der Vorstand werde “die drei Preise in eine eigene Struktur überführen. Im Zuge dessen werden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert.“
Der Echo war ein deutscher Musikpreis, der seit 1992 in Deutschland von dem Kulturinstitut des Bundesverbandes für Musikindustrie (BVMI) verliehen wurde. Die Nominierung und der Preis waren abhängig von der Zahl der addierten Wochenergebnisse der Media-Control-Verkaufscharts.
Nein, schon in den Jahren zuvor erntete der Echo Kritik. Eine der größten Kontroversen löste die Band Frei.Wild aus, welche erstmalig 2013 in der Kategorie Rock/Alternativ National nominiert wurde. Die aus Südtirol stammende Deutschrockband ist wegen rechtsnationaler Texte umstritten. Andere nominierte Künstler sagten daraufhin ihre Teilnahme ab. „Es mag nicht in unserer Hand liegen, welche Künstler für einen ECHO nominiert werden, aber es liegt in unserer Hand, von unserer Nominierung dankend Abstand zu nehmen“, veröffentlichte die Band MIA auf ihrer Facebook-Seite. Der ECHO zog aufgrund der negativen Reaktionen die Nominierung der Band zurück. 2016 wurde die Musikgruppe dann doch mit dem ECHO ausgezeichnet.
Sänger Andreas Bourani twitterte: „Ein hoch auf das was vor uns liegt 🙂 #Echo#Veränderung“. Aber nicht alle Reaktionen sind so positiv. Viele spotteten über die Entscheidung. Thomas D von den Fantastischen Vier postete ebenfalls auf Twitter:„Der Echo wird abgeschafft?!?!?! Hahahahahahahahahahahahah“. Neben Zuspruch und Gelächter erhoben sich aber auch kritische Stimmen. Unter diesen auch Journalistin Carolina Schwarz: „Wenn man es nicht schafft, Songs mit antisemitischen Inhalten nicht zu prämieren, ist der einzige Weg anscheinend den Preis abzuschaffen.“
Ein neuer Preis „im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche“ soll entstehen. Dazu soll es im Juni einen Workshop geben, um „möglichst viele Ideen und Erwartungen aus der Branche beim Prozess der Neugestaltung einzubeziehen.“ Für die Veränderungen werde man sich ausreichend Zeit nehmen.