Seit 1992 zeichnet die Deutsche Phono-Akademie die herausragenden und erfolgreichsten Leistungen nationaler und internationaler Musikkünstler mit dem Deutschen Musikpreis Echo aus. Bei der diesjährigen Verleihung am 24. März in der Messe-Berlin stehen zwei eher fragwürdige Nominierungen auf dem Plan: Der vor 13 Jahren verstorbene hawaiianische Musiker Israel „IZ“ Kamakawiwo´ole ist für seinen Hit „Over The Rainbow“ vorgeschlagen. In der Kategorie „Künstler international“ konkurriert selbiger mit dem ebenfalls verstorbenen Michael Jackson.
„Der Echo für den besten Künstler international Rock/Pop geht an…“
Sicher ist und bleibt der King of Pop Michael Jackson eine Legende. Den Preis fürs Lebenswerk hätte er zweifelsohne verdient. Doch soll er nun beim Echo für seine Leistungen im Vorjahr geehrt werden. Das, obwohl sein musikalisches Schaffen im letzten Jahr qualitativ nicht mit seinen sonstigen Werken vergleichbar ist. Es entsteht der Eindruck, dass nach Jacksons Tod schnell irgendeine Spielerei von ihm veröffentlicht wurde, einfach um weiter an ihm zu verdienen. Ist es also sein musikalisches Werk oder doch das von raffgierigen Musikmanagern? Das Album „Michael“ und der Dokumentarfilm „This Is It“ erfüllen Jacksons übliche Qualitätsstandards zumindest nicht. Kaum zu glauben, dass der Perfektionist Jackson mit einem mittelmäßigen Album sein Comeback angegangen wäre. Auch die Singleauskopplung „Hold My Hand“ wurde veröffentlicht, um noch einmal richtig Geld an ihm zu verdienen. Sicher, das Lied ist emotional und lässt sich demnach wunderbar nach seinem Tod vermarkten. Doch bleibt das Gefühl, dass sein Umfeld und die Musikwelt wieder einmal nur an ihm verdienen möchten. Bei diesem makaberen Spiel macht der Echo mit. Die letzte Single „Hold My Hand“ kann einfach nicht mit den Jackson-Klassikern mithalten.
Die nominierten Künstler werden durch die Media Control-Charts ermittelt. Auch anschließend gewinnt meist, wer von Februar eines Jahres bis zum Februar des Folgejahres die meisten Platten verkauft hat. Beim bedeutendsten deutschen Musikpreis zählt vom Kritikerpreis abgesehen leider nur der kommerzielle Erfolg. Bereits verstorbene Musiker eingeschlossen. Dabei spielen wirtschaftliche Interessen in unserer Welt ohnehin schon eine große Rolle.
Zeit für ein neues System
Bei der Auszeichnung von erfolgreichen Musikkünstlern sollte es doch aber vor allem um ihre künstlerische Leistung gehen, das kommt beim Echo zu kurz. Musiker reihen mit ihrer Arbeit eine Schar Fans um sich. Unermüdliche Tourauftritte und schlichtweg die Fähigkeit gute Musik zu produzieren, machen einen guten Künstler aus – nicht nur die Verkaufszahlen. Für die sollten eher die Marketingabteilungen der Plattenfirmen einen Preis bekommen. Hier ist eine Überlegung angebracht, die Bewertungskriterien des Echo auszutauschen: Eine Jury, zusammengestellt aus Fachleuten und Kennern der Musikbranche, kann anhand künstlerischer Aspekte schließlich besser über Musik urteilen, als Zahlen. Verkaufscharts und wirtschaftliche Gesichtspunkte sollten demgegenüber an Bedeutung verlieren.
Dennoch wird die Deutsche Phono-Akademie die kommerziell orientierte Ausrichtung ihres Musikpreises in näherer Zukunft kaum ändern. Der diesjährige Echo-Preisträger für das Lebenswerk ist übrigens noch nicht bekannt. Hier hätte Jackson den Musikpreis mehr als verdient. Vielleicht auch, weil er den Kampf mit Medien und Managern so lange durchgestanden hat.
Die folgende Audio-Slideshow bietet einen Überblick über die diesjährigen Nominierten des Echo-Preises.