Emmy Gewinnerin Henriette Lippold wird Dozentin in Mittweida
Als Homeland-Star Damian Lewis Ende November 2016 die Bühne im Festsaal des New Yorker Hilton betritt, ahnt Henriette Lippold noch nicht, dass in wenigen Sekunden der Lebenstraum der meisten Fernsehmacher für sie in Erfüllung gehen wird.
Ein Beitrag von
Carolin Beier
Sven Dobiez
Fotograf des Titelbildes: Philipp Steffens
„Für mich war es schon unfassbar mit einer Produktion nominiert zu sein, aber an Gewinnen habe ich nicht wirklich geglaubt“, so die Leipzigerin im Interview mit medienMITTWEIDA. Doch dann las Laudator Damian Lewis die unglaublichen Worte vom Teleprompter: „And the International Emmy for Drama Series goes to Deutschland 83.“
Der Teleprompter mit den entscheidenden Worten. (Fotografin: Henriette Lippold)
Eine Sekunde Fassungslosigkeit, dann frenetischer Jubel am Tisch von UFA Fiction und RTL. Eine deutsche Spionage-Serie setzt sich im Heimatland von legendären Serien wie „Breaking Bad“, „Game of Thrones“ und „Homeland“ beim weltweit wichtigsten Preis für Fernsehmacher durch!
Dann geht alles ganz schnell: Rauf auf die Bühne, Preisübergabe, dreißig Sekunden Danksagung und durch eine Seitentür runter von der Bühne.
Deutschland-83-Producerin Henriette Lippold findet sich mit dem Laudator Damian Lewis und dem ganzen Team in der Küche des Hotels zwischen Edelstahl-Regalen unter Neonlicht wieder.
Der Stimmung tut das keinen Abbruch.
Henriette Lippold (zweite Reihe Mitte) mit der „Deutschland-83-Delegation“ unmittelbar nach der Preisverleihung in der Küche des Hilton New York.
(Fotograf: Damian Lewis)
Partyerfahren ist das Team bereits: Deutschland 83 ist in den vergangenen zwei Jahren mit Preisen überhäuft worden: Goldene Kamera, Grimme-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Peabody-Award, C21 Drama Award, Award des Roma Fiction Fest, Regiepreis Metropolis, Award des Festival Series Mania, Goldene Nymphe usw.
Als Henriette Lippold die Party verlässt, ist in Deutschland Morgen. Das Telefon steht nicht mehr still.
Unter den Anrufern: Prof. Markus Heinker von der Hochschule Mittweida. Er gratuliert zum Emmy und entlockt ihr das Versprechen im kommenden Semester ihr Wissen an die Medienstudenten der Hochschule weiterzugeben.
Drei Fragen an Henriette Lippold
„Für Studenten, die ganz am Anfang ihrer Karriere stehen: Gibt es die Erfolgsformel, die zum Emmy führt?
Solche Erfolge sind immer eine Teamleistung. Das bedeutet zum einen, dass eine Mannschaft am Start ist, die sich wirklich reinhängt. Zum anderen aber müssen auch Sender, Produzent und Regisseur eine gemeinsame Vision haben. Der Rest – fürchte ich – ist Glück.“
Welche Bedeutung hat die Ausbildung für die Karriere in den Medien?
„Ich kann das natürlich nicht für die ganze Branche beurteilen. Nach meiner Erfahrung ist es jedenfalls im Fiction-Bereich so, dass es den klassischen Ausbildungsweg nicht gibt. Aber natürlich hilft eine akademische Ausbildung im Medienbereich, die Wert darauf legt, das Lernen zu lernen. Insofern ist die Hochschule Mittweida sicher eine gute Adresse.“
Nach so einem Erfolg: Reißen sich dann nicht Sender und Produktionsfirmen um einen?
„Natürlich wird so ein Erfolg in der Branche wahrgenommen, aber ich bin sehr glücklich wo ich bin.“
Portrait
Henriette Lippold, Jahrgang 1981, geboren in Bad Düben, hat Theaterwissenschaften und Alte Geschichte an der Universität Leipzig studiert. Schon während ihres Studiums arbeitete sie, u.a. am Leipziger Schauspielhaus, im Team der Band Prinzen und bei der SOKO Leipzig (ZDF). Nach einem Praktikum bei der Produktionsfirma UFA arbeitet sie dort zunächst als Junior-Producerin. Später war sie Producerin für „World Express – Atemlos durch Mexiko“ (RTL) und die Serie „Deutschland 83“ (RTL). Als Kennerin des Krimi-Genres war sie für die SOKO München (ZDF) beratend tätig. Aktuell arbeitet sie als ausführende Produzentin an der Serie „Charité“ (ARD) unter der Regie von Sönke Wortmann, die im Frühjahr 2017 ausgestrahlt wird.
Henriette Lippold zu Gast beim Medienforum Mittweida 2016. (Fotograf: Christian Schröder)