Von Star Wars und sommerleichten R&B-Sound bis hin zu melancholischen Indie-Landschaften, Zaubereien im Kinosaal und emotionalen Fantasy-Abenteuern zeigt dieses Jahr, wie vielfältig moderne Popkultur sein kann. Wir geben euch einen Überblick über die medialen Highlights, die uns bewegt, überrascht und begleitet haben.
Jenseits des Kriegs der Sterne: Andor
Mit „Andor“ ist vor zwei Jahren die beste Star Wars-Serie jemals erschienen. So scheint es zumindest an der Anzahl an Auszeichnungen und die Kritikerwertungen. Dieses Jahr ist die zweite, finale Staffel des Ablegers der Sternen-Saga erschienen.
Die Serie erzählt von der anarchischen Entstehung der Rebellion und dem Kampf gegen das faschistische Imperium. Showrunner Tony Gilroy und seinem Bruder Dan Gilroy ist es mit „Andor“ gelungen, abseits des epischen Kampfes zwischen Jedi und Sith, eine andere Art von Geschichte zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die sich gegen ein System auflehnen, das selbst vor brutalen Massakern nicht zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Gerade durch ihre nüchterne Erzählweise und Inszenierung unterscheidet sich die Serie drastisch von anderen Filmen und Serien aus dem Franchise. Auch wenn diese Richtung nicht jedem Star-Wars-Fan gefällt, macht sie „Andor“ gerade für Menschen interessant, die sonst keinen Zugang zum Franchise, aufgrund des Genres, finden. Zumal das Thema über den Aufstieg des Faschismus, vor allem in den USA, aktueller denn je ist. Andor ist ein Must-See für jeden.
(Text: Nils Süchting)
Ebenso anders wie die Serie ist auch der Trailer zur zweiten Staffel, Video: Disney
Odeal liefert den Soundtrack des Sommers
Auf sieben Tracks verbindet der britisch-nigerianische Künstler Odeal mit seinem neuem Album zeitgenössischen R&B mit Afro-Beats und Amapiano-Einflüssen. Letzteres ist ein Subgenre des House. Odeal schafft damit einen Sound, der warm, leicht und trotzdem emotional dicht wirkt. „The Summer That Saved Me“ zeigt, warum Odeal als einer der spannendsten Upcoming-Acts im R&B gehandelt wird. Besonders „London Summers“ sticht als Amapiano-inspirierter Song hervor, der mit tanzbarem Beat und Anklängen an seine nigerianischen Wurzeln die Atmosphäre warmer Londoner Nächte einfängt.
Odeal beschreibt die EP als von Sommernächten, nächtlichen Autofahrten, Strandmomenten und seinen Reisen inspiriert, was sich in der Vielfalt der Stücke widerspiegelt. „Miami“ im Feature mit Leon Thomas eröffnet das Album akustisch-romantisch, während Odeal sich in „Obi’s Interlude“ verletzlich und emotional zeigt – passend zum nigerianischen Igbo-Wort „Obi“, das für „Herz“ steht. Inhaltlich dreht sich das Album um Befreiung, Selbstfindung und Nähe, verpackt in kompakte 20 Minuten kombiniert mit Soul-, Alté- und Jazz-Elementen. Odeal gelingt damit ein einzigartiger Sound, der als stimmiger Soundtrack für 2025 überzeugt. Wer einen Künstler entdecken will, der die Schnittstelle von R&B und Afrobeats innovativ bespielt und in den nächsten Jahren eine noch größere Rolle haben dürfte, sollte Odeal unbedingt im Auge behalten.
(Text: Kyriaki Linoxylaki)
Hier könnt ihr euch selbst ein Bild von Odeal machen, Video: Odeal
Ein Album wie ein Roadtrip durchs eigene Leben
Mit „The Cosmic Selector Vol. 1“ hat die amerikanische Indie-Rockband Lord Huron ein verträumtes, melancholisches und nostalgisches Album geschaffen, das durch seine einnehmende Stimmung und sein herausragendes Songwriting zu meinen Highlights des Jahres 2025 gehört. Es ist das fünfte Studioalbum der Band, die 2010 gegründet wurde, sich nach dem amerikanischen See „Lake Huron“ benannte und ihren internationalen Durchbruch mit dem Song „The Night We Met“ feierte. Dieser ist vor allem aus der Netflix-Serie „13 Reasons Why“ bekannt.
Veröffentlicht wurde das Album „The Cosmic Selector Vol. 1“ Mitte Juli 2025 und umfasst zwölf Tracks. Zwei davon sind in Kooperationen entstanden – der Song „Who Laughs Last“ mit Kristen Stewart und „Fire Eternal“ mit Kazu Makino von der Rockband „Blonde Redhead“.
Nach genau 49 Minuten, also exakt den 12 Tracks des Albums, wird eines klar: Selten passte ein Studioalbum so gut zu Laternenfesten und Kaminfeuern, zu Waldspaziergängen und langen Autofahrten, zu dem Gefühl des Aufbruchs und der Melancholie, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Lyrisch greift das Album Themen wie Nostalgie, Sehnsucht und die Suche nach der eigenen Identität auf – eingebettet in die großen Fragen nach dem Schicksal und der Suche nach Erinnerungen, die es wert sind, bewahrt zu werden.
Die Musik zieht sich nicht wie durch Betonklötze beschwert in die Vergangenheit, sondern holt einen mit einem gemütlich tuckernden Sonntagabendzug vom Bahnhof der Gegenwart ab und fährt dann einmal durch ein ganzes Leben. Ab und an wird angehalten, und mit etwas Glück kann man dann auf Puzzleteile seines eigenen Lebens blicken. Dabei ist die Musik aus „The Cosmic Selector Vol. 1“ eine Hommage daran, in vollem Wissen über all das, was gewesen ist, nicht in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sondern zu lernen, sie dankbar als Teil einer Lebensentwicklung zu verstehen.
„The Cosmic Selector Vol. 1“ ist ein Soundtrack für Reisende, für Zurückblickende, für Optimisten und Pessimisten und für jene, die noch gar nicht so richtig wissen, wie sie auf die Welt schauen möchten. Mein persönlicher Songtipp aus dem Album: „It All Comes Back“.
Zurzeit kann das Album überall dort gestreamt werden, wo man Musik eben streamen kann.
(Text: Ellis Kupfer)
Meine Sognempfehlung für euch: „Lord Huron – It all Comes Back“, Video: Pop Station
Zwei Stunden Magie
Wer sich dieses Jahr verzaubern lassen wollte, kam um den dritten Teil der „Unfassbaren”-Reihe nicht herum. Am 13. November kam der nahezu seit zehn Jahren erwartete Film „Die Unfassbaren 3: „Now You See Me“ in die deutschen Kinos. Die Fortsetzung erzielte dabei in den ersten Wochen nach ihrer Veröffentlichung weltweit nahezu 190 Millionen Dollar Box Office, während sie bei ihrer Ausstrahlung weltweit zum meistgeschauten Film in seiner Veröffentlichungswoche aufstieg.
Fans des Franchise erhalten hier genau, wofür sie die Säale füllen – eine großartige Show, tolle Besetzung und eine Handlung, die ihre Zuschauer für knappe zwei Stunden verschlingt. Im Stil der Vorgänger sieht das Publikum fast alle bekannten Charaktere und neue Gesichter, die gemeinsam eine große Mission verfolgen. Größer noch als bei ihren vergangenen Tricks muss den, längst mehr als vier, Reitern ein Raubzug gelingen – natürlich in Robin Hood-Manier. Gegenüber InStyle erzählte Regisseur Ruben Fleischer, er habe versucht, „die Magie so real und praktisch wie möglich zu gestalten”, um das Gefühl einer Live-Zaubershow in den Zuschauern zu wecken. Auf jeden Fall gelingt es, das Gefühl der vorherigen Filme wieder heraufzubeschwören – ein gelungenes Gleichgewicht aus Spannung, Spaß und Staunen. Während der Film weniger Trainingssequenzen zusammen mit dem Hauptcast bietet, fesselt er dennoch mit seiner steilen Handlungskurve und charmanten Charakteren. Wer die vorherigen Teile genossen hat, wird auch an dieser Fortsetzung Freude finden. Sie entzündet das für Filme aus den 2010ern typische Gefühl und lässt das Publikum gekonnt alle Zeit und Welt vergessen. Einfach zauberhaft.
(Text: Phoenix Herzog)
Die alte und neue Generation der Reiter – bereit, jedem Problem ins Auge zu sehen, Foto: Lionsgate
Eine letztes Abenteuer für Arisu und Usagi: Alice in Borderland Staffel drei
Die dritte Staffel von Alice in Borderland hat mich stark beeindruckt und ist für mich die beste Serienfortsetzung des Jahres. Die Reihe erzählt von einer parallel existierenden, tödlichen Spielwelt, in die Menschen ungefragt hineingeraten und sich dort verschiedenen Herausforderungen stellen müssen. Obwohl der Manga, auf welchem die Serie basiert, bereits mit der zweiten Staffel abgeschlossen war, gelingt es den Machern, eine zusätzliche Staffel zu entwickeln, die sich organisch anfühlt und die bestehende Geschichte sinnvoll erweitert. Meine anfängliche Skepsis ist daher schnell verflogen.
Besonders gelungen finde ich, wie konsequent und zugleich einfallsreich die Staffel zentrale offenen Fragen der Serie aufgreift und beantwortet. Die Rückkehr der bekannten Charaktere sorgt für ein stimmiges Wiedersehen, während neue Figuren sinnvoll eingebunden werden und teilweise richtig spannende Akzente setzen. Der erneute Aufenthalt von den bekannten Protagonisten Arisu und Usagi in der Welt zwischen Leben und Tod wirkt nicht wie ein erzwungener Twist, sondern wird plausibel und nachvollziehbar erklärt. Die Spiele sind größtenteils stark inszeniert und dramaturgisch sehr gut in die Handlung eingebunden. Das offene Ende empfinde ich als sehr gelungen, da es Raum für eigene Interpretationen lässt, ohne unbefriedigend zu wirken.
Insgesamt bietet die Staffel einen runden, überzeugenden Abschluss für Fans der Reihe, der sowohl die Charakterentwicklung als auch die zentralen Elemente der Geschichte schlüssig zusammenführt. Für mich ist das Serienfinale ganz klar mein Jahreshighlight 2025.
(Text: Felix Zahm)
Hier könnt ihr euch den Trailer für die finale Staffel anschauen, Video: Netflix
Die Botschaft der Beharrlichkeit
Wenn es 2025 eine Veröffentlichung gab, die mich gepackt hat, dann war es der lang ersehnte Spielrelease von Hollow Knight: Silksong.
Jahrelang war das Indiespiel das Phantom, der Hype, der sehnlichst erwartete Nachfolger der beliebten Hollow Knight Reihe. Das Entwicklerstudio Team Cherry hat dieses Versprechen nun eingelöst: Endlich durften wir die agile Protagonistin Hornet durch die atemberaubend schöne, aber gnadenlose Spielelandschaft namens Pharloom führen.
Doch Silksong ist mehr als nur ein Indie-Meisterwerk. Die wahre Botschaft liegt in der Figur von Hornet selbst: Ihre Reise nach oben und der Aufstieg aus den tiefsten Abgründen Pharlooms erzählt von unbeugsamer Beharrlichkeit und der Macht der Selbstbestimmung. Das Spiel zwingt uns, aus Rückschlägen zu lernen und uns schließlich unserem Schicksal zu stellen. Ein Spiel, das uns 2025 die Faszination des Triumphs durch Ausdauer zurückgegeben hat.
(Text: Maximillian Schulze)
Hier könnt ihr euch den Trailer für das Spiel angucken, Video: Team Cherry
Mehr Kämpfe, mehr power: Solo Leveling ist zurück
Für mich war der beste Release des Jahres: Solo Leveling Staffel zwei. Eine Fortsetzung, die auf dem Fundament aufbaut, Erwartungen erfüllt und es doch noch schafft, einen draufzusetzen.
Die Serie erzählt von einer Welt, in der Portale voller Monster auftauchen und sogenannte Hunter – Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten – diese Bedrohungen bekämpfen. Hunter und Portale sind in verschiedene Gefahrenstufen von E bis S eingeteilt und Jin Wu startete dabei ganz unten als E-Rank, der schwächste Jäger in einer der gefährlichsten Welten. Doch Staffel 2 zeigt, wie rasant sich Jin Wu vom schwächsten E-Rank zum global beachteten S-Rank empor steigt. Was daran fasziniert, ist nicht die Originalität der Prämisse, sondern die Konsequenz, die mit dieser Entwicklung einhergeht. Geliefert wird eine klare Struktur, wuchtige Kämpfe und ein ständiges Spiel mit der Frage: „Wer ist hier der Stärkste?“ Die Action ist so dynamisch animiert, dass ich das Gefühl hatte, mitten in den Wirbeln aus Klingen, Schatten und Effekten gezogen zu werden. Unterstützt wird das von einem Soundtrack, der jeden Kampf noch ein Stück größer wirken lässt.
Natürlich ist nicht alles perfekt: Staffel 1 litt spürbar darunter, dass Nebenfiguren kaum Raum bekamen und die Handlung emotional fast ausschließlich an Jin Wu hing. Staffel 2 fängt das etwas ab, weil mehr S-Rang-Hunter auftreten, die endlich Profil bekommen – gerade genug, um die Welt glaubwürdiger und dichter wirken zu lassen. Gleichzeitig bleibt Jin Wu der unangefochtene Kern, manchmal vielleicht zu stark, zu souverän, fast schon One-Punch-Man-artig. Doch genau diese Überwältigung macht den Reiz aus: Man schaut zu, wie jemand seine Grenzen sprengt und die Regeln des Universums neu schreibt.
Solo Leveling 2 ist kein philosophisches Charakterdrama – es ist ein visuell brachiales Machtmärchen, das genau weiß, was es sein will. Es ist eine dieser Serien, die ich mir anschaue, weil ich für zwanzig Minuten einfach nur staunen will. Für mich war es 2025 der Release, der am lautesten geknallt hat.
(Text: Alexander Kalin)
Hier bekommt ihr einen Vorgeschmack auf die Kämpfe in der neuen Staffel, Video: Crunchyroll
Text: Nils Süchting, Kyriaki Linoxylaki, Ellis Kupfer, Phoenix Herzog, Felix Zahm, Maximillian Schulze, Alexander Kalin; Titelbild: Anna Shvets; Foto: Lionsgate
