Farbe ist ihr Beruf – Color Grader

von | 30. April 2013

Sie prägen maßgeblich die Wirkung eines Filmes und sind bei seiner Produktion unerlässlich. Caro Krugmann und Matthias Kirketerp sind Color Grader. Im Zuge unserer Themenwoche „Jobs am Set“ hat medienMITTWEIDA […]

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Die richtige Farbe kann die ganze Wirkung eines Filmes verändern. Dafür sorgt der Color Grader.

Sie prägen maßgeblich die Wirkung eines Filmes und sind bei seiner Produktion unerlässlich. Caro Krugmann und Matthias Kirketerp sind Color Grader. Im Zuge unserer Themenwoche „Jobs am Set“ hat medienMITTWEIDA einmal genauer bei ihnen nachgefragt, was es mit ihrem Beruf auf sich hat.

Durch den bewussten Einsatz von Farbe gab der Color Grader Peter Doyle der „Herr der Ringe“-Trilogie ihren Look. Farbe hat Bedeutung, schafft Assoziationen und löst beim Zuschauer Emotionen aus. Dadurch wird eine spezielle Stimmung erzeugt. Doyle erreichte ein Kippen der Wirkung von einer friedlichen zu einer magischen Umgebung. Der Color Grader ist also maßgeblich an Bild und Erscheinung eines Filmes beteiligt. Trotz allem wird dieser Arbeit noch zu wenig Beachtung, verglichen mit Regisseur oder Produzent, geschenkt.

Ohne Farbe geht nichts

„In der Filmproduktion ist die Farbkorrektur essentiell und findet am Ende einer Produktion statt“, so die Berliner Color Graderin Caro Krugmann. In der Postproduktion wird das abgedrehte Filmrohmaterial auf Farbe, Kontrast, Schatten, Helligkeit und Highlights korrigiert. Die Arbeit teilt sich dabei in zwei wesentliche Bestandteile: Das Offlinegrading und das Finale Grading.

Beim Offlinegrading wird parallel zum Dreh das abgedrehte Material direkt vom Color Grader bearbeitet. Hierbei geht es vorerst darum, Bildfehler einzelner Bereiche zu korrigieren. Wird ein Film über einen längeren Zeitraum gedreht, so herrschen trotz technischer Bemühungen ständig andere Lichtverhältnisse. Um zu verhindern, dass der Zuschauer später von einem ständig wechselnden Farbstich verschiedener Aufnahmen gestört wird, werden einzelne Takes farblich einander angeglichen. Nach dem Offlinegrading wird das bearbeitete Material zurück an Regie, Kamera und Schnitt geschickt. Der Color Grader ist also unmittelbar in die Filmproduktion eingebunden.

Wenn die einzelnen Aufnahmen zu einem Film geschnitten wurden, folgt zum Schluss das Finale Grading. „In Absprache und Zusammenarbeit mit Regie und Kameramann wird der Look für einen Film festgelegt, der die Wirkung und Aussagekraft der Bilder unterstützen soll“, erzählt der Colorist Matthias Kirketerp. „Über die Farbkorrektur wird Einfluss auf die Stimmung der Bilder und die Atmosphäre der Szene genommen.“ So passt nach dem Colorgrading die Stimmung zur Handlung.

Verbindung von Technik und Kreativität

Das Besondere an der Arbeit für Krugmann ist: „Wenn man gradet, ist man mit den Kameraleuten die letzte Person, die das Bild beeinflusst.“  Der Color Grader ist dabei nicht nur Techniker. „Manchmal sind die Kameraleute quasi die Sprachsteuerung bei der Farbkorrektur. Oft kann man sich aber stark einbringen und Vorschläge machen. Manchmal bekommt man auch freie Hand. Es kann also durchaus sehr kreativ sein!“ Kirketerp erklärt, als Colorgrader sei ein technisches Verständnis unabdingbar. Die Arbeit selbst sei jedoch mehr ein kreativer Prozess.

Wichtig ist sich präsentieren zu können

Begonnen Hat Caro Krugmann 1998 mit einem Praktikum in der Produktion von Musikclips. Danach hat sie sich gezielt für ein Studium hinter der Kamera entschieden. „Durch meinen Low-Budget Langfilm ‚Bandaged‘, habe ich Postproduktion eben nicht mehr nur als Notwendigkeit gesehen, sondern als Spaß.“ So entdeckte sie die Arbeit als Color Graderin für sich.

Auf die Frage, was ein Color Grader für Fähigkeiten und welche Ausbildung er mitbringen sollte, antwortet die Diplom-Designerin, dass das Hauptaugenmerk nicht direkt auf einer Ausbildung bzw. einem Studium liege. „Zur Selbstverwirklichung tragen kreative Studiengänge natürlich einiges bei und sie ermöglichen eigene Projekte im relativ großen Stil.“ Ein geschultes Auge sei aber unerlässlich, sowie die Fähigkeit sich gut zu verkaufen. „Es kommt in der Film- und Fernsehbranche meist darauf an was man kann und schon gemacht hat, sowie darauf, wen man kennt“, so das Fazit von Caro Krugmann.

Matthias Kirketerp studierte Marketing und Kommunikation und kam erst durch einige Praktika in diversen Filmproduktionen zu seinem jetzigen Beruf. Für das Berufsbild des Coloristen gibt es bislang keine Ausbildung. „Die technischen Prozesse und Abläufe der Farbkorrektur erlernt man durch Schulungen. Das Gefühl für einen Look, Lookvorstellungen Anderer umzusetzen und die Kontinuität des Looks innerhalb eines Filmes beizubehalten, erlernt man nur durch Erfahrung.“

Text: Michelle Mucha. Bild: Nancy Matschke. 

 

<h3>Michelle Mucha</h3>

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