Fernseh-Ermittler brauchen Handicap

von | 17. März 2011

Mit "Hanna Mangold" plant Sat.1 eine Kriminalserie, in der die Ermittlerin nicht nur mit Tätern und Opfern zu kämpfen hat. Neben ihrem gewöhnlichen Alltag als Kriminalistin muss die Ermittlerin mit ihren eigenen Angstzuständen fertig werden. Damit ist sie keine Ausnahme unter den Fernsehcops.

In Krimiserien gibt es kaum noch Hauptdarsteller, die einen gewöhnlichen privaten Alltag haben. Nach dem Vorbild des beliebten, allerdings stark neurotischen Privatermittlers Adrian Monk jagt der Privatsender Sat.1 diesem Trend nun mit Plänen zur psychisch labilen „Hanna Mangold“ hinterher.

„Normale Ermittler sind zu langweilig“

„Es gibt den Personen eine sympathische Charakteristik. Ich selber habe auch gerne die Serie Monk verfolgt, wegen der Persönlichkeit des Ermittlers“, sagt Detlef Wittenberg zu medienMITTWEIDA. Der Drehbuchautor hat unter anderem an der Fernsehserie „Im Namen des Gesetzes“ mitgeschrieben. Hubert Eckert, Autor bei „SOKO 5113“, sieht das ähnlich: „Normale Ermittler sind zu langweilig für das Publikum und es ist mittlerweile eine Gewohnheit, den Ermittlern ein spannendes Privatleben zu geben.“ Trotzdem gehöre der Krimi-Pilot Hanna Mangold „zu den außergewöhnlichen Varianten.“

Während in Krimi-Klassikern wie „Derrick“ spannende Kriminalfälle ausgereicht haben, um den Zuschauer zu fesseln, müssen Krimi-Macher heute mehr bieten. „Marktgesetze fordern beziehungsweise provozieren immer neue Konstruktionen“, vermutet Theaterregisseur Egmont Elschner. Die vermeintlich interessanteren Ermittler seien demnach dem harten Wettbewerb geschuldet. Zuschauer schalten lieber ein, wenn sie sich mit den Protagonisten identifizieren können. Persönliche Probleme der Kriminalisten helfen hierbei.

Nebenhandlungen können Serie zerstören

Es gibt neben Krimiserien, die das Privatleben oder Handicap ihres Hauptdarstellers hervorheben auch einige wenige, die darauf verzichten, berichtet SOKO-Autor Eckert. Ein Beispiel ist der „Tatort Stuttgart“, in dem der Ermittler Thorsten Lannert tatsächlich ein ganz intaktes Familienleben führen darf. Auch in der bis 2007 produzierten RTL-Serie „Im Namen des Gesetzes“ wurde auf derlei Handlungsstränge verzichtet. „Die Serie sollte eher dokumentarisch die wahre polizeiliche Arbeit wiedergeben, da hätte die Einbringung von außergewöhnlichen Privatleben die nüchterne Art der Serie zerstört“, erinnert sich Wittenberg.

„Früher wäre man nie auf die Idee gekommen einem Ermittler einen Migrationshintergund zu verpassen, nur um damit mit seiner Serie aufzufallen“, erinnert sich Drehbuchautor Wittenberg. Ansichten von früher und heute haben sich geändert. „Die heutigen Umstände machen dies aber möglich und vielleicht auch notwendig, da es heute keine Seltenheit mehr ist, dass es Polizisten mit Migrationshintergrund gibt.“ Die Einführung früher ungewöhnlicher oder undenkbarer Charaktere ist also ein logischer Schritt, bildet sie doch die Realität besser ab.

<h3>Stephanie Knobus</h3>

Stephanie Knobus