Dieses Jahr erschienen bereits zwei Filme im Kino von Marvel und zwei weitere sollen noch dieses Jahr folgen. Dazu werden gleichzeitig immer mehr Serien veröffentlicht, die sich ebenfalls in denselben erzählerischen Kontext einordnen lassen. Aber Marvel ist hier kein Einzelfall: in den letzten Jahren nahmen immer mehr Franchise in den Kinos ihren Platz ein. Doch wie kam es dazu und was hat das für Auswirkungen?
Als Erstes ist es wichtig zu wissen, was ein Franchise ist und wie dieser Begriff in der Film und Kino-Branche genutzt wird, hier muss man differenzieren: In der Wirtschaft wird er dadurch definiert, dass es zwischen bestehenden Unternehmen eine kooperative Zusammenarbeit gibt. Nun lässt sich diese Begriffserklärung schwer auf den Film beziehen. Hier wird die Definition ein bisschen anders aufgefasst: Es handelt es sich um ein sogenanntes Film-Franchise, wenn ein Film eine Kette von verschiedenen Fortsetzungen wie Sequels und / oder Prequels startet. Populäre Beispiele für solche: Star Wars, Der Herr der Ringe und natürlich das MCU (Marvel-Cinematic-Universe).
Die Geschichte des Franchising
Das Franchisen von Filmen ist keine Idee, die erst seit den 2010er Jahren gibt. Franchising von Filmen gibt es, seit es Filme gibt. Mit dem Erscheinen von Star Wars im Jahr 1977 und Rocky 1976 nahm es in den 70er bis 80er-Jahren noch einmal an Fahrt auf. Beide Franchises werden immer noch weiter produziert und erzählt. Rocky erhielt sogar innerhalb der ersten 14 Jahre mit dem ersten Film zusammen fünf Umsetzungen. Die meisten dieser Reihen wurden gegen Ende der 80er beendet.
Dieser Trend endete jedoch nicht, sondern setzte sich über die weiteren Jahre, mit Filmreihen wie Stirb langsam aus dem Jahr 1988 fort. In den 90er Jahren waren gerade einmal vier Filme aus den 20 erfolgreichsten Filmen des Jahrzehnts eine Franchise zuzuordnen. Nicht nur das Jahrtausend nahm dann eine andere Zahl an, sondern ebenfalls die Vertreter der Franchise-Filme in den 2000er Jahren. Damals waren von den 20 erfolgreichste Filme 13 Stück Teil eines Franchise. Die 10er Jahre setzen dem ganzen dann eine Krone auf: Insgesamt 16 der 20 erfolgreichsten Filme wurden zu Fortsetzungen. Wenn man die drei Jahrzehnte nun miteinander vergleicht, lässt sich ein Trend zu dem Herstellen von Franchise-Filmen erkennen.
Gründe für das Franchising
Doch warum nahmen die Franchise-Produktionen so zu und warum ausgerechnet in den 10er Jahren? Ein Grund dafür könnte der große Drehbuchautoren-Streik 2008 gewesen sein. Bei dem Streik ging es darum, dass die Autoren immer wieder neue Werke schaffen, sie jedoch keine Tantiemen von eben diesen erhalten, sondern ein normales Gehalt. Dieser Streik legte viele Produktionen lahm. Somit könnte es sein, dass sich die großen Produktionen wie Marvel dazu entschieden haben, auf bestehende Ideen zurückzugreifen, um in keine neuen Verhandlungen zu kommen.
Allerdings wurden in den 10er Jahren nicht nur neue Franchises gegründet, sondern auch immer wieder Filmreihen „wiederbelebt“, wie zum Beispiel Terminator (2009) oder auch Star Wars, welche 2015 nach zehn Jahren fortgesetzt wurde. Ein weiterer Erklärung-Ansatz legt nahe, dass viele Filmreihen „wiederbelebt“ werden. Das Publikum, was bereits die Ursprungsfilme sah, ist nun erwachsen, meistens im Alter von 30-50 Jahren, und diese nun als Zielgruppe auserkoren werden, um einen hohen Umsatz zu generieren, da diese in den meisten Fällen arbeitstätig sind. Hier bietet sich dann natürlich an, bereits bekannte Marken zu “rebooten”, um somit die Nostalgie der damaligen Ursprungsreihen zu nutzen.
Problem des Franchising
Laut Kritikern bringt das Einsteigen auf den „Franchise-Zug“ auch einige Problem mit sich. Da große Produktionen genau auf den Umsatz achten, werden die Franchise so produziert, dass sie gut ankommen und das nicht nur im westlichen Teil der Welt. China wird immer mehr und mehr von Hollywood ins Visier genommen. Dies führt dazu, dass seltener große Produktionen mit problematischen Themen wie “Parasite” (2019) immer seltener produziert werden, da diese eventuell nicht auf dem breiten Markt ankommen und anecken. Der Story-Autor Robert McKee schrieb zu diesem Thema bereits 1997.
Fehlerhaftes und falsches Story-Erzählen ist darauf angewiesen, Substanz durch Spektakel, Wahrheit durch Tricks zu ersetzen. Schwache Storys, die unbedingt die Aufmerksamkeit des Publikums fesseln wollen, degenerieren zu knallig-wirren Multimillionen-Dollar Demospulen. In Hollywood wird die Bildersprache immer extravaganter. (…) Das Verhalten von Schauspielern wird immer theatralischer, immer anstößiger, immer gewalttätiger. Musik und Toneffekte werden zunehmend tumultartig. Die Gesamtwirkung versickert ins Groteske.
Eines der Probleme, die daraus resultieren ist, dass die zu den größten zählenden Film-Franchise, Marvel und Star Wars, beide zu Disney gehören. Disney baut durch diese beiden Produkte seine Marktstärke immer weiter aus und baut sich langsam, aber sicher sein Marktmonopol aus. Der ehemalige Marketingleiter von Sony sagte laut Berichten, dass man verrückt seien müsste, wenn man einen Film gegen Disney veröffentlichen würde. Diese Quasi-Monopolstellung mache es kleineren Filmproduktionen schwerer, auf dem Kino-Markt zu bestehen.
Hand in Hand mit den Gewinnabsichten von Franchise-Produktionen oder im spezifischen Disney geht, dass es dort eine sehr begrenzte Kunstfreiheit gibt, da man nicht anecken möchte.Anhaltspunkte dafür sind: dass immer wieder während den Dreharbeiten Regisseure gefeuert werden oder sie von sich aus kündigen. Dies war erst bei der Filmveröffentlichung von Marvel beziehungsweise Disney der Fall, und zwar bei „Doktor Strange in the Multiverse of Madness“(2022)
Darüber hinaus denkt der Regisseur Ben Glasner, dass es momentan zu einem Nebeneffekt kommt. Laut ihm soll es in Hollywood einen Innovationsschub geben, grade dadurch, weil die Konkurrenten von Disney nicht dieselbe Marktmacht besitzen.
Disney+ ist der VOD-Dienst von Disney und ging 2019 an den Start. Quelle: obs/The Walt Disney Company GSA
Mittlerweile ist es Weltweit auf Platz drei der größten VOD-Anbieter.
Fortsetzung folgt?
Das Verfilmen von verschiedenen Fortsetzungen scheint gerade für große Film-Marken eine Erfolgsformel zu sein, wenn man sich anschaut welcher Beliebtheit sie sich erfreuen. Aber kann es wirklich ewig so weitergehen? Hier gibt es verschiedene Ansichten weisen je nachdem wen man fragt. Kevin Feige, der momentan den Posten des Präsidenten bei den Marvel Studios innehat, ist bereits seit 2007 bei Marvel und somit seit Anfang des MCU dabei. Der neue Doktor Strange Film war dann der 28. Film unter seiner Aufsicht. Er soll laut Medienberichten betätigt haben, erst kürzlich, dass sein Fokus nun darauf liegt, die nächsten 10 Jahre des MCU zu planen. Also werden wir mit ziemlicher Sicherheit auch noch in Zukunft die Geschichte der Avengers erleben, die 2008 mit Iron Man begann.
Kritiker behaupten jedoch, dass: der große Franchise-Betrieb bald nur noch für Disney funktionieren wird und der Trend eher dahin geht wieder Standalone-Filme zu produzieren. Grund hierfür sei das Scheitern anderer Marken. Warner Brothers versuchte ebenfalls Filmreihen aufzubauen, scheiterten jedoch mit DC’s Justice Leauge und der Mumie.
Text: Maximilian Sickert Titelbild: pixabay Bild: obs/The Walt Disney Company GSA