Frauen bloggen persönlicher

von | 26. Juli 2011

Auch im Netz verbinden sich Frauen sehr erfolgreich: Sie beziehen Meinung und hinterfragen Klischees. Der Fachkräftemangel kann ihnen vor allem im Netz neue Chancen bringen - vorausgesetzt, die Betriebe stellen sich strukturell auf sie ein.

Aus journalistischem und frauenpolitischem Blickwinkel berichten die Journalistin Angelika Knop und ihre Kolleginnen vom „Watch-Salon“ über Themen aus Medien und Gesellschaft. Zu Beginn ging es ihnen darum, dem Journalistinnenbund neben der offiziellen Website eine Stimme zu geben. Ohne Redaktionsvorgaben konnten sie so etwas neues ausprobieren und schreiben, was sie aus Frauensicht bewegte.

Alphablogger sind männlich

Durch die Mitarbeit beim „Watch-Salon“ sieht sich Angelika Knop als eigene Chefin. „Da stoße ich nicht an eine gläserne Decke“, sagt sie. Journalisten könnten dank des Internets freier schreiben. Um dabei auch erfolgreich zu sein, braucht sie Empfehlungen – also Links, Retweets und Fans. Auf Männer sei sie dabei besonders angewiesen, denn Alphablogger sind in der Mehrzahl männlich.

Die Art zu bloggen ist bei Männern und Frauen unterschiedlich. „Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr Frauen bloggen als Männer – allerdings dann auch eher privat oder persönlich – über ihr Leben und für Menschen, die sie kennen“, sagt Angelika Knop Gerade für den journalistischen Nachwuchs sei das Internet eine Chance, um Erfahrung zu sammeln. Außerdem seien die Jobchancen in Online-Redaktionen aktuell gut. Im Gegensatz zum Printsektor, wo ständig Menschen entlassen werden, gibt es im Online-Bereich noch immer Neueinstellungen. Beste Chancen haben Programmiererinnen, Software-Entwicklerinnen und Game-Designerinnen. Dass diese eher technischen Berufe bisher oft unattraktiv für junge Frauen sind, bedauert Knop. Sie hofft auf die Wirkung von „Girls Days“, sogenannten MINT-Initiativen und Förderprogrammen.

Frauen brauchen bessere Aufstiegschancen

Ronny Strobel aus der Online-Redaktion der „Freien Presse“ wies darauf hin, dass bislang kaum Frauen bei „Google+“ angemeldet sind und hat einen bekannten Liedtext von Herbert Grönemeyers bekannter Single „Männer“ passend zum Internetzeitalter umgedichtet. Für Strobel ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis der Frauenanteil in technischen Online-Berufen zunimmt. „Auch vor dem Hintergrund des größer werdenden Bedarfs an Fachkräften werden Unternehmen ihre Bemühungen verstärken müssen“, meint er. Frauen an Unternehmen zu binden, kann laut Angelika Knop längerfristig aber nur funktionieren, wenn sich die Strukturen in den Betrieben ändern: Bessere Aufstiegschancen für Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, effiziente Arbeit statt Präsenzkultur und vielleicht auch mal ein anderer Umgangston sind für sie entscheidende Bedingungen, die gefördert werden müssen.

Frauen haben bei der Internetnutzung mit den Männern nahezu gleichgezogen. Ihr Anteil liegt nun bei 71 Prozent, wie eine Befragung von eintausend deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren zeigt. Der Männeranteil liegt bei 73 Prozent auf nahezu gleichem Niveau. Bei den sogenannten Frühnutzern einer Online-Community liegen die Männer aber noch immer vorn. Aktuelles Beispiel ist „Google+“. Die Community hat 86 Prozent männliche Nutzer. „Die tradierten Rollenmuster sind leider noch immer fest gesellschaftlich verankert. Das zeigt auch der Umstand, dass wir immer noch Aktionstage wie den ‚Girls Day‘ nötig haben“, sagt Strobel.

Laut Angelika Knop liegt die Zurückhaltung der Frauen auch daran, dass die Anmeldung anfangs nur durch Empfehlungen und Einladungen möglich war. Die ersten User waren Entwickler und Software-Ingenieure, also überwiegend Männer, die wiederum auch wieder Männer einladen würden.

Werbestrategien verfehlen die weibliche Zielgruppe

Genau wie der „Watch-Salon“ befassen sich viele andere Seiten im Internet mit den Rechten von Frauen und treten für Gleichberechtigung ein. Dass Internet- und Online-Werbung Frauen meist immer noch außen vor lässt, ist nur eines von vielen Themen der „Mädchenmannschaft“. Ein Beispiel dafür ist das Video-Format „Toys for Boys“ von Chip Online. Werbung für Technik oder Online-Produkte, die nur auf Männer abzielt ist aber kaum noch zeitgemäß.

<h3>Cornelia Zänker</h3>

Cornelia Zänker