In Zeiten von mobilen Endgeräten und Apps in unendlichen Mengen hat sich vor allem eines eingebürgert: Probiert wird, was umsonst ist. Doch so umsonst, wie manche Spiele vorgeben zu sein, sind sie meist gar nicht. Wir haben uns mit dem sogenannten „Free to Play“ auseinandergesetzt.
„Free to Play“ bedeutet prinzipiell nichts anderes, als dass ein Angebot genutzt werden kann, ohne dafür zahlen zu müssen. Dabei reicht die Spanne von simplen Browserspielen bis hin zu aufwendig produzierten Titeln. Wohingegen bei den einfachsten Browserspielen lediglich Werbung zu finden ist, setzen die größeren Produktionen vor allem auf Echtgeld als Einnahmequelle. So soll reale Währung in die entsprechende Spielwährung transferiert und sich somit ein gewisser Spielkomfort erkauft werden.
Was ist „Free to Play“ und was ist „Pay to Win“?
Die Unterschiede sind meist gar nicht so einfach festzustellen. Beim „Free to Play“-Prinzip ist die Anwendung für jedermann frei zugänglich, der ein entsprechendes Endgerät und Internet besitzt. Allerdings gibt es auch fast immer die Möglichkeit, sich mit Hilfe von Echtgeld gewisse Annehmlichkeiten zu verschaffen.
Hierbei wird allerdings der Unterschied zwischen „Free to Play“ und „Pay to Win“ deutlich. Denn der Begriff „Pay to Win“ wird immer dann verwendet, wenn sich Spieler mit Hilfe von Echtgeld merkliche Vorteile gegenüber anderen Spielern verschaffen können. Bei einem Kriegsspiel könnten das zum Beispiel übermäßig starke Waffen sein. Es wird sich sozusagen zum Sieg gekauft (Pay to Win).
Warum gibt es „Pay to Win“?
Unternehmen, die sich die Mühe machen, aufwendige Angebote zu schaffen, haben auch dementsprechend hohe Kosten. Damit steigt auch das Risiko des Verlustes. Um dennoch Umsatz zu machen, ist es notwendig, den Spielern einen Anreiz zu geben, das Konzept mit ihren eigenen Finanzen zu unterstützen. Das können Möglichkeiten oder Gegenstände sein, die Spieler bekommen, wenn sie einen bestimmten Geldbetrag investieren.
Dieses Geschäftsmodell kann durchaus eine lukrative Einnahmequelle sein und wird dementsprechend oft überstrapaziert. Das erfolgreichste kostenlose Spiel „Crossfire“ erwirtschaftete 2013 ein Drittel der weltweiten Gesamteinnahmen des umsatzstärksten Films „Avatar“.
Gefahren bei „Free to Play“ mit „Pay to Win“-Möglichkeiten
Da das Basisspiel meist komplett ohne Geld auskommt, können sich die Spieler erst einmal ungehemmt die Zeit vertreiben und haben einige Stunden Spaß. Doch sind sie dann „angefixt“, setzen einige Firmen auf „Pay to Win“. Leichter zu beeinflussende Spieler merken immer mehr, dass eine Investition für sie in Frage käme. Zum Beispiel wird einem beim Spiel “Neverwinter” alle paar Minuten mitgeteilt, was für tolle Gegenstände sich andere Spieler mit ihrem hart verdienten Echtgeld geleistet haben. Hier und da werden dem Spieler sogar Rabattgutscheine zugespielt, um zum Kauf anzuregen.
Rudi Scholtz ist ein regelmäßiger Spieler und vertreibt sich seine Zeit auch mit „Free to Play“-Spielen. medienMITTWEIDA hat ihn nach seiner Erfahrung mit „Pay to Win“ befragt:
„Je länger man spielt, desto langwieriger wird jede Aufgabe. Andere Spieler sind viel besser aufgestellt. Dabei wird dem Konsumenten vorgehalten: Du kannst entweder 20 Stunden spielen, um zu erreichen, was du möchtest, oder du investierst einen Betrag von vier Euro und bekommst es gleich. Oftmals soll dann auch ein und dieselbe nervige Aufgabe immer wieder und wieder erledigt werden. Bei manchen Spielen gibt es dann auch Gegenstände oder Möglichkeiten, die man absolut nur durch richtiges Geld bekommen kann. Das kann dann schon frustrieren. Gerade dann, wenn du Gefallen findest, kommst du einfach nicht mehr ohne richtiges Geld weiter. Da ja die meisten Spiele auch eine gewisse Gemeinschaft haben, merkt man schon, dass viele durchaus große Summen ausgeben.“
So einfach ist das Bezahlen
Umständliche Überweisungen sind bei Onlinespielen nicht unbedingt notwendig. Guthabenkarten sind in Supermärkten, Kiosken und Tankstellen erhältlich oder das Geld kann direkt vom Handy abgebucht werden. Von wem das Geld kommt, ist dabei erst einmal nicht überprüfbar. Allerdings haben Eltern von nicht geschäftsfähigen Kindern in der Vergangenheit Widerspruch eingelegt. Die Chancen dabei stehen nicht einmal schlecht. Einige Anbieter erstatteten das Geld ohne Probleme zurück.
Fünf Indikatoren für “Pay to Win”
1. Wenn der Name des Spiels in Verbindung mit “Pay to Win” bei einer Suchmaschine eingegeben wird, erscheinen übermäßig viele Einträge, die dem Spiel “Pay to Win” unterstellen.
2. Es wird gleich zu Spielbeginn darauf hingewiesen, dass alle Inhalte schnell erkauft werden können.
3. Der Zugriff auf reich gefüllte Auktionshäuser ist schnell erreichbar angelegt.
4. Grobe Fehler im Spiel werden nie behoben, weil die Hersteller sich nur für die Bereiche interessieren, mit denen Geld verdient wird.
5. Der Spieler wird während des Spiels ständig mit Werbung für Bezahlinhalte konfrontiert.
Warum ist “Free to Play” eigentlich gar keine schlechte Idee?
In der heutigen Zeit, in der fast jeder ein Smartphone bei sich trägt, können kurzweilige Spiele eine angenehme Abwechslung sein. Wartezeiten werden so gerne überbrückt. Dass für die Produktions- und Serverkosten auch Geld anfällt, ist den meisten klar. Sicherlich ist es seitens der Entwickler nicht zwangsweise verkehrt, für das Produkt auch eine entsprechende Gegenleistung zu erwarten. Doch problematisch wird es, wenn auf “Pay to Win” gesetzt wird und die Bezahlinhalte einen enormen Vorteil versprechen. Dann steht oben auf dem Produkt zwar „kostenlos spielbar“, jedoch stellt sich die Frage: „Kostenlos spielbar bis zu welchem Punkt?“
Dass das Ganze auch funktionieren kann, zeigen jene Spiele, bei denen die Bezahlinhalte lediglich einen geringen Unterschied machen. Ein käuflich erworbenes, neues Aussehen einer Spielfigur zum Beispiel, schafft keinerlei Vorteile im Spiel. Es bietet aber dennoch die Möglichkeit, die Softwareentwickler zu unterstützen.
Text: Kevin Springer. Grafik: Thomas Kraftschenko.