Für immer Blau und Weiß

von | 1. Februar 2010

Der Eishockey-Zweitligist Dresdner Eislöwen ist ein Traditionsverein mit einer treuen Fangemeinde. Mehr als 2.700 Fans besuchen durchschnittlich das Stadion und schreien ihre Schützlinge von Sieg zu Sieg.

„Aufstellung nehmen“, schreit Romy Polink, Leiterin des Fanclubs Blau & Weiß. Prompt richten sich sogar die starken Männer nach der zart anmutenden Frau. Purzel gibt seiner Freundin noch drei Küsschen, dann kann das Spiel beginnen. So sieht der Alltag bei jedem Heimspiel der Dresdner Eislöwen aus. Der Fanclub Blau & Weiß bildet die Heimat für 25 Eishockey-Fans. „Jeder darf mit uns feiern, er muss nur unsere Rituale vor dem Spiel akzeptieren“, sagt Polink schmunzelnd.

Kaum hat das Spiel gegen den Spitzenreiter Schwenninger Wild Wings begonnen, sind Romy und ihre Freunde in ihrem Element. Sie schreien, gröhlen und singen was das Zeug hält, dabei ist die Leistung ihres Teams gerade in diesem Moment nicht feierlich. Mit einem Zwei-Tore-Rückstand ist im zweiten Drittel beinahe alles entschieden. „Das wird wieder und wir gewinnen“, meint sie, angesprochen auf die Leistung ihrer Lieblingsmannschaft. Dabei sind die knapp 2.500 Zuschauer in der Arena an der Freiberger Straße ganz ihrer Meinung. Die Stimmung ist unbeschreiblich, eine ganze „Fanwand“ steht hinter dem Team mit den blauen Anzügen und weißen Protektoren.

Seit Sommer Fanclub

Der Fanclub Blau & Weiß habe sich erst im Sommer zu einer richtigen Fanvereinigung zusammengeschlossen, erklärt Polink. „Davor waren wir trotzdem bei jedem Heimspiel und auch auf so mancher Auswärtsfahrt dabei, aber durch den Club stärkt sich das Zusammengehörigkeitsgefühl“, meint sie. Doch nicht nur dieses Füreinander-da-sein zeichnet den Eislöwenfan aus, sondern: „Als Fan steht man immer zu seiner Mannschaft, ob es in einem Jahr mal nicht so gut läuft oder mal wieder besser. Und vor allem brüllt ein richtiger Fan sein Team immer mit voran. Laute Unterstützung für die Mannschaft ist sehr wichtig“, sagt sie.

Eislöwen-Fans müssen auch genau diese Leidensfähigkeit besitzen, denn nicht nur das Spiel gegen die Schwenninger geht mit 6:5 verloren, sondern auch jetzt im Januar sind die Ergebnisse sehr wechselhaft. Im Jahr zuvor ohne „Zweitliga-reifen“ Kader nur Vorletzter, haben die Dresdner vor der Saison die halbe Mannschaft getauscht: Kontinuität Fehlanzeige. Trotzdem stehen die Fans zu ihrem Team, denn die Sachsen belegen derzeit Platz elf von 14 in der Liga. Mit einem Zuschauerschnitt von 2.700 Zuschauern pro Heimspiel belegen sie einen Platz im oberen Drittel der Zuschauergunst. „Dresden braucht die Eislöwen, sie sind ein starker Zuschauermagnet“, meint Polink.

Und ein gewaltfreier noch dazu. Selten ist es möglich, dass Fanblock und Gästeblock nebeneinander mit offenen Eingängen liegen können, ohne dass es zu Ausschreitungen kommt. „Wir sind friedliebend“, meint Polink schmunzelnd, „außer es steht ein Derby an“. Wenn Crimmitschau oder die Lausitzer Füchse in die Eishalle kommen, sei die Hölle los, erklärt sie. Doch auch dann teilen sich die Fans beider Mannschaften eine Bratwurstbude im Stadion.

Anekdote in Schwenningen

Aber Freundlichkeit bemerken die Fans auch auf den Auswärtsfahrten. Daher rührt auch folgende Anekdote von einer Fahrt nach Schwenningen: „Letztes Jahr am 28. Dezember 2008 machten sich 500 Fans auf den Weg nach Schwenningen mit einem Sonderzug. Da die Halle dort noch im Umbau war, zeigte das Thermometer 16 Grad an und in klirrender Kälte versuchten wir unsere Mannschaft zum Sieg zu brüllen. Leider reichte es am Schluss nicht ganz, doch auf dem Rückweg zum Bahnhof ereignete sich noch ein richtiges Highlight: die Bahnhofskneipe! In diese passen regulär wahrscheinlich 100 Leute rein, doch mindestens 300 von uns zwängten sich dort hinein und es begann eine ‚Super-Party‘ für nur eine Stunde. Doch diese werden wohl einige nie vergessen. Es kam Tanzmusik, jeder war glücklich, feierte und lachte. Die Bierkästen wurden gleich auf die Theke gestellt, weil die drei Leute, die das Personal darstellten, nie mit so einem Ansturm gerechnet hätte und dieser nicht zu bewältigen gewesen wäre. Das Geld wurde einfach nur noch hingelegt, an einen Kassenbon wäre nie zu denken gewesen.“

<h3>Markus Drowatzky</h3>

Markus Drowatzky