Gert Zimmermann, ehemaliger Stadionsprecher von Dynamo Dresden und heutiger MDR-Fußballkommentator, sprach innerhalb eines Vortrages zum Thema „Fußball im Fokus der Medien“. Anhand eines Beispiels zeigte er auf, wie Medien in ihrer Berichterstattung Tatsachen verdrehen und den Blick auf die Fans manipulieren.
„Medien und Fußball gehören von Grund auf zusammen“, resümiert Gert Zimmermann nach seinem Vortrag im Rahmen der „Langen Nacht des Fußballs“ der Fakultäten Medien und Wirtschaft an der Hochschule Mittweida. „Ohne die Medien würde der Fußball zwar existieren, aber nicht so wie wir ihn kennen“, analysiert der bekannte Kommentator. Doch allzu oft dreht sich die Berichterstattung im Zusammenhang mit den Fans des Sports um Gewalt. Aber wie kann es sein, dass Medienunternehmen, die mit Fußball so viel Gewinn machen, bewusst ihre ethische Verpflichtung verletzten und Tatsachen verdrehen?
Fiktive „Randale“ und eine missverständliche Fotomontage
Am 12. April erschien bei der „Berliner Zeitung“ ein Artikel über die Fußball-Begegnung zwischen Dynamo Dresden und Union Berlin. Wer dem Artikel Glauben schenkte, las dort von Randalen der Dresdner Fans und einer Erstürmung der Kassenhäuschen. Wie ein Polizeisprecher aber später in einem Interview mit MDR 1 klarstellte, gab es einige kleinere Vergehen der Fans. Von „Randalen“ zu sprechen wäre aber vollkommen übertrieben. Auch von einer Erstürmung der Kassenhäuschen wusste er nichts. Diese wäre auch unsinnig gewesen, da das Spiel schon im Vorfeld ausverkauft war und es keine weiteren Eintrittskarten mehr gab.
Ein weiterer Fall der Manipulation durch Medien ist ein Beitrag des MDR-Sachsenspiegels vom 1. November 2012. In der Hintergrundgrafik wurde das Bild eines Fußballfans mit Bengalischem Feuer in der Hand gezeigt. Dass dieses Bild in Wahrheit eine Fotomontage war, wurde nicht erwähnt. Erst nach Protesten vieler Fußballfans und des Vereines Dynamo Dresden wurde dazu vom MDR eine Stellungnahme abgegeben. In dieser wurde den Kritikern zumindest teilweise Recht gegeben: „Nach ausgiebiger Diskussion sind auch wir zu der Auffassung gelangt, dass diese Grafik nicht optimal ist und zu Missverständnissen führen kann.“
War die Entwicklung vorhersehbar?
Josef Hackforth, Professor an der TU München, stellte bereits im Jahr 2000 in einem Artikel für „Die Welt“ einige Thesen über die zukünftige Sportberichterstattung auf. Diese beschreiben, dass Boulevardisierung und Unterhaltungsorientierung in der Sportberichterstattung weiter zunehmen werden. Damit scheint er Recht gehabt zu haben, denn heute wirkt der Sportjournalismus tatsächlich „greller“ und „skrupelloser“ als in der Vergangenheit. So schrecken einige Journalisten offenbar nicht mehr davor zurück, Skandale zu inszenieren. Der Einfluss des Fernsehens auf den Sport ist größer denn je.
Durch die starke Resonanz verärgerter Fans durch falsche Berichterstattung bleibt zu hoffen, dass die Medien sich wieder stärker auf ihre journalistische Verantwortung und den Pressekodex berufen. Denn weder sind solche Übertreibungen und Fälschungen mit irgendeiner Ethik zu vereinbaren, noch trägt das zu einer Entspannung des Verhältnisses zwischen Fußballfans, Polizei und Medien bei.
Text: Simon Walther. Bild: Simon Walther. Bearbeitung: Hanna Frantz.