Lizenzen stechen Konkurrenten aus

von | 21. März 2012

Kaum ein Spielgenre konnte so monopolisiert werden wie das der „Fußball Manager“. In Deutschland ist „Electronic Arts“ mittlerweile zum ungefährdeten Monopolisten geworden – trotz Kritik. Bereits vor der Veröffentlichung des […]

„EA“ hat auf dem deutschen Markt ein Monopol bei Fußball-Simulationen.

„EA“ hat auf dem deutschen Markt ein Monopol bei Fußball-Simulationen.

Kaum ein Spielgenre konnte so monopolisiert werden wie das der „Fußball Manager“. In Deutschland ist „Electronic Arts“ mittlerweile zum ungefährdeten Monopolisten geworden – trotz Kritik.

Bereits vor der Veröffentlichung des ersten „EA Fußball Manager“ entwickelte der Lead Designer des Spiels, Gerald Köhler, Managerspiele wie die „Anstoß“-Reihe bei der damaligen Konkurrenz „Ascaron“. Der Spieleentwickler mit Sitz in Gütersloh, der früher das meistverkaufte Spiel des Genres produzierte, verlor allerdings immer mehr Spieler an das „EA“-Pendant. Mit der Insolvenz im August 2009 wurde die Reihe schließlich eingestellt.

Kaum Chance für Konkurrenten

Auf die Frage, warum die „Anstoß“-Reihe eingestellt wurde, verweist Köhler auf die damaligen Tests von Videospiel-Zeitschriften. Sowohl technische als auch inhaltliche Fehler wurden kritisiert. Laut „Game Star“ erreichte „Anstoß 4“ den Serien-Tiefpunkt. Zudem hatte „Ascaron“ nur fiktive Fußballernamen in der Spieldatenbank, wobei für die breite Zielgruppe die realen Namen einen entscheidenden Kaufgrund darstellen. Zwar schuf die Community lange Zeit umfangreiche Datenbanken mit den Originalnamen der Fußballer und stellte diese zum Download im Internet bereit, als die Lizenzinhaber die Website-Betreiber jedoch abmahnten, stellten viele ihr Engagement ein. Die Situation verschlechterte sich weiter, als „Electronic Arts“ im Jahre 2002 das Gütersloher Unternehmen wegen Datendiebstahl aus der „EA“-Datenbank anklagte, die dann verfremdetet wurden. Köhler hatte sich da schon aus Gütersloh verabschiedet. Er wechselte bereits nach „Anstoß 3“ zu „EA“.

Die Lizenzen für die Originalnamen der Fußballer in den großen europäischen Ligen sind aktuell immer noch allesamt bei „Electronic Arts“. Dass viele Spieler dies kritisieren, versteht Köhler nicht: „Es ist doch wohl positiv, dass sich überhaupt ein deutsches Entwicklungsteam in diesem Markt behauptet hat.“ In direkte Konkurrenz zum „Fußball Manager“ zu treten sei für die übrigen Simulationen schwierig. Kontrahenten müssten innovativ sein und neue Wege gehen. „Ich denke aber, dass gerade online da eine Menge Kreativität vorhanden ist. Wir können uns also keinesfalls auf die faule Haut legen, sondern müssen jeden Spieler jedes Jahr wieder neu überzeugen“, berichtet Köhler.

„Sega“ fehlen die Lizenzen

Da „EA“ die originalen Namens-Lizenzen hält, tut sich die Konkurrenz in Deutschland noch immer schwer. „Der ‚Football Manager‚ von ‚Sega‚ und ‚Sports Interactive‚ wird in Deutschland wegen fehlender Lizenzen nicht angeboten“, erklärt Fabian Döhla von „Sega Deutschland“. Der „EA Fußball Manager“ hat somit in Deutschland eine absolute Monopolstellung, auch wenn es eine Reihe von Online-Alternativen gibt, wie etwa „GoalUnited“ oder „Hattrick“. Dazu kommen diverse „Facebook“-Spiele für kurzweiligen Spielspaß. „Der ‚EA Sports Fußball Manager‘ hingegen richtet sich an Fußballfans, die hinter die Kulissen eines Vereins von der 1. Bundesliga bis hin zu den Regionalligen blicken möchten“, erklärt Ralf Anheier, PR-Manager bei Publisher „EA Sports“. Zwischen Fans und Machern herrsche ein reger Austausch, die Spieler sind sogar direkt an der Weiterentwicklung des Spiels beteiligt.

Alle Käufer des Spiels sind aber nicht mit dem Produkt zufrieden. „Großer Kritikpunkt sind die häufig im Spiel auftretenden Fehler, die den Spielfluss stören“, sagt Marcel H., der seit vier Jahren Administrator im Forum der Fanseite „FMtotal“ ist. Er wünscht sich seitens der Entwickler mehr Einsatz, diese Fehler zu beheben. Um die Mängel, die das Spiel Jahr für Jahr aufweist, weiß auch ein anderer Administrator der „Fußball Manager“-Fanpage, der in der Community unter seinem Alias „Bolzplatz“ bekannt ist: „Insbesondere die neuen Features funktionieren meist erst nach dem zweiten oder dritten ‚Patch‘, etwa drei Monate nach dem Release.“ Zudem gäbe es immer wieder „Ungereimtheiten“ aus älteren Versionen, die sich wie ein roter Faden durch die einzelnen Ausgaben ziehen. „Der ‚FM12‘ deckt sich zu 85 Prozent mit älteren Versionen“, schätzt derweil ein „Gamestar.de“-User, der Kauf lohne sich daher nicht.

Entwicklung ist durch technischen Ausbau geprägt

Mit der Zeit hat sich der „Fußball Manager“ zu einem Mammut-Programm gemausert. „Der ‚Fußball Manager‘ beinhaltet FIFA-, DFL- und DFB-Lizenzen, die FIFA-3D-Engine und mehr als 41.000 lizenzierte Spieler, davon mehr als 13.000 mit Original-Spielerbildern“, erzählt Anheier. „Man kann sagen, dass der ‚Fußball Manager‘ mittlerweile auch gleichzeitig eine große virtuelle Chronik des Sports ist: Fast alle wichtigen Daten seit Gründung der Bundesliga sind im Spiel enthalten“, führt er aus.

Auch die 3D-Darstellung der Spielszenen sei ein wichtiger Entwicklungsschritt gewesen. „Das 3D-Spiel ist aber eher kritisch anzusehen, da dort seit einigen Jahren wenig verbessert wird“, bemängelt Administrator Marcel H. Ebenso habe auch der Ausbau des Designs nach dem „FM06“ nachgelassen. Verbessert hätte sich dagegen die künstliche Intelligenz: „Anfangs wurden noch seitens des Computers wahllos Spieler verpflichtet und verkauft“, erinnert sich Marcel H.

Text: Lorena Gasteyer, Bild: medienMITTWEIDA, Bearbeitung: Florian Pfennig.

<h3>Lorena Gasteyer</h3>

Lorena Gasteyer