Wikipedia gilt als DAS Lexikon aller Lexika. Die Webseite allerdings als Quelle anzugeben, kann und wird oftmals negativ ausgelegt. Nichtsdestotrotz ist sie äußerst beliebt und das wird sich sicherlich auch in den nächsten Jahren nicht allzu schnell ändern. medienMITTWEIDA nimmt den heutigen 15. Geburtstag der deutschen Version von Wikipedia zum Anlass und beschäftigt sich einmal genauer mit den Hintergründen und Erfolgsfaktoren, aber auch den Risiken der beliebten Enzyklopädie.
Zu den Hintergründen
Eigentümer von Wikipedia ist die Wikimedia Foundation Inc. (kurz: WMF). Das Ziel der NGO (Nichtregierungsorganisation) ist es, Informationen und Content für alle Menschen frei zur Verfügung zu stellen. So werden neben dem Online-Lexikon noch zahlreiche weitere Projekte wie z.B. Commons, Wikibooks oder Wiktionary gefördert. Gründer und Chef des Ganzen ist Jimmy Wales alias „Jimbo“. Doch während der Gründung von WMF im Jahr 2003, war Wikipedia bereits seit zwei Jahren online. „Jimbo“ war es nämlich auch, der es mit einem Freund und Philosophie-Doktoranden Larry Sanger erstmalig schaffte, die Idee eines freien Lexikons erfolgreich umzusetzen. Damals lief das Projekt noch unter den Namen Nupedia. Die Entdeckung, Erweiterung sowie Nutzung des sogenannten Wiki-Systems, was übersetzt ganz simpel „schnell“ heißt, führte jedoch zur bekannten Namensänderung. Seitdem wird das Content-Management-System „Wiki-Software“ verwendet. Das sich dahinter verbergende Prinzip findet dabei bis heute Anwendung. Dabei kann jeder User der Webseite selbstständig und direkt, somit also ohne vorherige Auswahl und Korrektur der Informationen, Änderungen am Inhalt vornehmen.
Weltweiter Erfolg
Innerhalb kürzester Zeit erfreute sich die Internetpräsenz einer außerordentlichen und zudem stets steigenden Beliebtheit. Das rasante Wachstum wurde vornehmlich durch die Aufbereitung und Veröffentlichung in weiteren Sprachen hervorgerufen. Die deutsche Variante von Wikipedia war dabei eine der Ersten und ging am 16. März 2001 online. Mittlerweile gibt es die Webseite in allen großen Sprachen der Welt und unzähligen Sondersprachen. Insgesamt soll es sich um ca. 280 verfügbare Sprachen handeln. Infolgedessen stieg auch die Anzahl der veröffentlichten Artikel immens an. Während auf der englischen Seite ca. 100.000 im Jahr 2002 existierten, waren es im Jahr 2015 fast 5 Millionen. Danach folgen Schweden, Deutschland und die Niederlande mit ca. 175.000 bis 200.000 Artikeln im vergangenen Jahr. In der Gesamtheit soll es Anfang 2016 ca. 27 Millionen Artikel gegeben haben.
Steigende Probleme mit dem Wachstum
Das Wachstum verlief jedoch nicht reibungslos. So hatten die Gründer und Macher mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. In der Anfangsphase gab es z.B. in Spanien Gerüchte darüber, dass die Webseite in Zukunft Werbung schalten würde. Daraufhin wurde eine alternative Internetpräsenz veröffentlicht. Gründer Jimmy Wales, der kurz zuvor seinen Partner Larry Sanger rauswarf, kündigte daraufhn an, dass Wikipedia komplett werbefrei bleiben werde. Zudem erfolgte die Umstellung von .com auf .org. Das trotzdem vorhandene Finanzierungsproblem löst die WMF heutzutage durch Spendenaufrufe. Insbesondere in der Weihnachtszeit werden diese auf Wikipedia auffällig publiziert.
Weiterhin gab es Probleme mit den Nutzern. Durch die fehlende Bezahlung mussten diese nach und nach anderweitig zum Schreiben von Artikeln motiviert werden. Dabei wurde zunächst auf Userbewertungen gesetzt. Besonders gute Texte erhielten demnach den „exzellent“-Titel.
Mittlerweile wird dies anders geregelt. So können die Nutzer allgemein ihren Status verbessern. Dafür müssen sie jedoch viele besonders gute Schriftstücke, die einerseits den Normen entsprechen und andererseits gutes Feedback von anderen Nutzern erhalten, abliefern. Auch eine Ernennung zum Administrator ist möglich. Zudem werden regelmäßig Wettbewerbe veranstaltet.
Mit der zunehmenden Beliebtheit und der freien Zugänglichkeit wurde die Internetpräsenz auch für Manipulationen und Rechtsverletzungen anfällig. Dadurch gab es einen starken Abfall des Image und der Vertrauenswürdigkeit, welcher bis heute anhält.
Warum wird Wikipedia trotzdem von Jedermann genutzt?
Über die Jahre hinweg hat sich Wikipedia trotz zahlreicher negativer Ereignisse und Probleme zu einem der beliebtesten Enzyklopädien und damit auch Internetpräsenzen der Welt gemausert. Die Zahl der Seitenaufrufe brachte die Webseite auf Platz Sieben der am häufigsten besuchten. Jeder kennt es: Etwas ist unbekannt, sofort wird gegoogelt. Wikipedia erscheint meistens ganz oben in der Liste der Suchergebnisse. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass die darin enthaltenen Informationen gut zusammengefasst sowie aufbereitet sind und allgemein sehr häufig nützlich sein können. Insbesondere schwierige Zusammenhänge können dadurch verstanden werden. Infolgedessen wird die Seite immer wieder aufgerufen oder es wird gleich direkt darauf gesucht. Dennoch sollten die präsentierten Informationen immer mit einer ordentlichen Portion Misstrauen begutachtet werden. Trotz etlicher Maßnahmen zur Eindämmung von Manipulationen gibt es keine Garantie für die Richtigkeit – das wohl größte Problem, warum Wikipedia nie als einzige Quelle angegeben werden sollte.
Text: Tina Georgi. Beitragsbild: Wikipedia logo 2.0 von „Wikimedia Foundation“ auf Wikimedia Commons unter CC BY-SA 3.0. Bearbeitung: Mandy Lewna.