Genie und Wahnsinn

von | 9. Februar 2010

Snooker ist in Deutschland eine relativ unbekannte Sportart und erfährt trotzdem in der Bundesrepublik einen größeren Zuspruch als bei manchen Weltranglisten-Turnieren. Nun war das Snooker-Genie Ronnie O'Sullivan in Hamburg.

Snooker ist ein Gentlemen-Sport und eigentlich in Großbritannien zu Hause. In Deutschland kennen diesen Sport nur wenige, zumal kein Deutscher in der Weltspitze des Snookersports zu finden ist. So werden auch keine Weltranglisten-Turniere in der Bundesrepublik ausgetragen. Manchmal organisiert die Dragonstars Eventmanagement GmbH in Deutschland Exhibitions – keine Turniere, sondern Shows. Eine solche fand am 8. Februar in Hamburg statt.

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Snooker ist zwar eine Form von Billard, allerdings sind die Regeln ein bisschen komplizierter. Der Tisch ist größer, die Kugeln sind andersfarbig und der Spieler muss sie in einer bestimmten Reihenfolge treffen. Es ist also bei diesem Sport jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Es gibt nur wenige Spieler, die dieses Fingerspitzengefühl nahezu in Perfektion haben.

Einer von ihnen und der wohl populärste ist Ronnie O’Sullivan – womöglich der beste Snookerspieler überhaupt, wie viele Snooker-Experten bestätigen. Er sorgt regelmäßig für Aufsehen, allerdings leider nicht nur durch seine Spielkunst. Letztere stellt er aber immer wieder unter Beweis. Bereits mit 16 Jahren war er U21-Weltmeister und mit 17 wurde er professioneller Snookerspieler. Aufgrund seines schnellen Aufstiegs in der Weltrangliste, die er zurzeit anführt, trägt er bis heute den Spitznamen „The Rocket“. Der steht inzwischen aber auch für seine schnelle und aggressive Spielweise. Unvergesslich bleibt sein „Maximum Break“, das heißt die höchste erreichbare Punktzahl von 147, in fünf Minuten und zwanzig Sekunden. Mit diesem schnellsten „Maximum Break“ ging er ins Guinness-Buch der Rekorde ein. O’Sullivan wurde dreimal Weltmeister und gewann fast alle großen Snookerturniere wenigstens einmal. Außerdem ist er einer der wenigen Snookerspieler, die sowohl mit rechts als auch mit links spielen können – und das sehr gut.

Nicht nur am Snookertisch besonders

Allerdings ist er auch neben dem Snookertisch immer wieder für eine Überraschung gut. Mal erscheint er angetrunken zu einer Pressekonferenz und gibt mehrere anzügliche Bemerkungen von sich. Mal gibt er ein Match nach einem – gerade für ihn leicht – noch aufzuholenden Rückstand vorzeitig auf und verlässt die Arena. Für beides wurde er vom Verband zu Geldstrafen verurteilt. Ronnie O’Sullivan wurde 1998 sogar positiv auf Cannabis getestet und im Nachhinein für dieses Turnier, welches er gewonnen hatte, disqualifiziert. Sein problematisches Verhalten hängt aber teilweise auch mit einer depressiven Erkrankung zusammen.

„Unterhaltsame Mischung aus Top-Snooker und Spaß“

Genau dieser Spieler war nun also zusammen mit weiteren Größen des Snookersports wie Steve Davis und Jimmy White zu Gast in Deutschland. Sowohl der Veranstalter als auch Rolf Kalb, der Snooker-Kommentator des Fernsehsenders eurosport, rechneten dabei mit etwa 1.000 bis 1.500 Zuschauern. „Die erwartet eine unterhaltsame Mischung aus Top-Snooker und Spaß“, wie Rolf Kalb gegenüber medien-mittweida.de erklärt. Aber nicht nur die deutschen Fans sind von den Auftritten der Snooker-Weltstars begeistert. „Das gilt auch für Ronnie selber, der mir nach einer Show in Hamm gesagt hat: Für so ein tolles Publikum müsste man als Profi eigentlich Geld bezahlen“, erzählt Kalb weiter.

Der Kommentator erwartete von diesem Turnier „beste Werbung für Snooker und für die Fans auch die Möglichkeit, mal auf Tuchfühlung mit den Stars zu gehen“. Denn gerade bei solchen Exhibitions sind sie für den einen oder anderen Spaß zu haben und erfüllen alle Autogrammwünsche der Fans.

<h3>Therese Galetzka</h3>

Therese Galetzka