INTERVIEW

„Genießt es und macht das Beste daraus“

von | 10. Januar 2025

Von Mittweida nach Berlin – Richard erzählt, was das Medienmanagement-Studium in Mittweida ihm gebracht hat.

Richard, 23 Jahre jung, studierte Medienmanagement in Mittweida und ist heute selbstständiger Content Creator und Fotograf in Berlin. Darüber hinaus arbeitet er als Freelancer in der Werbefilmbranche in den unterschiedlichsten Positionen, etwa als Kameraassistent, Beleuchter oder Colorist. Im Interview mit medienMITTWEIDA spricht er über positive Erfahrungen, nicht erfüllte Erwartungen an das Studium und welche Erkenntnisse man gewinnen kann, wenn man sich für diesen Studiengang entscheidet.

Quelle: Privat. Richard Weller, selbständiger Content Creator und Fotograf in Berlin.

Wie hast du deine Studienzeit erlebt?

Mein Studium begann mitten in der Corona-Zeit, was bedeutete, dass etwa die Hälfte davon online stattfand. Ungefähr bis zum dritten Semester war alles eher theoretisch, doch dann wurde es spannender, als wir eine Vertiefung wählen durften. Ich habe mich für „Film- und TV-Produktion“ entschieden. Ab diesem Punkt wurde das Studium viel praktischer, was mir sehr gut gefallen hat. Insgesamt habe ich meine Studienzeit wirklich genossen – vor allem die Zeit mit meinen Kommilitonen. Wir hatten eine tolle Gemeinschaft, was die Erfahrung definitiv bereichert hat. Es war eine richtig gute Zeit! 

Wie ging es für dich nach deinem Studium weiter?

Nach meinem Praktikum im Jahr 2023, das ich von März bis Ende August bei Koschmiederfilm absolviert habe, arbeitete ich freiberuflich weiter – sowohl für Koschmiederfilm als auch für andere Kunden. Anfang 2024, bin ich nach Berlin gezogen, um hier in der Werbefilmbranche Fuß zu fassen. Zwischen März und Mai habe ich dann in Berlin meine Bachelorarbeit geschrieben. Im August erhielt ich schließlich mein Ergebnis – ich habe bestanden! Seitdem bin ich selbstständig als Content Creator unterwegs.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aktuell aus?

Mein Job ist aktuell super abwechslungsreich. Ich arbeite viel mit einer Online-Zeichenakademie zusammen, für die ich die Social-Media-Ads schneide. Nebenbei kommen immer wieder verschiedene Aufträge rein. Im Sommer habe ich zum Beispiel größtenteils Hochzeiten fotografiert oder andere Events begleitet. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war ein Sportevent für Adidas, bei dem ich als Content Creator gefilmt habe. Außerdem war ich bei zwei Werbekampagnen von Mister Spex dabei, bei denen ich als Kamera- und Lichtassistent mitgearbeitet habe. Mein Job ist eine ziemlich bunte Mischung: Fotografieren, Videografieren, Eventbegleitung, Werbekampagnen – und eben auch Hochzeiten. Jeder Auftrag ist anders und genau das macht es für mich so spannend.

Quelle: Privat. Richard Weller, selbständiger Content Creator und Fotograf in Berlin.

Gab es etwas aus deinem Studium, das dich besonders auf deinen jetzigen Job vorbereitet hat?

Was ich mitnehmen konnte, war das Gründungsmanagement, das wir im fünften Semester hatten. Das war unglaublich hilfreich, gerade weil ich mich als Freelancer verselbständigt habe. Themen wie Buchhaltung, Steuergrundlagen und generell, wie man eigenes Business aufbaut, haben mir in meinem Arbeitsalltag echt weitergeholfen.

Fandest du, dass dein Studium nah an der Realität ausgerichtet war?

Für mich wirkte das Studium, besonders die Vertiefung Film- und TV-Produktion, in einigen Bereichen ein bisschen realitätsfern – vor allem, was die Zukunft der Branche angeht. Klassisches Fernsehen und Live-Produktionen sehe ich persönlich nicht als den Weg, in den es langfristig geht. Viele Absolventen aus Mittweida, die in den Bereichen Film oder Video arbeiten, landen stattdessen in der Content-Creation, bei Imagefilmen oder Werbefilmen. Ich denke, das Studium könnte deutlich stärker auf solche modernen Formate wie Werbefilme, Musikvideos oder Social Media eingehen. Zu meiner Zeit lag der Fokus noch sehr auf TV-Produktionen, obwohl ich finde, dass die Relevanz des klassischen Fernsehens immer weiter abnimmt – vor allem durch die Konkurrenz von Streaming-Diensten wie Netflix und Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok. Hier hat der Studiengang meiner Meinung nach viel Potenzial, sich weiterzuentwickeln und stärker an die aktuellen Anforderungen der Branche anzupassen.

Hattest du Erwartungen an das Studium, die nicht erfüllt wurden?

Ich erinnere mich noch daran, dass auf der Website des Studiengangs Medienmanagement an der Hochschule Mittweida stand, dass der Studiengang eine gute Wahl sei, um in Bereiche wie Musikvideoproduktion, Werbefilm und ähnliche Richtungen einzusteigen. Leider war meine Erfahrung während des Studiums eine andere – vor allem auf der praktischen Seite lag der Fokus fast ausschließlich auf Fernsehen. Besonders die Formatanalysen drehten sich fast nur um TV-Inhalte, meist Live-Produktionen oder Reality-Formate, Produktionen, die möglichst nah an der Realität sein sollen. Besonders enttäuschend fand ich, dass gescriptete Inhalte – selbst wenn sie für das Fernsehen gedacht wären, wie Serienideen oder andere kreative Konzepte – kaum im Studienplan vorkamen. Solche Projekte musste man meistens außerhalb des Studiums verfolgen, weil sie im Lernstoff schlicht nicht vorgesehen waren. Das war für mich ein ziemlicher Dämpfer.

Was war dein größtes Learning aus dem Studium?

Das größte Learning, das ich während meines Studiums gemacht habe, ist, dass der wichtigste Aspekt des Medienmanagement-Studiums in Mittweida nicht nur das Wissen ist, sondern vor allem das Netzwerken. Es geht darum, mit anderen Kommilitonen zusammenzuarbeiten – sei es bei Kurzfilmen oder Pilotfolgen – weil diese Verbindungen, besonders wenn man selbstständig ist, entscheidend sind, um Aufträge zu bekommen. Außerdem sind sie super wertvoll, wenn man Rat braucht. In der Medienbranche sind gute Kontakte Gold wert. Viele schaffen es nur durch die richtigen Verbindungen, weil diese Türen öffnen. Auch ich habe hier in Berlin durch die Connections zu meinen Kommilitonen echt profitieren können. In dieser Branche ist Netzwerken einfach unverzichtbar.

Was würdest du Studenten empfehlen, die jetzt ihr Medienmanagement – Studium in Mittweida starten?

Ein Punkt, der mir sehr geholfen hat, war, sich nicht nur auf das Studium in Mittweida zu verlassen, sondern sich selbstständig weiterzubilden. Gerade in der Film- und TV-Production gibt es unglaublich viele Ressourcen, wie YouTube-Kanäle, die einem tiefgehendes Wissen vermitteln – vor allem in praktischen Bereichen wie Kameraführung, Color Grading und Schnitt. Diese Fähigkeiten sind später im Berufsleben genauso wichtig wie das, was man im Studium lernt. Die Medienbranche ist sehr dynamisch und verändert sich ständig – gerade jetzt mit dem Einfluss von KI. Daher ist es wichtig, während des Studiums immer am Ball zu bleiben und sich fortlaufend weiterzubilden. Ich würde sagen: Nehmt das Studium nicht zu ernst, sondern genießt es! Das Studium hat mir als Vorbereitung auf das Berufsleben sehr geholfen. Nutzt die Chance, viel auszuprobieren und zu lernen, auch wenn nicht alles perfekt ist. 

Text: Vanessa Willmann, Bilder: Richard Weller

<h3>Vanessa Willmann</h3>

Vanessa Willmann

ist 27 Jahre alt und studiert derzeit im 5. Semester Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei medienMITTWEIDA engagiert sie sich als Social Media Leitung.