Geschichtenerzähler nach vorn

von | 14. November 2011

Aufmerksamkeit ist die knappste Ressource unserer Zeit. Dies vermittelte „BB Radio“-Programmchef Torsten Birenheide in seinem Workshop beim Medienforum Mittweida 2011.

3.000 Werbebotschaften erreichen uns pro Tag, aber nur 50 nehmen wir bewusst war. Wer sich für das selbsternannte Nebenbei-Medium Radio entscheidet – gehört und vielleicht sogar von den Hörern akzeptiert werden will, der braucht Unterstützung. Deshalb bot Torsten Birenheide, Programmchef des Privatsenders „Radio BB“, Radiointeressierten in seinem Workshop Starthilfe. „Schreiben fürs Hören“ war das Thema: Wie schaffe ich es, mit meiner Botschaft zum Hörer durchzudringen?

Weniger Wort bedeutet mehr Persönlichkeit

Laut Birenheide ist es am wichtigsten mit Wörtern zu sparen, so knapp wie möglich zu formulieren. Füllwörter und Umständlichkeiten würden bei ihm einem regelrechten „Wortmassaker“ zum Opfer fallen. Manche fürchten sich nun vor einer kühlen und strengen sprachlichen Wirkung. Aber überraschenderweise lässt ein schnell vermittelter Kern mehr Platz für die Persönlichkeit des Moderators. Nur: Wie wird der angehende Moderator so eine Stimme, der täglich viele Menschen gerne zuhören? „Hauptaufgabe eines Radiosprechers ist es vor allem Geschichten zu erzählen“, so Birenheide.  Das Talent andere zu unterhalten müsse der Radiomacher mitbringen. Handwerk und Übung ergänzen es. Ein guter Arbeitgeber ist ein Radiosender, der dies versteht und seinen Moderatoren regelmäßig Unterstützung durch Logopäden anbietet. Die Stimme ist ein Werkzeug und benötigt Pflege. Auch ist es wichtig, sie genau kennenzulernen. Stimmliche Varianz hilft ungemein beim Hörer anzukommen. Dazu gehört auch in den richtigen Momenten euphorisch klingen zu können oder seriös. „Jemand, der beides beherrscht, wird beim Hörfunk immer Arbeit finden“, sagte Torsten Birenheide im Workshop.

Nein zu Verneinungen

Im Workshop wies Bierenheide außerdem auf typische Fehler beim Schreiben fürs Radio hin. Verneinungen und doppelte Verneinungen in Sätzen führen zur Verwirrung des Hörers, rhetorische Fragen zu Beginn einer Moderation bringen den im Grunde höflichen Hörer dazu, unbewusst über eine Antwort nachzudenken. Dadurch werden die folgenden Sätze nicht mehr gehört. Auch ein Übermaß an Zahlen und Informationen kann abschreckend wirken. Diese Fehler sind aber nichts gegen den größten Feind des Moderators – Sätze, die abgehoben klingen, wie vom Blatt abgelesen.

Gute Moderationen werden sprechend entwickelt, nicht mit der Tastatur. Sie sollen klingen wie Alltagssprache. Sich klar auszudrücken bedeutet aber nicht, ihn für weniger klug zu erklären. Stattdessen bedeutet es, für ihn ein Bekannter zu werden, der durchs Radio spricht, ein Mensch, der auch mal etwas Privates zeigt ohne sich zu schämen und dabei glaubwürdig ist. Selbst für objektiv merkwürdige Stimmen findet sich ein Platz im Radio, so Birenheide. Nur Geschichten müssen sie eben erzählen können.

<h3>Vinzenz Horwath</h3>

Vinzenz Horwath