Vor neun Jahren wurde die Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie von einer neuen Tierseuche tief getroffen: BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie). Am 24. November 2000 wurde in Deutschland zum ersten Mal ein Rind positiv auf BSE getestet. Es war gekennzeichnet durch Aggressivität, Ängstlichkeit und Gangstörungen. Viele Menschen fürchteten, an der menschlichen Form von BSE, einer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK), zu erkranken. Mittlerweile ist es still um BSE und andere Tierseuchen geworden.
Wie ist die Situation heute?
Der Anschein, dass es BSE, Vogelgrippe, Blauzungenkrankheit und andere Tierseuchen nicht mehr gibt, ist den schnell und richtig getroffenen Maßnahmen zu verdanken. Vor dem ersten BSE-Fall in Deutschland wurde bereits am 1. Oktober 2000 entschieden, Risikomaterial wie Gehirn oder Innereien vom Rind durch Verbrennen zu entsorgen. Eine Reihe strikter Regelungen folgte rasch. Am 2. Dezember 2000, zwei Wochen nach Entdecken des ersten BSE-Falles in Deutschland, wurde die Verfütterung von Tiermehl und Tierfett verboten. Ein umfassendes Forschungsprojekt sollte zudem schlimmere Auswirkungen verhindern. Das Friedrich-Loeffler-Institut, welches als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit zuständig ist, äußerte sich zum Forschungskonzept wie folgt: „Diese Maßnahme stellt – nicht nur nach Einschätzung der Europäischen Kommission – die wichtigste Maßnahme im Hinblick auf den vorbeugenden Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier vor TSE dar.“ Transmissible Spongiforme Enzephalopathie (TSE) ist die allgemeine Bezeichnung für die schwammartige Veränderung des Gehirns, welches auch von BSE verursacht wird.
Eine elementar wichtige Entscheidung ist die aktive BSE-Überwachung, welche jüngst am 1. Januar 2009 spezifiziert wurde. Diese besagt, dass der BSE-Schnelltest unter anderem bei Rindern, die für den Verzehr geschlachtet werden und älter als 48 Monate sind, durchgeführt werden muss. Durch diese Indikatoren war es möglich, die BSE-Fälle deutschlandweit, aber auch in der gesamten Europäischen Union kontinuierlich zu senken. Das mediale Interesse nahm dadurch im Laufe der Jahre kontinuierlich ab.
Im Kampf gegen die Vogelgrippe wurde ein Impfstoff entwickelt, der in Deutschland jedoch nicht zugelassen ist. Grund ist laut EU-Verordnung die Schwierigkeit, gesundes Geflügel von krankem zu unterscheiden. Ausnahmeregelungen gelten nur in Frankreich und den Niederlanden. Vorrangig diente der Impfstoff, laut Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts Susanne Glasmacher, nur als Muster für den Pandemiefall.
Tierseuchen bleiben erhalten
Wie heutzutage bei der Schweinegrippe brach auch damals eine Panik vor BSE und Vogelgrippe aus. Die Angst vor der Rinderkrankheit ist auch berechtigt, denn falls jemand an der menschlichen Form von BSE erkranken sollte, würde es womöglich mit dem Tod enden. Entgegen aller Befürchtungen ist bisher kein deutscher Bundesbürger erkrankt.
Trotz sinkender Zahlen bleibt ein Restrisiko bei den Tierseuchen bestehen. Zum Beispiel ist in Europa eine BSE-Pandemie trotz der strikten Regelungen weiterhin möglich. Vor allem bei alten Kühen, die damals vor der Verabschiedung des Verbots von Tiermehl- und Tierfettverfütterung Kälber waren, besteht ein Restrisiko. Laut dem Robert-Koch-Institut wird es in Zukunft immer wieder Tierseuchen, Erkrankungen oder Infektion bei Tieren geben, die auf Menschen überspringen. Fast jedes Jahr wird ein neuer Infektionserreger beobachtet. „Das sind sehr häufig Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übergesprungen sind, zum Beispiel Borelliose“, fügt Glasmacher hinzu. Glücklicherweise ist die medizinische Versorgung in Europa so ausgereift, dass Pandemiefälle, wie die Pest im Mittelalter frühzeitig erkannt und bekämpft werden. Ein Allheilmittel gegen die Tierseuchen gibt es dennoch nicht.