Durch die Zusammenarbeit der traditionsreichen Orgelbaufirma Eule aus Bautzen und der Hochschule Mittweida ist eine neue Konzertsaalorgel entstanden, die in dieser Art auf dem europäischen Festland einzigartig ist. Diese wurde von der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gesponsert und beeindruckt schon durch ein paar Zahlen: Das Gesamtgewicht beträgt 16 Tonnen, es kommen 5.000 Orgelpfeifen zum Einsatz und sie besteht aus 72 Registern, welche durch vier Manuale gesteuert werden. Die Entwicklung der elektronischen Steuerung in Mittweida begann schon 2005 unabhängig von der Bau-Planung in Bautzen. „Die Koordination des Orgel-Baus mit der elektrischen Steuerung ist bei einem solchen Projekt sehr wichtig“, sagt Prof. Dr.-Ing Christian Schulz, Dekan der Fakultät Informationstechnik/Elektrotechnik an der Hochschule Mittweida.
Prof. Schulz hat die elektronische Steuerung über die Jahre hin verantwortet und entwickelt. Er berichtete auch beim Medienforum Mittweida im Rahmen der Vortragsreihe „Kommunikation in kleinen Welten“ über dieses Projekt. Ein besonderes Merkmal dieser Orgel ist es, dass sich der Ton verändert, wenn der Spieler die einzelnen Tasten ganz durchdrückt, er wird nämlich stärker. Gefertigt wurde die elektrische Steuerung von der Mittweidaer Firma IMM und so entstand eine Orgel beeindruckender Größe und Kapazität. Der fahrbare Spieltisch ist aus amerikanischem Kirschbaumholz gefertigt.
Orgel der besonderen Art
Die neue Konzertsaalorgel ist keine normale Kirchenorgel, sondern eine Kombination aus der englischen „Town Hall Orgel“ und einer für die 20er Jahre typischen Kinoorgel. Letztere wurden überwiegend für die Präsentation von Stummfilmen eingesetzt und war somit für die komplette Akustik eines Kinofilmes verantwortlich. Um ein solches Event auch in Duisburg zu veranstalten, ist die Technik in dem Konzertsaal so veranlagt, dass eine Leinwand vor die Orgel geschoben werden kann. Diese neue Orgel ist also keine gewöhnliche, sie hat ein viel reicheres Klangspektrum. Der Organist kann neben typischen Klängen auch ein Bass-Orchester, Schlagzeug-Geräusche und sogar Jazz erzeugen. „Diese Orgel vereint Technik und Kunst“, merkt Prof. Dr.-Ing. Christian Schulz an.
Feierliche Einweihung
Der Oberbürgermeister Adolf Sauerland lud im Rahmen von „Ruhr 2010 – Kulturhauptstadt Europa“ am vergangenen Samstag zur Einweihung der großen Konzertsaalorgel ein. Ort des Geschehens war die vor zwei Jahren neu erbaute Philharmonie Mercatorhalle in Duisburg. Der modern gestaltete Konzertsaal bringt so einige Vorteile mit sich, denn die Räumlichkeit sowie die Akustik sind veränderbar. So entsteht hier nach Belieben eine Tanz-, Theater- oder wie in diesem Fall eine Konzerthalle. Zur festlichen Einweihung erschienen rund 2.000 Gäste und lauschten den Klängen der neuen Orgel. Die preisgekürten Organisten Iveta Apkalna und Thomas Trotter spielten auf der gigantischen Konzertsaalorgel und auch die Duisburger Philharmoniker präsentierten so manches Stück. Am folgenden Tag fand anlässlich der Einweihung dann der Tag der offenen Tür statt, an dem der Orgelbauer über den Umfang dieses großen Projektes erzählte.