„Google“ erweitert Realität und Werbeplatz

von | 19. April 2012

„Google“ entwickelt eine Brille, die dem Nutzer Informationen zu seiner Umgebung anzeigt. Die Gefahr: Das Unternehmen könnte diese Daten aus dem realen Leben Dritten anbieten. „Google“ arbeitet an einer Brille, […]

Die Datenbrille von „Google" soll den Alltag einfacher machen.

Die Datenbrille von „Google“ soll den Alltag einfacher machen.

„Google“ entwickelt eine Brille, die dem Nutzer Informationen zu seiner Umgebung anzeigt. Die Gefahr: Das Unternehmen könnte diese Daten aus dem realen Leben Dritten anbieten.

„Google“ arbeitet an einer Brille, die dem Nutzer über ein Display ergänzende Informationen zu seiner Umwelt liefern soll. Seit April arbeitet der Suchmaschinengigant offiziell an dem „Project Glass“. Aus der scharfen Kritik an „Googles“ neuen Datenschutzregelungen scheint der Internetkonzern nicht gelernt zu haben. „Aus der Perspektive des Datenschutzes kann ich keine positiven Aspekte an dem Projekt erkennen“, kritisiert Nils Schröder, stellvertretender Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen.

Datenschützer uneins

Bislang hat sich „Google“ noch nicht dazu geäußert, wie genau der Umgang mit den gewonnenen personenbezogenen Daten aussehen soll. Der Datenschutz ist noch geteilter Meinung. „Wenn Nutzerinnen und Nutzer die Videokamera in der Brille ständig aufnehmen und senden lassen, kann eher der Reiz bestehen, das eigene Verhalten und das Handeln anderer komplett zu dokumentieren und anderen zur Verfügung zu stellen“, betont Schröder. Die mögliche Ortung könne so in Kombination mit der stetigen Videoaufnahme des Sichtfeldes ein Schritt in Richtung totale Überwachung sein.

Andere Datenschützer glauben nicht daran, dass sich die „Google“-Brille in Hinsicht auf den Datenschutz von üblichen Handys unterscheidet. „Ob der Verbraucher sich ein ‚Android‘-Handy vor die Augen hält oder eine entsprechende Brille nutzt, macht zunächst keinen Unterschied“, argumentiert Andreas Schneider, Presseverantwortlicher des Sächsischen Datenschutzbeauftragen.

Erweiterte Wirklichkeit wird belächelt

„Googles“ neuestes Projekt basiert auf dem Konzept der „Augmented Reality“, also der erweiterten Realität. Hier wird die Umwelt über eine Kamera aufgenommen, analysiert und ausgewertet. Die gesammelten Daten werden dann genutzt, um dem Träger der „Google“-Brille passende Informationen und personalisierte Werbung über das Display zu präsentieren. Von der Wetteranzeige über Produktinformationen bis hin zu Navigationselementen sei alles möglich.

„Google“ stellte seine Ambitionen im Brillengeschäft erstmals am 4. April in einem Online-Video vor. Einige „YouTube“-Nutzer haben schon jetzt große Zweifel an der neuen Erfindung des Unternehmens und äußern die in etlichen Parodien auf den Werbe-Clip. Einige sehen in „Googles“ Datenbrille nur neue Möglichkeiten für das Unternehmen, um noch mehr Werbung zu schalten. Andere „YouTuber“ sind sich noch unsicher, wo der wirkliche Mehrwert für den Nutzer liegt und befürchten, dass das „Project Glass“ den Alltag durch ständigen Informationsfluss eher behindern als bereichern könnte.

Schweigen zu technischen Angaben

Über die Technik, die hinter „Project Glass“ steckt, verrät der amerikanische Internetkonzern noch nichts. Auf Nachfrage von medienMITTWEIDA erklärt „Google“ lediglich, dass sich die Verbraucher über den Entwicklungsstand auf der entsprechenden „Google+“-Seite informieren können.

Text: Florian Klos, Bild: flickr.com, Wikipedia, Philipp Fechner, Fotograf: marcp_dmoz, Th3 ProphetMan, Philipp Fechner, Bearbeitung: Nathalie Gersch

<h3>Florian Klos</h3>

Florian Klos