Googles Dienste sind stark miteinander verknüpft. Laut der französischen Datenaufsichtsbehörde können dadurch alle Nutzerdaten aus allen Angeboten des Internetriesen zentral genutzt werden. EU-Datenschützer fordern, dass der Nutzer der Datenweitergabe unbedingt vorher zustimmen muss.
Google steht unter Druck: Aus einem Bericht der französischen Datenaufsichtsbehörde CNIL geht hervor, dass Google „nahezu alle Daten der Anwender aus allen Diensten für alle Zwecke“ verwendet. „Wann genau und zu welchem Mittel dies geschieht, sei nicht nachvollziehbar“, heißt es darin weiter. So wurden beispielsweise Inhaber eines Google Mail-Kontos automatisch mit dem sozialen Netzwerk „Buzz“ verknüpft.
Dritten ist es dadurch möglich nachzuvollziehen, wer mit wem in Kontakt stand. Publik geworden war das Problem erst, als der Nachrichtenverlauf eines Psychiaters mit seinen Patienten an die Öffentlichkeit gelangte. Weiterhin waren die Dienste „GoogleNow“, YouTube und Picasa von ähnlichen Fällen betroffen.
Google ist zur Korrektur aufgefordert
Auch Marvin Schregler, Student an der Hochschule Mittweida, ist als Nutzer mehrerer Google-Dienste überrascht über die Praktiken des Suchmaschinen-Anbieters: „Ich will auf keinen Fall, dass durch solche Verknüpfungen Dritte sehen, mit wem ich kommuniziert habe. Dass mein YouTube-Konto automatisch mit meinem Google-Konto verbunden wird, wusste ich gar nicht.“ – Wie auch? Google wies seine Kunden bislang nicht darauf hin. So wie Schregler geht es vermutlich vielen.
Als Reaktion auf den CNIL-Bericht fordern EU-Datenschützer Google nun zur Nachbesserung auf. Binnen von vier Monaten soll der Anbieter seinen Nutzern verbesserte Datenschutzerklärungen präsentieren. Ähnlich wie in den USA sollen die User im Voraus über eine Datenweitergabe informiert werden. Sie müssten dieser dann zunächst zustimmen.
Des Weiteren sollen Nutzer die Möglichkeit haben, die Verarbeitung ihrer Daten bei der Verwendung bestimmter Anwendungen abzuwählen. Die Speicherung von Informationen über nicht angemeldete User soll ebenfalls deutlich reduziert werden und nur noch zum Zweck der Sicherheit erfolgen. Wer ein Google-Konto besitzt, soll fortan selbst entscheiden können, ob er diverse andere Dienste anonymisiert nutzen möchte.
Alternativen gibt es viele
„Es gibt eine Vielzahl von Alternativen zu Google-Angeboten, egal ob Online-Alben oder Email-Anbieter“, rät Johannes Caspar, Beauftragter für Informationsfreiheit aus Hamburg. Aber auch wer nicht gänzlich auf die Dienste des Online-Giganten verzichten möchte, kann sich schützen: So kann zum Beispiel das Google Web-Protokoll deaktiviert werden. Suchanfragen werden dann nicht mehr gespeichert. Wer ein Profil beim Internetriesen besitzt, die Google-Suche aber unabhängig von diesem benutzen will, dem sei die Suchmaschine „Ixquick“ empfohlen. Deren Betreiber versichern, keine IP-Adressen zu speichern.
Regulierungen hindern neue Technologien
Google scheint die Vorwürfe der Datenschützer aus Brüssel durchaus ernst zu nehmen. Unternehmens-Chef Larry Page dementierte einen Missbrauch von Benutzerdaten. Er machte außerdem deutlich, dass „Überregulierung ein großes Risiko“ für die Unternehmensphilosophie darstellen würde, da sie die Entwicklung neuer innovativer Technologien deutlich erschwere.
Aktuell sei aus seiner Sicht nicht absehbar, „wie das Internet in zehn Jahren funktionieren wird.“ Es könne also durchaus sein, dass der Internet-User der Zukunft gewisse Daten zwangsläufig preisgeben müsse.
Ein Beitrag der Novum. Text: Thomas Kraftschenko. Bild: flickr, wikipedia, sxc.hu. Fotograf: winnifredxoxo, Google, Gastonmag. Bearbeitung: Nicole Schaum.