Umweltschutzthemen in der Öffentlichkeit zu platzieren ist das Eine, entsprechende Maßnahmen im eigenen Unternehmen anzuwenden das Andere. Nachhaltiges Wirtschaften wird bei Deutschlands Medien-Playern durchwachsen gehandhabt – es gibt aber auch Vorzeigebeispiele.
Ob „ZDF.umwelt“, ProSiebens „Green Seven“-Woche oder diverse Titelthemen in Spiegel, Stern und Focus: Grüne Themen sind fester Programm-Bestandteil in deutschen Medienhäusern. Doch Umweltschutz in die Berichterstattung zu integrieren ist nur die halbe Wahrheit – nach Professor Dr. Dr. Alexander Moutchnik an der „Mediadesign Hochschule München“ sogar nur ein Drittel. Der Studienleiter und Dozent für Medien- und Kommunikationsmanagement betont in dieser Hinsicht die Dreidimensionalität der Medienbranche. „Medien sind einerseits verpflichtet, nachhaltigkeitsbezogene Inhalte in eigenen Beiträgen zu liefern, andererseits die aktuelle öffentliche Meinung zu Nachhaltigkeitsthemen genau wiederzugeben, und schließlich Nachhaltigkeitspolitik im eigenen Unternehmen zu betreiben.“
Nicht nur reden, sondern machen
Kommunizieren können Unternehmen ihre Bekenntnis zum Umweltschutz im eigenen Haus unter anderem in Form von Nachhaltigkeitsberichten. „Die meisten großen Firmen haben inzwischen solche Reporte. Es ist eigentlich ein No-Go, über derartige Dokumentationen nicht zu verfügen“, erklärt Silke Reimann, Projektmitarbeiterin vom NABU, dem Naturschutzbund Deutschland. Speziell im Medienbereich liegt der Fokus dabei auf Kennzahlen zu den Themen Energie, Papier und Mobilität.
Die Realität in der Medienbranche und besonders bei den Branchengrößen ist durchaus unterschiedlich. Zwei der fünf größten Medienunternehmen hierzulande zeigen Transparenz und weisen umfassende Öko- beziehungsweise Nachhaltigkeitsberichte aus. Dazu zählen Bertelsmann sowie Axel Springer. Das ZDF verfügt zwar über eine solche Dokumentation, diese enthält jedoch vergleichsweise geringes Datenmaterial, zumal sich die Werte lediglich auf das Hauptgebäude in Mainz beziehen.
Während die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck sowohl auf der hauseigenen Website als auch auf Anfrage keine Stellung zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit nehmen möchte, lässt sich dem Geschäftsbericht der ProSiebenSat.1 AG zumindest die Umstellung der Energieversorgung am Hauptstandort München-Unterföhring auf regenerative Quellen entnehmen. Dabei sollen nach Angaben des Unternehmens jährliche Mehrkosten in Höhe von rund 40.000 Euro anfallen – bei einem Jahresumsatz im Jahr 2011 von 2,7 Milliarden Euro.
Zunehmende Digitalisierung kostet Energie
Der Berliner Konzern Axel Springer musste in puncto Energiebedarf eine zweiseitige Entwicklung hinnehmen: Konnte der Verbrauch an Druckstandorten im Jahresvergleich 2009 – 2011 unter anderem aufgrund milder Temperaturen und rückläufiger Auflagenzahlen gesenkt werden, stieg er an Bürostandorten mit rund 7% doch merklich an.
Zurückzuführen sei dieser Umstand auch auf die Zunahme an Hardware-Servern für Computer und Software. „Wir erforschen daher Innovationspotenziale zur Verbesserung der Energie- beziehungsweise CO2-Effizienz im gesamten Ablauf der digitalen Datenverarbeitung sowie dem Betrieb der Rechenzentren“, entgegnet Florian Nehm, Leiter des Referats Nachhaltigkeit der Axel Springer AG.
Regenerative Energie ist teuer
Positiv zu beurteilen ist die Anteilsentwicklung erneuerbarer Energiequellen am Gesamt-Energie-Mix bei Springer: Noch vor vier Jahren lag dieser Wert bei 14 Prozent, 2011 konnte eine Steigerung auf knapp 32 Prozent ausgewiesen werden. Zwar blieb dieser Wert damit nahezu auf dem Niveau von 2010, „die Entwicklung der einzelnen Anteile hängt aber unter anderem von der Laufzeit bestehender Energieliefer-Verträge ab“, begründet Nachhaltigkeitsleiter Nehm. So könnten die Entwicklungen in manchen Jahren deutlicher ausfallen als in anderen.
Die Öffentlich-Rechtlichen aus Mainz machten in Sachen Energie-Mix vergangenes Jahr dagegen einen Rückschritt: „Der Anteil regenerativer Energien zur Versorgung des ZDFs wurde 2012 aus Kostengründen verringert“, teilt Dietmar Gaumann von der Zuschauerredaktion mit. Eine detaillierte Öko-Bilanz wurde zudem nicht erstellt.
Skypen statt Reisen
Für Bertelsmann und seine Unternehmensbereiche ist Papier eine wichtige Ressource. Es macht etwa 97 Prozent aller eingesetzten Rohstoffe aus. Die zu Bertelsmann gehörende Verlagsgruppe Random House hat daher bereits im Jahr 2005 damit begonnen, die Buchproduktion sukzessive auf das FSC-Gütesiegel umzustellen und druckt seit dem Jahr 2008 nahezu alle Bücher auf FSC-zertifiziertem Papier. Entsprechend sind 77% der Druckereien des Konzerns FSC zertifiziert und setzen jährlich 60.000 Tonnen reines Recyclingpapier im Tiefdruck ein. „Unser Geschäft ist geprägt von den Wünschen unserer Kunden. Die Papierauswahl richtet sich nach ihren individuellen Qualitätsanforderungen“, erklärt Dr. Jens Prinzhorn, Director Government Relations bei Bertelsmann. Bei Axel Springer enthalten rund 66 Prozent der eingesetzten Druckpapiere Altpapier. Die Papierbeschaffung ist insgesamt rückläufig.
Was die Mobilitätsrichtlinien betrifft, sind sich Prinzhorn und Nehm einig: Eine Reduzierung des Reiseaufkommens ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll. Bei wachsenden Unternehmen mit neuen, internationalen Projekten sei der persönliche Kontakt aber vor allem am Anfang wichtig, erklärt Nehm von Axel Springer. Spätere Folge-Meetings könnten dann auch als Telefon- oder Videokonferenz stattfinden.
Text: Fabian Warzecha. Bild: epSos.de, Bearbeitung: Nicole Schaum.